Paare in Hassliebe verbunden
Die fünf Erzählungen von Eileen Chang spielen in Shanghai während der japanischen Besetzung. Unfreiheit und materieller Abstieg verschärfen die negativen Seiten der Menschen. Das gilt in erster Linie für das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Im Zentrum jeder Erzählung von Chang steht ein Paar, von Hassliebe zusammengehalten.
Erst das Kino machte ihren Namen hier bekannt. Bis zu Ang Lees Film "Gefahr und Begierde", der sich an die gleichnamige Erzählung der chinesischen Schriftstellerin Eileen Chang lehnt, war diese hierzulande allenfalls bei Litera-turwissenschaftlern und Sinologen bekannt. In China, Taiwan und in Amerika hingegen gilt die 1920 in Shanghai geborene und 1995 in San Francisco gestorbene Autorin als renommierte Klassikerin der Moderne, als eine Art chinesische Virginia Woolf oder Mary McCarthy.
Eileen Changs Erzählungen und Romane, die in den 30er und 40er Jahren spielen und das chinesische Großstadtbürgertum porträtieren, sind durchdrungen von einem fatalistischen Welt- und Menschenbild. Ihre Bücher wurden nach dem Machtantritt des kommunistischen Regimes sofort zensiert. Ihre Literatur ist mit dem dogmatisch-gesellschaftlichen Optimismus der Kommunisten ebenso unvereinbar wie mit dem süßlichen, von Pearl S. Buck geprägten Chinabild der vorkommunistischen Epoche.
Die fünf Erzählungen, die der Band "Gefahr und Begierde" versammelt, spielen in Shanghai in der Zeit der japanischen Besetzung. Unfreiheit und materieller Abstieg verschärfen die negativen Seiten der Menschen, brutalisieren ihr Triebleben und ihr Zweckdenken. Das gilt in erster Linie für die Verhältnisse zwischen Männern und Frauen.
Im Zentrum jeder Erzählung steht ein Paar, jedes von Hassliebe zusammengehalten. Erbarmungslos ist auch der Blick der Erzählerin: Kein falscher Ton, keine gespielte Geste, keine körperliche Unschönheit entgeht ihrer Beschreibung.
Mit der Kühle einer modernen Wissenschaftlerin skizziert und analysiert Ei-leen Chang, deren chinesischer Name Zhang Ailing ist, die sozialen und psychologischen Zeichen der Dekadenz. Zerrissen zwischen asiatischer Tradition und westlicher Moderne haben die chinesischen Bürger der Erzählungen ihre Wertvorstellungen eingebüßt.
In dieser Zerrissenheit spielte sich auch Eileen Changs eigene Kindheit ab: Ihre Mutter war Künstlerin, hatte in England studiert und lebte als emanzi-pierte Frau. Ihr Vater lebte gleichsam um ein Jahrhundert zurückversetzt, er verbrachte seine Tage mit Opiumrauchen und im Kreis einer Reihe von Konkubinen. Die Ehe wurde geschieden und Eileen Chang entschied sich für ihre Mutter. Nach ihrer Emigration in die USA im Jahr 1952 unterrichtete die chinesische poeta docta an amerikanischen Universitäten Literaturgeschich-te.
Rezensiert von Ursula März
Eileen Chang: Gefahr und Begierde
Übersetzt von Susanne Hornfeck, Wolf Baus und Wang Jue
Erzählungen, Claassen Verlag, Düsseldorf 2008
224 Seiten, 19,90 Euro
Eileen Changs Erzählungen und Romane, die in den 30er und 40er Jahren spielen und das chinesische Großstadtbürgertum porträtieren, sind durchdrungen von einem fatalistischen Welt- und Menschenbild. Ihre Bücher wurden nach dem Machtantritt des kommunistischen Regimes sofort zensiert. Ihre Literatur ist mit dem dogmatisch-gesellschaftlichen Optimismus der Kommunisten ebenso unvereinbar wie mit dem süßlichen, von Pearl S. Buck geprägten Chinabild der vorkommunistischen Epoche.
Die fünf Erzählungen, die der Band "Gefahr und Begierde" versammelt, spielen in Shanghai in der Zeit der japanischen Besetzung. Unfreiheit und materieller Abstieg verschärfen die negativen Seiten der Menschen, brutalisieren ihr Triebleben und ihr Zweckdenken. Das gilt in erster Linie für die Verhältnisse zwischen Männern und Frauen.
Im Zentrum jeder Erzählung steht ein Paar, jedes von Hassliebe zusammengehalten. Erbarmungslos ist auch der Blick der Erzählerin: Kein falscher Ton, keine gespielte Geste, keine körperliche Unschönheit entgeht ihrer Beschreibung.
Mit der Kühle einer modernen Wissenschaftlerin skizziert und analysiert Ei-leen Chang, deren chinesischer Name Zhang Ailing ist, die sozialen und psychologischen Zeichen der Dekadenz. Zerrissen zwischen asiatischer Tradition und westlicher Moderne haben die chinesischen Bürger der Erzählungen ihre Wertvorstellungen eingebüßt.
In dieser Zerrissenheit spielte sich auch Eileen Changs eigene Kindheit ab: Ihre Mutter war Künstlerin, hatte in England studiert und lebte als emanzi-pierte Frau. Ihr Vater lebte gleichsam um ein Jahrhundert zurückversetzt, er verbrachte seine Tage mit Opiumrauchen und im Kreis einer Reihe von Konkubinen. Die Ehe wurde geschieden und Eileen Chang entschied sich für ihre Mutter. Nach ihrer Emigration in die USA im Jahr 1952 unterrichtete die chinesische poeta docta an amerikanischen Universitäten Literaturgeschich-te.
Rezensiert von Ursula März
Eileen Chang: Gefahr und Begierde
Übersetzt von Susanne Hornfeck, Wolf Baus und Wang Jue
Erzählungen, Claassen Verlag, Düsseldorf 2008
224 Seiten, 19,90 Euro