Paris, Paris - Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück

Vorgestellt von Hans-Ulrich Pönack |
Mit seinem Debütfilm "Die Kinder des Monsieur Mathieu" landete Christophe Barratier 2004 einen Überraschungserfolg. Zurück in die Vergangenheit geht es auch in seinem neuen Film: Er zeigt Mitarbeiter eines Varietetheaters im Jahr 1936, die gegen Arbeitslosigkeit und einen skrupellosen Immobilienhai ankämpfen müssen. Gefühlskino zwischen Kitsch und Anspruch mit einem brillanten Pierre Richard.
Frankreich/Deutschland 2008. Regie: Christophe Barratier. Darsteller: Gérard Jugnot, Clovis Cornillac, Kad Merad, Maxence Perrin, Pierre Richard, Nora Arnezeder. Länge: 120 Minuten


Der 1963 geborene französische Filmproduzent, Regisseur und Drehbuch-Autor Christophe Barratier ist der Sohn eines französischen Theaterschauspielers und der Schauspielerin Eva Simonet. Als Kind sang er in einem Kinderchor, studierte Gitarre am Pariser Konservatorium, stieg dann aber bei der Filmproduktionsfirma seines Onkels Jaques Perrin ("Nomaden der Lüfte - Das Geheimnis der Zugvögel") ein.

2002 führte er bei dem Kurzfilm "Les Tombales" erstmals Regie. 2004 folgte sein Spielfilm-Debüt mit dem Erfolgsfilm "Die Kinder des Monsieur Mathieu", der allein in Frankreich über neun Millionen Kinobesucher hatte, hierzulande auch über eine Million Kinointeressenten erreichte und für den Auslands-"Oscar" nominiert war. Sein zweiter Kinospielfilm ist keine Fortsetzung von "Les Choristes" (so der Originaltitel von "Die Kinder des Monsieur Mathieu"), obwohl wieder mit dem 57-jährigen "Monsieur Mathieu"-Darsteller Gérard Jugnot in der Hauptrolle besetzt, sondern ein ganz neues, eigenständiges Werk.

Der Ort: Mitte der 30 Jahre des vorigen Jahrhunderts in Paris. Genauer: Im Arbeiterviertel Faubourg. Dort gibt es das Musik-Theater Chansonia, ein Vergnügungsort für die kleinen Leute: Singsang, Varieté, Clownerien mit Revue-Charme und Chanson-Stimmung.

Doch dann tauchen nicht nur politisch "dunkle Wolken" auf in Gestalt eines mächtigen Immobilien-Spekulanten und Faschisten-Kumpans. Der macht Schluss mit dem Theater, möchte es gewinnbringend veräußern. Doch da machen die Beteiligten nicht mit. Es kommt zu wilden Streiks, die von rechten Schlägerbanden aufgelöst werden, während sich mittlerweile ein latenter Antisemitismus ausbreitet. Immer mittendrin: Der auch durch private Beziehungseskapaden (seiner Frau) gebeutelte Bühnenarbeiter Pigoil, ein gutherziger Kauz, dem man schließlich sogar seinen geliebten kleinen Sohn wegnimmt.

Private wie gesellschaftliche Problemchen noch und nöcher, doch "the Show must go on", und so erreichen einige "Verrückte" schließlich doch, dass es mit dem Volkstheater weitergeht. Nicht ganz schuldlos daran ist die Sängerin Douce (vorzüglich Newcomerin Nora Arnezeder), an der sogar die verliebte mächtige Paten-Heuschrecke Galapiat (Bernard-Pierre Donnadieu) "scheitert".

Also: Die schicksalhaften Geschichten von Freundschaft, Verrat, Liebe und Eifersucht bilden hier den Story-Rahmen für zweistündiges Gefühlskino. In einem atmosphärischen Mix aus Politfilm, Menschen-Drama und Musical kommt diese Komödie - im Gegensatz zu "Die Kinder des Monsieur Mathieu" - allerdings nie über Frankreich hinaus.

"Faubourg 36", so der Originaltitel, ist ein Regional-Film, der zwischen Kitsch, Anspruch und Frohsinn sympathisch wie episodenhaft hin- und herpendelt, aber in seiner Milieu-(An-)Spannung eher von begrenztem, überschaubarem Interesse ist. Die privaten Wehwehchen vermengen sich nur schwerlich mit dem politikschweren "Scheinwerferlicht", während die totale Bühnen-Musikalität der letzten halben Stunde ohne bemerkenswerte "Ohrwürmer" bzw. originelle Auftritte auskommt und nicht sonderlich kitzelt.

Neben dem freundlichen Gérard "Pigoil"-Jugnot sind im übrigen die auch bei uns nicht unbekannten Kad Merad ("Willkommen bei den Sch'tis") als Jacky, der Imitator; "Asterix"-Darsteller Clovis Cornillac ("Asterix bei den Olympischen Spielen") als engagierter Kommunist, Beleuchter, Lover und Sänger sowie "der große Blonde" Pierre Richard (als "Monsieur Radio") zu erkennen. "Paris, Paris" ist eine nette kleine Leinwand-Freundlichkeit vom Nachbarn; eine "Good Friends"-Volkskomödie zum Schmunzeln.

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