Wie Konzerne und Einzelpersonen Steuern vermeiden
Weltweit haben Journalisten Millionen geheimer Dokumente ausgewertet. Die Papiere belegen Offshore-Geschäfte von Unternehmen, Politikern und Superreichen. Der SZ-Journalist Frederik Obermaier ist der Initiator der Recherche und gibt uns einen Einblick.
Das Netzwerk internationaler Journalisten, das für die Panama Papers den Pulitzer Preis bekam, hat nun die Ergebnisse einer neuen großen Rechercheaktion vorgestellt: Die Paradise Papers. Auch diesmal geht es um die Superreichen, um Steueroasen und ums Geld parken. Prominente wie Queen Elisabeth und Bono von U2 sollen diesmal dabei sein. 13,4 Millionen Dokumente mussten durchforstet werden. Die Daten zeigen, auf welche Weise diese Personen Steuern vermeiden und auf welchem Weg multinationale Konzerne Gewinne in Steueroasen verschieben.
US-Handelsminister droht möglicherweise ein Untersuchungsauschuss
Der Initiator der Aktion, Frederik Obermaier von der Süddeutschen Zeitung, sagt, er persönlich habe sich mit Kollegen der New York Times und des Guardian viel mit dem Fall des derzeitigen US-Handelsministers Wilbur Ross beschäftigt. Dabei sei man auf ein kompliziertes Konstrukt von Briefkastenfirmen gestoßen, das zu einer Firma führte, die Schiffe vermietet.
Dieses Unternehmen wiederum mache Geschäfte mit einer russischen Firma, bei der viele Anteilseigner enge Geschäftspartner und Freunde Wladimir Putins seien. Das aber sei brisant, wenn man sich die amerikanisch-russischen Verhältnisse anschaue und bedenke, dass der US-Handelsminister dafür zuständig ist, dass die amerikanische Wirtschaft vor sicherheitspolitischen Risiken geschützt wird. Wenige Stunden nach Veröffentlichung gebe es schon Forderungen aus dem US-Senat nach einem Untersuchungsausschuss, der Licht in diese Dinge bringen soll.
Hunderte Millionen am Fiskus vorbeigeschleust
In den Paradise Papers tauchen Namen von über 120 Politikern aus 50 Ländern auf, dazu Unternehmer, Sportler und prominente Kunstschaffende wie Hollywoodstars. Man müsse sich die Frage stellen, ob unsere Gesellschaften solche Praktiken dulden wollen, so Obermaier, selbst wenn es sich nur um Steuervermeidung und nicht Steuerhinterziehung handele. Denn dadurch entgingen dem Fiskus jährlich hunderte Millionen Euro, die man in Krankenhhäuser, Schulen, Straßenbau usw. investieren könnte.