Auch in Deutschland kämpfen Frauen noch um Gleichberechtigung
Die Debatte um den Islam sieht der Historiker Paul Nolte als "großen kulturpolitischen Streit". Er warnt davor, "hochnäsig" auf Probleme in der islamischen Kulturwelt zu blicken - viele liberale Errungenschaften hierzulande seien auch nicht besonders alt.
Der Historiker Paul Nolte rät zu einem gelassenerem Umgang mit dem Thema Islam. Im Deutschlandfunk Kultur sagte er, die Beschäftigung mit dem Islam habe in Deutschland nie gekannte Dimensionen angenommen. Es gebe jede Menge Sachbücher über den Islam und gute Übersetzungen des Koran, die viel gekauft und gelesen würden. Nolte konstatierte "echtes Interesse" im liberalen und gebildeten Teil der Bevölkerung. "Das sollte man nicht unterschätzen", betonte der Historiker.
Man diskutiere allerdings auch zurecht Dinge, die in der islamischen Kulturwelt problematisch seien, betonte der Historiker. Als Beispiel nannte Nolte die Geschlechterfrage. Er warnte aber zugleich davor, das "hochnäsig" zu tun. Viele der Fortschritte, auf die man hierzulande so stolz sei, seinen "höchstens Errungenschaften aus dem 20. Jahrhundert". Gerade bei der Gleichberechtigung von Frauen kämpfe die deutsche Gesellschaft an manchen Stellen auch noch immer.
Die Diskussion um die Migration nach Deutschland sieht Nolte als "großen kulturpolitischen Streit". Dieser habe eine grundsätzliche Dimension. Das Thema sauge insgesamt viel Energie ab, sagte er. Die Politik sei momentan noch nicht so weit, auf "klare Handlungsoptionen hinzusteuern". Sie müsse nun aber endlich "in die Puschen kommen". Zumindest beim Einwanderungsgesetz sieht Nolte inzwischen einen wachsenden Konsens. (ahe)