Diskussion um breitere Parkplätze

Wem gehört die Stadt?

08:47 Minuten
David gegen Goliath: Zwischen den Fahrzeugen verschiedener Generationen liegen Welten. Recht im Bild ein älterer Mercedes, links ein modernes SUV.
David gegen Goliath: Zwischen den Fahrzeugen verschiedener Generationen liegen Welten. © picture alliance / Norbert Schmidt
Oliver Schwedes im Gespräch mit Axel Rahmlow · 22.11.2022
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Parkplätze sollen künftig breiter werden, weil Fahrzeuge breiter geworden sind, schlägt die Forschungsgesellschaft FGSV vor. Mobilitätsforscher Oliver Schwedes hält das für den falschen Weg. Er fordert mehr Flächengerechtigkeit.
Autos werden immer länger, breiter und höher – und es werden immer mehr. Jetzt sollen Parkplätze an SUVs angepasst werden. So schlägt es zumindest die zuständige Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) vor. Und das, wo doch in den Städten sowieso stark um den öffentlichen Raum gestritten wird.
Wie viel Platz dürfen Autos einnehmen, was steht den Fahrrädern zu und wo bleiben eigentlich Fußgänger, Bänke, Grünflächen und Aufenthaltsräume? Der Verkehrsplaner und Mobilitätsforscher Oliver Schwedes sieht den Vorschlag der FGSV jedenfalls kritisch.

Die Entscheidung liegt bei der Politik

"Wir haben da ja eine Akzentsetzung", sagt der Forscher. "Und hier hat man doch das Gefühl, dass sich in den Regelwerken fortsetzt, was wir jahrzehntelang vorher praktiziert haben." Eine sehr einseitige Ausrichtung auf den motorisierten Verkehr nämlich.

Das ist eine Entwicklung, die konterkariert alle – auch politisch entschiedenen – Bemühungen.

Mobilitätsforscher Oliver Schwedes

Die Zunft der Verkehrsplanerinnen und Verkehrsplaner sei traditionell recht unpolitisch, sagt Schwedes. Diejenigen, die dafür plädieren, sich anzupassen, würden sagen: "Das ist nicht unser Job, darüber zu philosophieren, ob die Automobilindustrie weiterhin größere Autos produziert."
Er und immer mehr Kolleginnen und Kollegen hätten da aber einen anderen Standpunkt, so Schwedes: "Verkehrsplanerinnen und Verkehrsplaner haben eine Verantwortung für die Konsequenzen ihres Handelns." Die Entscheidung liege zwar bei der Politik. Er könne den Standpunkt aber in den öffentlichen Raum tragen, sagt Oliver Schwedes.

Das Recht auf Parken

"Der öffentliche Straßenraum ist ja eigentlich ein Gemeingut", sagt Schwedes. Dennoch gebe es bei einigen Menschen die Vorstellung eines Grundrechts auf Parken. Der öffentliche Straßenraum gehöre uns allen gleichermaßen, "wir bezahlen ihn ja auch mit Steuermitteln gleichermaßen".

Man kann es den Nutzerinnen und Nutzern nicht verübeln, dass sie das Gefühl haben, dass sie hier ein angestammtes Recht haben.

Oliver Schwedes

Das Thema Flächengerechtigkeit komme aber immer mehr auf die politische Agenda, sagt Schwedes. Neue Flächen für Radfahren müssten wir irgendwo hernehmen. "Dann müssen wir es von denen nehmen, die es jahrzehntelang sehr einseitig genossen haben."
(ros)
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