Panne beim Start der Sojus-Rakete

"Astronauten sind immer in Lebensgefahr"

Vor blauem Himmel ist mit einem Schweif aus weißem Rauch die Notlandung der Sojus-Raumkapsel zu sehen.
Kurz nach dem Start der russischen Sojus-Rakete mussten die beiden Astronauten an Bord auf der Erde notlanden. © imago stock&people
Dirk Lorenzen im Gespräch mit Axel Rahmlow |
Der Start einer russischen Sojus-Rakete hat fast zu einer Katastrophe für die Raumfahrt geführt. Nach einer technischen Panne mussten die beiden Astronauten an Bord auf der Erde notlanden. Raumfahrt bleibe hochgefährlich, erklärt Journalist Dirk Lorenzen.
"Den Astronauten geht es erstaunlich gut", sagt der Raumfahrt-Journalist Dirk Lorenzen. Zwar sähen die beiden etwas mitgenommen aus, das sei aber auch verständlich, schließlich seien sie sehr "sportlich" gelandet.
"Bei einer Notlandung geht es nicht ganz so sanft zu. Die sind ordentlich auf den Boden gekracht. Dafür haben die aber trainiert", sagt Lorenzen.
Rund eineinhalb Stunden nach der Notlandung seien die Astronauten geborgen worden und in die nächste Stadt geflogen worden. Noch am heutigen Abend sollen sie bei Moskau genauer untersucht werden.

Das Notfallsystem hat funktioniert

"Aber man muss ganz klar sagen: Das Notfallsystem hat funktioniert. Astronauten werden dabei ordentlich körperlich belastet, aber sie überleben es. Heute hat es auch wieder funktioniert."
Anders als bei einer regulären Landung seien die Beschleunigungen bei einer Notlandung sehr stark, erläutert Lorenzen. Es könne sogar sein, dass die Astronauten ohnmächtig würden dabei. Perfekt an den Körper der Astronauten angepasste Sitzschalen würden zum Beispiel dafür sorgen, dass es im Falle einer Notlandung nicht zu Wirbelsäulenschäden oder ähnlichem kommen könne.
Man habe bereits beim Start mit bloßem Auge eine Rauchwolke sehen können, so Lorenzen. "Vermutlich ist eine der Hilfsraketen an der Seite gegen den Rest der Rakete geschlagen und das hat die Rakete dann sofort erkannt und hat dann automatisch dieses Rettungssystem ausgelöst."
Das Problem habe man vorher nicht erkennen können, ist sich Dirk Lorenzen sicher. "Da ist irgendwas schief gegangen, was auch immer. Bis dahin war alles in Ordnung. Das war ein Start, der aussah, wie alle anderen Starts auch."
Man werde jetzt genauer gucken müssen, wo die Gründe für die Panne liegen. Dass die Sojus ein grundsätzliches Konstruktionsproblem haben könnte, hält Lorenzen für unwahrscheinlich. "Sie ist seit dem letzten schweren Unfall 1983 über hundertmal problemlos geflogen."

"Die sitzen auf einem Pulverfass"

Raumfahrt sei an sich hochgefährlich und Astronauten immer in Lebensgefahr, betont Lorenzen. "Bei einem Start besteht eine Rakete zu 90 Prozent aus Treibstoff. Das heißt, die sitzen de facto auf einem riesigen Pulverfass. Wenn da irgendwas passiert, droht sofort der Verlust des Lebens."
Lorenzen kritisiert zudem, dass die Gefahren, die mit der Raumfahrt zusammenhingen, häufig der PR wegen bagatellisiert würden: "Raumfahrt ist technisch immer an der Grenze. Das wissen die Menschen an Bord und uns hier unten sollte das auch klar sein."
Was die Panne für Alexander Gerst, 'Unseren Mann im All', bedeuten wird, könne man derzeit noch nicht genau sagen. Lorenzen vermutet aber, dass sich seine Zeit auf der Raumstation ein wenig verlängern könnte. "Die Termine werden sicherlich rutschen."
(luc)
Mehr zum Thema