Panzer vor Russlands Botschaft

"Das baut Barrieren auf"

07:10 Minuten
Zerstörte Russische Militärfahrzeuge am Michaelsplatz in Kiew
Steht auch bald in Berlin ein zerstörter russischer Panzer wie hier im Kiewer Stadtzentrum? © picture alliance / dpa / Christophe Gateau
Jörg Morré im Gespräch mit Andrea Gerk |
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Ein russisches Panzerwrack darf für zwei Wochen vor der russischen Botschaft in Berlin aufgestellt werden. Das hat das Berliner Verwaltungsgericht entschieden. Für "Effekthascherei" hält die Idee Jörg Morré, der Leiter des Museums Berlin-Karlshorst.
Seit Beginn des Ukrainekriegs heißt das Deutsch-Russische Museum in Berlin "Museum Berlin-Karlshorst". Jörg Morré ist Leiter des Museums und sagt: "Der Krieg ist von Russland begonnen worden und da gibt es leider nur eine einseitige Parteinahme. Wir haben uns für die Seite der Ukraine entschieden."
Auch sein Museum ergreift also Partei in diesem Krieg. Die geplante Aktion des Vereins um das Museum "Berlin Story Bunker", einen zerschossenen russischen Panzer vor der russischen Botschaft in Berlin auszustellen, hält er trotzdem für keine gute Idee. "In diesem Panzer sind wahrscheinlich wirklich Menschen gestorben", sagt Morré. "Wir Deutsche sind nicht im Krieg, das ist, denke ich, auch etwas übergriffig von den Initiatoren, den Panzer als Trophäe zu sehen."
Jörg Morré zufolge handelt es sich bei dieser Idee um Aktionismus, der seiner Meinung nach noch mehr Barrieren im Hinblick auf kulturelle Verständigung aufbaut.
Russische Botschaft Berlin
Hier vor der russischen Botschaft in Berlin könnte nach der Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts nun ein russisches Panzerwrack ausgestellt werden.© picture alliance / dpa / Christoph Soeder

"Wir sind nicht im Krieg"

In Jörg Morrés Museum weht eine ukrainische Flagge, man hilft Museen in der Ukraine und unterstützt politisch verfolgte Russen. "Viele schreiben uns die Rolle zu, dass wir als Museum doch da ausgleichender sein müssten", berichtet der Museumsleiter. Besucher kämen dennoch, sagt er. Man habe am Anfang sehr viel Zustimmung bekommen, vor allem per E-Mail. Jetzt im Besucherbuch melde sich die andere Fraktion zu Wort. Bei Abendveranstaltungen komme man dann etwas entspannter ins Gespräch.
"Wir sind nicht im Krieg", sagt Morré, "und wir sollten versuchen, die Freiräume, die wir haben, produktiv zu nutzen. Erkenntnis ist, glaube ich, Hilfe in einer Situation, die wir erstmal global nicht so schnell werden ändern können."

Die Sonderausstellung "Unterwegs in der Sowjetunion. Fotoreportagen des DDR-Auslandskorrespondenten Detlev Steinberg" im Museum Berlin-Karlshorst eröffnet am 8. Dezember 2022.

(mfied)
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