Palast der Republik

Nach dem Abriss kommt der Wiederaufbau

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Nachtaufnahme: Zum 30. Jubiläum des Mauerfalls in Berlin werden in den Abendstunden Fotos und Filme an die Fassade des Humboldt Forums projiziert
Gerade erst neu erbaut, könnte das Berliner Schloss in einigen Jahren wieder dem Palast der Republik weichen, wenn es nach dem Willen der Initiatoren geht. © imago / Volker Hohlfeld
Clemens Schöll im Gespräch mit Gesa Ufer |
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Das Humboldt Forum ist eröffnet. Doch bald könnte es wieder schließen, zumindest wenn es nach einer Initiative geht, die den Palast der Republik wiederaufbauen will. Dafür werden nun Spenden gesammelt.
Mit Reden, Musik und Performances ist am Dienstag in Berlin das Humboldt Forum für die Öffentlichkeit eröffnet wurden. Zuvor gab es lange Debatte um den Sinn und Zweck des wiedererrichteten Schlosses. Eine der vielen Diskussionen drehte sich um den ehemaligen Palast der Republik, der an selber Stelle in Zentrum der Hauptstadt stand und für das Humboldt Forum 2006 abgerissen wurde.
Damit ging ein wichtiger Teil des baukulturellen Erbes der Ost-Moderne verloren, beklagt der Förderverein Palast der Republik. Dieser will das DDR-Gebäude wiederaufbauen und sammelt deswegen ebenfalls seit Dienstag Spenden für dieses Vorhaben. "Wir fordern nicht nur, dass der Palast der Republik wiederaufgebaut wird, sondern als Förderverein fördern wir das auch", sagt Clemens Schöll.

Geschichte in Berlin erhalten

Schöll ist Gründungsmitglied des Vereins und Medienkünstler. Er setzt sich mit seinen Mitstreitern für ein anderes Geschichtsverständnis und einen anderen Umgang mit dem baukulturellen Erbe der DDR ein. Denn dieses drohe nach einer langen und teilweise zähen Debatte in den vergangenen Jahrzehnten nun in Vergessenheit zu geraten. Doch diese Geschichte solle erhalten bleiben und in Berlin zu sehen sein, dafür setze sich der Förderverein ein.
Dabei gehe es ihm nicht um DDR-Nostalgie, unterstreicht Schöll: "Wir denken, dass, wenn man von der Wiedervereinigung spricht, auch insbesondere die Gebäude der Ost-Moderne ein gesamtdeutsches kulturelles Erbe sind." Der Palast der Republik sei dabei ein Brennglas für viele Diskussionen – etwa darüber, welche Gebäude in Berlin-Mitte stehen sollten oder wie mit dem Bauerbe der DDR umgegangen werden soll. "Erkennen wir das als Teil unserer gesamtdeutschen Identität und des Wiedervereinigungsprozesses an?"

Modell im Maßstab von 1:200

Doch der Nachbau der ehemaligen Hohenzollern-Residenz soll nicht unbedingt verschwinden, erklärt Schöll: "Wir arbeiten nicht direkt auf den Abriss des Schlosses hin." Vielmehr soll das Humboldt Forum die nächsten 30 Jahren bestehen bleiben – so lange wie auch der Palast der Republik stand.
Weitere Schritte hat der Verein in einem Fünf-Punkt-Plan zusammengefasst. Unter anderem soll ein Bronzemodell des Palasts der Republik im Maßstab 1:200 an dessen einstigem Standort errichtet werden, um so die Erinnerung an das Gebäude bis zu dessen Wiederaufbau wachzuhalten. Des Weiteren sind Fassadensimulationen geplant.

Zustand von 2005

Außerdem solle in einem Vergabeprozess der Neu-Neubau ausgeschrieben werden, in dem aber auch die Vorgängerbauten reflektiert werden sollten, so Schöll. Was dann mit dem jetzigen Neubau des Humboldt Forums passieren werde, sei dann "eine Sache des Wettbewerbs".
Den Verein interessiere vor allem der modifizierte Zustand des Palasts im Jahr 2005, erläutert Schöll. Damals seien die architektonischen Qualitäten des Gebäudes erkennbar gewesen, ohne den problematischen Teil der Politisierung. Die Wiedervereinigung hatte sich in den Bau bereits eingeschrieben, sagt der Medienkünstler, so seien damals die politischen Embleme bereits abgebaut gewesen.
(rzr)
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