Pegida-Facebook-Studie der SZ

"Die Hetze steckt im Detail"

Teilnehmer haben sich am 23.11.2015 auf dem Theaterplatz in Dresden (Sachsen) während einer Kundgebung des Bündnisses Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) versammelt.
Teilnehmer einer Pegida-Kundgebung am 23.11.2015 auf dem Theaterplatz in Dresden © pa/dpa/Burgi
Antonie Rietzschel im Gespräch mit Liane von Billerbeck und Hans-Joachim Wiese |
Die "SZ" hat versucht zu ermitteln, wie Anhänger der Pegida-Bewegung ticken. Die Journalistin Antonie Rietzschel und ihre Kollegen haben Tausende Facebook-Kommentare analysieren lassen. Das Ergebnis: Rassistische Hetze ist als solche nicht sofort erkennbar - vorhanden ist sie.
Sie selbst nennen sich "besorgte Bürger": die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes", kurz Pegida. Montags demonstrieren sie regelmäßig in Dresden. Sie wehren sich gegen alles Fremde. Doch wie genau funktioniert das Weltbild dieser Menschen? Journalisten der "Süddeutschen Zeitung" haben versucht, das Weltbild und die Sprache der Pegida-Anhänger anhand von Facebook-Kommentaren zu analysieren.
"Die Leute, die auf die Demonstrationen gehen, sind nicht unbedingt auf Facebook", erklärt Antonie Rietzschel, die an der Untersuchung beteiligt war. Es gebe einen harten Kern von Pegidisten, die regelmäßig kommentieren. Die Facebook-Seite von Pegida habe zwar fast 200.000 Likes, in den sozialen Medien aktiv sei ein harter Kern von etwa 20.000 Personen.
Rietzschel: Ein harter Kern von 20.000 Personen online aktiv
Das Ziel der Untersuchung war nicht die Zählung dieser Kommentare. "Wir wollten die Sprache von Pegida analysieren", erklärt Rietzschel. "Die Mehrheit dieser Kommentare weist eine scheinbar sachliche Sprache auf", sagt die Journalistin, weil die Pegida-Anhänger vordergründig in ihrer Rolle als besorgte Bürger aufträten. Dennoch fänden sich Wörter, die typisch sind für eine rechtsextreme, rassistische Sprache: "Die Hetze steckt im Detail".
Hinter den Details verstecke sich eine Welt, in der Flüchtlinge mit Muslimen gleichgesetzt werden und nicht nur als Feindbild gelten, sondern als große Gefahr für das Land, erläutert sie. Die Pegidisten nutzten letztlich eine Kriegsrhetorik: Menschen, die vor Krieg geflüchtet sind, würden von Pegida-Anhängern zu Angreifern umgedeutet, womit diese dann wiederum Angriffe auf die Flüchtlinge als Gegenwehr rechtfertigten, so Rietzschel.
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