Der Preis der Reformen
Die griechischen Bürger haben einen hohen Preis für den von der EU verordneten Reformkurs gezahlt, sagt Christos Katsioulis, der Leiter des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Athen. Die Wahl sei ein Anlass, über die Neustrukturierung des Reformprogramms nachzudenken.
Der Leiter des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Athen, Christos Katsioulis, bewertet den Verlauf des griechischen Wahlkampfs kritisch. Sein Eindruck sei, dass die "Wahrheit meistens der größte Verlierer" sei, sagte Katsioulis. Beide Seiten, sowohl die Regierung als auch die Opposition, versuchten mit ihren Wahrheiten die Menschen davon zu überzeugen, sie zu wählen.
Die Wahl sei jedoch ein Anlass, über die Neustrukturierung des Reformprogramms nachzudenken, so Katsioulis:
"Sodass das eigentliche Ziel erreicht wird: Nämlich dass die griechische Wirtschaft so funktioniert, dass sie in der Lage ist, diese Schulden abzubezahlen. Das ist definitiv im Moment nicht der Fall."
Notwendige Strukturreform
Griechenland habe einen hohen Preis für den von der EU verordneten Sparkurs gezahlt, sagte Katsioulis:
"Wir haben inzwischen 25 Prozent Arbeitslosigkeit in Griechenland, die Wirtschaft hat ein Viertel ihrer Kraft verloren, 30 Prozent der Leute leben unter der Armutsgrenze. Und die Frage ist: Ist dieser Preis nicht vielleicht zu hoch für die Politik, die wir fahren?"
Festzuhalten sei, dass die Reformen bisher für die Griechen zu keiner Verbesserung ihrer alltäglichen Situation geführt hätten - weder im Öffentlichen Dienst noch im Gesundheits- oder Bildungswesen:
"Wenn wir wirklich dahin kommen könnten, dass Griechenland beginnt zu reformieren, nämlich die Strukturreform durchzuführen, dann wären wir ein Stück weiter als wir es jetzt sind."
EU und Griechenland in Warteposition
Mit Blick auf den Reformkurs sagte Katsioulis, die EU und Griechenland befänden sich derzeit in einer Warteposition, in der jeder die Lösung vom anderen erwarte:
"Während Europa darauf wartet, dass Griechenland endlich alle Reformen durchführt, warten die Griechen darauf, dass Europa endlich die Rahmenbedingungen verändert, sodass sie wieder einen Aufschwung erleben können. Und in der Folge sitzen beide da und tun zu wenig."