Steuerparadies für die Mächtigen und Reichen
Staats- und Regierungschefs, Fußballer und andere Promis: Sie alle haben Finanzgeschäfte über Briefkastenfirmen in Panama getätigt - und dabei Millionen verschoben. Das hat ein internationales Recherche-Netzwerk herausgefunden.
Zugespielt wurden den Journalisten Daten von "Mossack Fonseca", einer Kanzlei mit Sitz in Panama. An der Auswertung haben in Deutschland die "Süddeutsche Zeitung", der WDR und der NDR gearbeitet. Die Recherche bringt ein "Who is who" der internationalen Politik in Bedrängnis. Offen gelegt werden die Offshore-Geschäfte von 140 Politikern und Amtsträgern.
Staats- und Regierungschefs in Bedrängnis
Zwölf amtierende und frühere Staats- und Regierungschefs finden sich in den Unterlagen; die Präsidenten von Argentinien und der Ukraine, die Premierminister von Island und Pakistan sind nur einige Beispiele. Aber auch Prominente aus Sport und Unterhaltung haben sich der Offshore-Firmen bedient. Der weltweite Rechercheverbund hat E-Mails, Urkunden, Kontoauszüge und andere Dokumente zu mehr als 200.000 Gesellschaften ausgewertet. Sie haben ihren Sitz vor allem in Panama und auf den Britischen Jungferninseln.
Putin-Vertrauter und isländischer Premier
Im Kreis der illustren Geschäftspartner findet sich u.a. Sergej Roldugin, ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Roldugin, Putins Freund und Taufpate seiner Tochter, ist ein bekannter Cellist. Er war an einem Netz von Briefkastenfirmen beteiligt, in dem innerhalb weniger Jahre mehr als zwei Milliarden US-Dollar verschoben wurden.
In Island sehen sich gleich drei Kabinettsmitglieder der Regierung Vorwürfen ausgesetzt. Allen voran Premierminister Sigmundur David Gunnlaugsson. Er hielt nach den Unterlagen bis vor kurzem Anteile an einer Offshore-Firma, in der Anleihen in Millionenhöhe wichtiger isländischer Banken deponiert wurden. Auch die Innenministerin und der Finanzminister haben den Unterlagen zufolge "Mossack Fonseca"-Firmen genutzt.
Poroschenko, Macri, Messi
Der als Korruptionsbekämpfer angetretene Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko, taucht in den Dokumenten als Besitzer einer Briefkastengesellschaft ebenso auf wie der ukrainische Ex-Premier, der wegen Betruges und Geldwäsche verurteilte Pavlo Lazarenko. Auch Geschäftsleute wie der Cousin des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad oder Monarchen wie der König von Saudi-Arabien haben nach den Unterlagen Offshore-Firmen genutzt.
Als Begünstigter einer solchen Firma wird in den Daten ebenfalls Fußballstar Lionel Messi erwähnt, der sich in diesem Frühjahr in Spanien wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten muss. Und neben dem argentinischen Weltfußballer fällt auch der Name des neuen argentinischen Präsidenten Mauricio Macri.
Wie funktioniert das Modell?
Die Kanzlei "Mossack Fonseca" verschleiert die Besitzverhältnisse der Firmen über Scheindirektoren und Scheingesellschafter. Sie bieten Treuhänderdienste an, um die Herkunft von Überweisungen unkenntlich zu machen. In Zusammenarbeit mit Banken, Rechtsanwälten und Finanzberatern verkauft "Mossack Fonseca" die Gesellschaften an die Kunden. Die können dann Geld, Aktien, Immobilien und anderen Besitz dort unerkannt parken. Nach außen repräsentieren Scheindirektoren die Firmen. Der Name der wirklichen Eigentümer bleiben geheim.
Woher stammen die Daten?
Sie kommen von der panamaischen Anwaltskanzlei "Mossack Fonseca". Eine anonyme Quelle hat sie der "Süddeutschen Zeitung" zugesteckt. Die SZ hat sie mit dem Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ), dem NDR und WDR geteilt, um sie mit vereinten Kräften bearbeiten zu können. Insgesamt geht es um mehr als elf Millionen Dateien, der größte Teil davon aus den Jahren 2005 bis 2015. Der Datensatz ist 2,6 Terabyte groß. Die Rechercheergebnisse betreffen nahezu jedes Land der Erde und werden weltweit von 109 Medien unter dem Titel "PanamaPapers" veröffentlicht.
Was sagt "Mossack Fonseca"?
In einer schriftlichen Stellungnahme erklärt die Kanzlei aus Panama, dass man lediglich "bei der Anmeldung von Gesellschaften" helfe. Geschäftsbeziehungen unterlägen "einem sorgfältigen internen Prüfverfahren (…) im Einklang mit Recht und Gesetz", schreibt die Kanzlei weiter. Dass Briefkastenfirmen angeboten werden, sei "zu 100 Prozent legal und leistet einen wichtigen Beitrag zum weltweiten Wirtschaftsverkehr".
Weitere Informationen
Wir verweisen gerne auf die Medien, die diese Recherche Arbeit geleistet haben, wie die "Süddeutsche Zeitung", den WDR und den NDR, deren Ergebnisse bei tagesschau.de gebündelt sind, oder auch auf den britischen "Guardian".
(mb/ach)