Palast der Republik am Ende
Noch immer begehren sie auf, die Kämpfer für den Palast der Republik. Rund 1000 Demonstranten zogen am Nachmittag durch die Berliner Mitte. Ein "Bündnis für den Palast" hatte zum Aufmarsch aufgerufen. Ein Bündnis, das erst vor 4 Wochen ins Leben gerufen wurde, obwohl doch schon seit Jahren um die Zukunft des DDR-Baus gestritten wird.
Doch das Resultat dieser leidenschaftlich geführten Debatte könnte dürftiger nicht sein: Der Abriss des Gebäudes steht unmittelbar bevor, an seine Stelle wird das Nichts treten: Eine zugige Brachfläche, die im besten Fall mit widerstandsfähigem Rasensamen bestreut und schnell wachsenden Bäumen bepflanzt werden wird. Ein Zeichen des Stillstands, der Ideenlosigkeit.
Irgendwann soll auf dieser Brachfläche das Schloss, das einst von den DDR-Oberen gesprengt wurde, wieder erstehen. So hat es die Mehrheit im Deutschen Bundestag vor drei Jahren entschieden. Ein Schloss, dessen Nutzung und Finanzierung ungeklärt ist und hinter dessen Fassade nichts an die ursprünglichen Räumlichkeiten erinnern wird.
Für viele ist die Palastruine nicht mehr als ein Schandfleck. Schlossgegner aber argumentieren inhaltlich: Sie suchen in der Geschichte des DDR-Volkshauses, das der Palast der Republik früher war, seine Existenzberechtigung. Ein fataler Fehler. Sicher: Hier vergnügte sich das Volk, hier fanden der "Kessel Buntes" und der "Palastball" statt. Und hier tagte auch die DDR-Volkskammer. Doch sind das wirklich die zentralen Dinge, mit denen sich ein Leander Haußmann, ein Christian Ströbele oder ein Architekturbüro Sauerbruch / Hutton identifizieren? Diese und viele andere Prominente haben ihren Namen unter jenes "Bündnis für den Palast" gesetzt und fordern jetzt einen "offenen Umgang mit der Geschichte".
Doch wer von einem offenen Umgang mit der Geschichte spricht, muss alle Fakten beim Namen nennen. Er muss erwähnen, dass DDR-Staatschef Erich Honecker jenen Asbesteinbau, dessen Entsorgung für den ruinösen Zustand des Gebäudes jetzt verantwortlich ist, trotz der bekannten Gefahren und trotz des bestehenden Verbots anordnete. Er muss erwähnen, dass das Gebäude städtebaulich fragwürdig und architektonisch ebenso mittelmäßig wie eben jenes Stadtschloss daherkommt, das irgendwann an seine Stelle treten soll.
Und dennoch gehört zu einem souveränen Umgang mit Geschichte dazu, deren Zeugnisse in der Stadt, in der wir leben, zu akzeptieren. Zumindest, solange sie einer Nutzung zugeführt werden können. Der Palast der Republik hat dies unter Beweis gestellt: Ob die "Dialoge" von Sasha Waltz, ob Frank Castorfs Inszenierung von "Berlin Alexanderplatz", ob die zuletzt gezeigte Ausstellung "Fraktale IV": Die Besucherströme rissen nicht ab, hunderttausende kamen. Die zwischengenutzte Palastruine als experimenteller Raum erregte so viel Aufmerksamkeit, dass sogar McKinsey und der Bundesverband der Deutschen Industrie Teilhaber dieses Images werden wollten und sich das Gebäude vorübergehend aneigneten.
Eine wahre Erfolgsgeschichte also. Der Initiative "Zwischenpalastnutzung" aber war das offensichtlich zu wenig. Mit ihren Events wollte sie den politischen Diskurs über die Zukunft des Schlossplatzareals beleben. Doch über die Berliner Off-Kunst-Szene, die sie sowieso auf ihrer Seite hatte, hinaus erreichte sie damit nur wenige.
Ein Umdenken in breiten Teilen der Politik aber wäre die Voraussetzung dafür gewesen, die Diskussion über Sinn und Unsinn des Abrisses noch einmal neu aufzurollen und damit den Bundestagsbeschluss in Frage zu stellen. Ihr eigentliches Ziel, nämlich die Palasträume so lange sinnvoll zu bespielen, bis wirklich klar ist, dass auf dem Gelände neu gebaut wird, erreichten die Künstler nicht. Und so kommt sie nun doch, die endgültige Entsorgung durch die abrisswütigen Politiker. Gewinn bringend ist sie für niemanden - außer für das Abrissunternehmen.
Irgendwann soll auf dieser Brachfläche das Schloss, das einst von den DDR-Oberen gesprengt wurde, wieder erstehen. So hat es die Mehrheit im Deutschen Bundestag vor drei Jahren entschieden. Ein Schloss, dessen Nutzung und Finanzierung ungeklärt ist und hinter dessen Fassade nichts an die ursprünglichen Räumlichkeiten erinnern wird.
Für viele ist die Palastruine nicht mehr als ein Schandfleck. Schlossgegner aber argumentieren inhaltlich: Sie suchen in der Geschichte des DDR-Volkshauses, das der Palast der Republik früher war, seine Existenzberechtigung. Ein fataler Fehler. Sicher: Hier vergnügte sich das Volk, hier fanden der "Kessel Buntes" und der "Palastball" statt. Und hier tagte auch die DDR-Volkskammer. Doch sind das wirklich die zentralen Dinge, mit denen sich ein Leander Haußmann, ein Christian Ströbele oder ein Architekturbüro Sauerbruch / Hutton identifizieren? Diese und viele andere Prominente haben ihren Namen unter jenes "Bündnis für den Palast" gesetzt und fordern jetzt einen "offenen Umgang mit der Geschichte".
Doch wer von einem offenen Umgang mit der Geschichte spricht, muss alle Fakten beim Namen nennen. Er muss erwähnen, dass DDR-Staatschef Erich Honecker jenen Asbesteinbau, dessen Entsorgung für den ruinösen Zustand des Gebäudes jetzt verantwortlich ist, trotz der bekannten Gefahren und trotz des bestehenden Verbots anordnete. Er muss erwähnen, dass das Gebäude städtebaulich fragwürdig und architektonisch ebenso mittelmäßig wie eben jenes Stadtschloss daherkommt, das irgendwann an seine Stelle treten soll.
Und dennoch gehört zu einem souveränen Umgang mit Geschichte dazu, deren Zeugnisse in der Stadt, in der wir leben, zu akzeptieren. Zumindest, solange sie einer Nutzung zugeführt werden können. Der Palast der Republik hat dies unter Beweis gestellt: Ob die "Dialoge" von Sasha Waltz, ob Frank Castorfs Inszenierung von "Berlin Alexanderplatz", ob die zuletzt gezeigte Ausstellung "Fraktale IV": Die Besucherströme rissen nicht ab, hunderttausende kamen. Die zwischengenutzte Palastruine als experimenteller Raum erregte so viel Aufmerksamkeit, dass sogar McKinsey und der Bundesverband der Deutschen Industrie Teilhaber dieses Images werden wollten und sich das Gebäude vorübergehend aneigneten.
Eine wahre Erfolgsgeschichte also. Der Initiative "Zwischenpalastnutzung" aber war das offensichtlich zu wenig. Mit ihren Events wollte sie den politischen Diskurs über die Zukunft des Schlossplatzareals beleben. Doch über die Berliner Off-Kunst-Szene, die sie sowieso auf ihrer Seite hatte, hinaus erreichte sie damit nur wenige.
Ein Umdenken in breiten Teilen der Politik aber wäre die Voraussetzung dafür gewesen, die Diskussion über Sinn und Unsinn des Abrisses noch einmal neu aufzurollen und damit den Bundestagsbeschluss in Frage zu stellen. Ihr eigentliches Ziel, nämlich die Palasträume so lange sinnvoll zu bespielen, bis wirklich klar ist, dass auf dem Gelände neu gebaut wird, erreichten die Künstler nicht. Und so kommt sie nun doch, die endgültige Entsorgung durch die abrisswütigen Politiker. Gewinn bringend ist sie für niemanden - außer für das Abrissunternehmen.