Parlamentswahl

Kopf-an-Kopf Rennen in Australien

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Der Vorsitzende der Labourpartei und Oppositionsführer Bill Shorten und der Premierminister Malcolm Turnbull © picture alliance / dpa
Von Holger Senzel |
Zuletzt lag Australiens konservativer Premierminister Malcom Turnbull knapp vor seinem Herausforderer Bill Shorten von der Labour Partei. Im Wahlkampf wurden wichtige Themen ausgespart: der Umgang mit Flüchtlingen und die Zerstörung des Great Barrier Reefs.
"Was lieben Australier?" fragt der Commedian seine Zuschauer. Antwort: "Neue Premierminister. Fünf Regierungschefs in fünf Jahren – aber das ist Demokratie. Wenn euch der eine nicht mehr gefällt, probiert einen neuen, so lange bis ihr den richtigen habt."
Die Politik ist so rau wie das Land. Amtsinhaber Malcolm Turnbull kam vor neun Monaten durch einen Parteiputsch bei den Liberalen an die Macht. Sein Herausforderer ist Bill Shorten von der Labour Partei.

Flüchtlingsfragen einfach ignoriert

Der Wahlkampf war unaufgeregt. Es ging um Steuern, Arbeitsplätze, Wachstum. Die wirklichen Reizthemen kamen nicht vor. Flüchtlingspolitik beispielsweise – aber Turnbull hatte das Thema quasi im Vorfeld erledigt. Tausende Boatpeople auf gottverlassene Inseln verfrachtet, wo sie keiner sieht. Unter erbärmlichen Bedingungen, damit niemand in Versuchung gerät, ihnen zu folgen. Auch darüber hätte man natürlich streiten können, wie eine Nation mit Flüchtlingen umgeht. Aber die Mehrheit der Australier ist froh, dass die Fremden weit weg sind. Australien ist ein anderes Land geworden, sagt die Journalistin Julia Macken:
"Über 25 Jahre hinweg haben sich die Australier verändert. Weg von einem Volk, das mit Freude Flüchtlinge aufnahm, sie versorgte und integrierte, das offene Grenzen hatte. Von diesem Land haben wir uns zu einem Land gewandelt, dass wissentlich Menschen in Gefahr bringt."

Massive Auswirkungen des Klimawandels

Anderes heißes Nicht-Wahlkampfthema: Die Zerstörung des Great Barrier Reef – das siebte Weltwunder wird durch die Korallenbleiche quasi aufgelöst. Ursache: das Treibhausgas CO2.
Korallenbleiche, Dürren, Überschwemmungen – Australien spürt die Auswirkungen des Klimawandels massiv. Das liegt vor allem an der Kohle – mit 38 Milliarden Dollar Erlösen nach Eisenerz zweitwichtigstes Exportgut. Australien stößt pro Kopf so viel Klimaschädliches CO2 aus wie kein anderes Land. Den Ausstieg aus der Kohle zu fordern, wäre politischer Selbstmord. Schließlich geht es um fast 200.000 Jobs.
Jobs, Jobs, Jobs – darum dreht sich alles, und daran werden die Wahlen nichts ändern. Der Liberale Malcom Turnbull oder der Sozialdemokrat Bill Shorten, einer von Ihnen wird der neue australische Premierminister. Und die spannendste Frage dabei ist im Grunde nur: Wie lange wird er sich halten können in der rebellischen australischen Parteienlandschaft.
"Ich bekomme gerade einen Anruf", sagt der Commedian im Fernsehen. "Moment. Mein Gott, ich bin der neue Premiminister."
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