Patient deutsches Bildungssystem
Unterfinanziert, ungerecht und chronisch mittelmäßig: Das deutsche Bildungssystem ist ein Patient mit vielen Krankheiten, wie die erste internationale Pisa-Studie vor fünf Jahren diagnostizierte. Seitdem ist in Deutschland zwar viel über Reformen gestritten und auch einiges auf den Weg gebracht worden, doch Heilung ist längst nicht in Sicht, der Zustand des Patienten weitgehend unverändert.
Die Liste der Probleme ist lang. Der erste Punkt auf dieser Liste: das Geld. Denn in Deutschland wird deutlich weniger Geld für Bildung ausgegeben als in den meisten anderen Industriestaaten. Das belegt die OECD-Studie "Bildung auf einen Blick":
"Gemessen am Bruttoinlandsprodukt bleiben die Bildungsausgaben in Deutschland hinter denen in den meisten Industriestaaten zurück. Mit jeweils mehr als sechs Prozent investierten Dänemark, Island, Norwegen, Schweden und Belgien 2002 am stärksten in die Bildung. In Deutschland waren es lediglich 4,4 Prozent"."
Im OECD-Vergleich liegt Deutschland damit abgeschlagen auf Platz 20. Und noch etwas hält die Studie fest: In Deutschland wird nicht nur zuwenig in Bildung investiert, sondern das Wenige wird auch noch falsch verteilt. So bekommen gerade die Grundschulen, die laut PISA-Studie mit den größten Problemen zu kämpfen haben, unterdurchschnittlich wenig Geld:
""Pro Grundschüler wurden im Jahr 2003 in Deutschland nur 4537 Dollar ausgegeben. Das sind 800 Dollar weniger als im Durchschnitt der OECD-Staaten."
Zuwenig Geld. Und das falsch verteilt. Zumindest einen international unangefochtenen Spitzenplatz hat den Deutschen diese Bildungspolitik eingebracht: Sie sind Weltmeister der sozialen Ungleichheit.
Die Ergebnisse der zweiten internationalen Pisa-Studie sprechen eine deutliche Sprache: So ist die Wahrscheinlichkeit, nach der Grundschule aufs Gymnasium zu wechseln, für das Kind einer Akademikerfamilie in Deutschland viermal so hoch wie für ein Arbeiterkind. Und das bei gleicher Begabung. In Bayern hat das Kind eines Arztes sogar eine sechsmal größere Chance, Abitur zu machen, als das Kind eines Facharbeiters. Die Folgekosten dieser Ungerechtigkeit sind hoch:
"Schon heute nehmen in Deutschland weit weniger junge Menschen ein Studium auf als etwa in Großbritannien oder den Niederlanden. Zugleich liegt in 13 Bundesländern der Anteil der so genannten Risikoschüler, die bei der Lesekompetenz auf niedrigstem Niveau dümpeln, noch immer über dem OECD-Durchschnitt."
Die deutschen Schüler bekommen von den Pisaforschern allenfalls Durchschnittsnoten: Die Defizite in den Kerndisziplinen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften seien erheblich. Bis zu 30 Prozent der 15-jährigen Schüler in Deutschland können nur auf Grundschulniveau rechnen und verstehen nicht einmal einfachste Texte:
"Die gleichaltrigen Schulkameraden in Ländern wie Finnland, Japan oder Südkorea sind den deutschen Schülern ein bis eineinhalb Jahre voraus."
Wer nach den Gründen für diesen Rückstand suche, der müsse schon vor der Einschulung, im Kindergarten ansetzen: Mehr Integration. Mehr Sprachförderung. Und eine bessere Aus- und Weiterbildung der Vorschul-Erzieher. So forderten es die Bildungsexperten auf einem Kongress zur frühkindlichen Bildung in diesem Herbst.
"Gemessen am Bruttoinlandsprodukt bleiben die Bildungsausgaben in Deutschland hinter denen in den meisten Industriestaaten zurück. Mit jeweils mehr als sechs Prozent investierten Dänemark, Island, Norwegen, Schweden und Belgien 2002 am stärksten in die Bildung. In Deutschland waren es lediglich 4,4 Prozent"."
Im OECD-Vergleich liegt Deutschland damit abgeschlagen auf Platz 20. Und noch etwas hält die Studie fest: In Deutschland wird nicht nur zuwenig in Bildung investiert, sondern das Wenige wird auch noch falsch verteilt. So bekommen gerade die Grundschulen, die laut PISA-Studie mit den größten Problemen zu kämpfen haben, unterdurchschnittlich wenig Geld:
""Pro Grundschüler wurden im Jahr 2003 in Deutschland nur 4537 Dollar ausgegeben. Das sind 800 Dollar weniger als im Durchschnitt der OECD-Staaten."
Zuwenig Geld. Und das falsch verteilt. Zumindest einen international unangefochtenen Spitzenplatz hat den Deutschen diese Bildungspolitik eingebracht: Sie sind Weltmeister der sozialen Ungleichheit.
Die Ergebnisse der zweiten internationalen Pisa-Studie sprechen eine deutliche Sprache: So ist die Wahrscheinlichkeit, nach der Grundschule aufs Gymnasium zu wechseln, für das Kind einer Akademikerfamilie in Deutschland viermal so hoch wie für ein Arbeiterkind. Und das bei gleicher Begabung. In Bayern hat das Kind eines Arztes sogar eine sechsmal größere Chance, Abitur zu machen, als das Kind eines Facharbeiters. Die Folgekosten dieser Ungerechtigkeit sind hoch:
"Schon heute nehmen in Deutschland weit weniger junge Menschen ein Studium auf als etwa in Großbritannien oder den Niederlanden. Zugleich liegt in 13 Bundesländern der Anteil der so genannten Risikoschüler, die bei der Lesekompetenz auf niedrigstem Niveau dümpeln, noch immer über dem OECD-Durchschnitt."
Die deutschen Schüler bekommen von den Pisaforschern allenfalls Durchschnittsnoten: Die Defizite in den Kerndisziplinen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften seien erheblich. Bis zu 30 Prozent der 15-jährigen Schüler in Deutschland können nur auf Grundschulniveau rechnen und verstehen nicht einmal einfachste Texte:
"Die gleichaltrigen Schulkameraden in Ländern wie Finnland, Japan oder Südkorea sind den deutschen Schülern ein bis eineinhalb Jahre voraus."
Wer nach den Gründen für diesen Rückstand suche, der müsse schon vor der Einschulung, im Kindergarten ansetzen: Mehr Integration. Mehr Sprachförderung. Und eine bessere Aus- und Weiterbildung der Vorschul-Erzieher. So forderten es die Bildungsexperten auf einem Kongress zur frühkindlichen Bildung in diesem Herbst.