Die andere Seite der Geschichte
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Vor fast zehn Jahren wurde der Palast der Republik in Ost-Berlin abgerissen. Nun lassen die Berliner Festspiele ihn für ein Festival im Westen der Hauptstadt symbolisch wieder auferstehen, wie der Intendant Thomas Oberender erläutert.
In einem symbolisch neu errichteten Palast der Republik, einem "Palast der Gegenerzählungen", tauchen die Berliner Festspiele noch einmal in die Zeit der Wende ein. Damals habe es Formen des Protests und der Demokratie gegeben, die heute wieder aktuell seien und an die das Festival mit einer Vielzahl von Veranstaltungen erinnern soll.
"Ort einer Fake-Regierung"
Für Thomas Oberender ist der Palast der Republik ein ambivalentes Gebäude gewesen.
"Das war der Ort einer Fake-Regierung, die letztlich für die Diktatur der SED-Regierung gestanden hat", sagte der Intendant der Berliner Festspiele im Deutschlandfunk Kultur. Gleichzeitig sei das Haus für Besucher 14 Jahre lang geöffnet gewesen. Zu DDR-Zeiten seien fast 70 Millionen Besucher hierher gekommen. Viele Menschen hätten mit dem Palast Offenheit und Großzügigkeit sowie angenehme Erinnerungen verbunden. Das Gebäude habe viele mit Stolz erfüllt und für eine gewisse Zeit eine andere DDR ermöglicht.
Geschichte der Volkshäuser
Oberender erinnerte daran, dass dort internationale Künstler auftraten. Außerdem sei das architektonische Konzept sehr modern gewesen. "Unser Palast der Republik ist im Grunde der Versuch da anzuknüpfen bei diesen anderen Entwürfen der Moderne, die flexible Architekturen entwickelt haben", sagte der Intendant über das Festival.
Die Geschichte der Volkshäuser sei auch eine Geschichte der Arbeiterbewegung, an die erinnert werden soll. Beschäftigen wolle man sich aber auch mit der Politik der Treuhand nach der Wende. "Unser Palast der Republik zeigt auch die anderen Seiten der Geschichte", sagte Oberender. Es werde ein sehr gemischtes Festivalprogramm geben mit Filmen, Konzerten und Theaterstücken.
(gem)