Gründung von PEN Berlin
Nach einem halben Jahr als Präsident des PEN-Zentrums gehört Deniz Yücel nun zu den Mitgründern des neuen PEN Berlin. © Martin Schutt / dpa
Warum PEN? Und wenn ja – wie viele?
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Erst die Schlammschlacht um Deniz Yücels Präsidentschaft, jetzt die Spaltung: Der Schriftstellerverband PEN kommt nicht zur Ruhe. Dient das noch der Sache? Wir sprechen mit der Autorin Ronya Othmann und der Literaturkritikerin Miriam Zeh.
„Ich möchte nicht Präsident dieser Bratwurstbude sein!“ Mit diesem ausgesprochen zitierfähigen Satz schmiss der Journalist Deniz Yücel Mitte Mai beim PEN-Zentrum Deutschland hin. Ein gutes halbes Jahr war er dessen Präsident gewesen. Kurz bevor dieser Satz berühmt werden sollte, hatte Yücel nur knapp einen Abwahlantrag auf der Jahrestagung des Verbands in Gotha überstanden. Dem war wiederum ein gehässiger Streit auf offener Bühne vorangegangen.
Der Riss ist nicht mehr zu kitten
Eine öffentliche Schlammschlacht, ein Kreisen um sich selbst - ausgerechnet in einer Zeit, in der die selbstgegebene Aufgabe des PEN eine durchaus drängende ist: die Verteidigung der Meinungsfreiheit und der Schutz von bedrohten „Poets, Essayists und Novelists“, wofür die Abkürzung "PEN" ja eigentlich steht.
Nach dem Yücel-Eklat wollte sich das deutsche PEN-Zentrum mit seinem Interimspräsidenten Josef Haslinger neu aufstellen, ein Mentoring wagen, die Verjüngung nochmal auf anderem Weg angehen.
Knapp vier Wochen später wird klar: Der Riss ist nicht mehr zu kitten. In Berlin gründen dieser Tage mehr als 230 namhafte Autorinnen und Autoren einen neuen PEN, den PEN Berlin. Wieder geht es um die Meinungsfreiheit, doch diesmal soll es divers zugehen, ohne Präsidenten, stattdessen mit einem „paritätischen Board“ an der Spitze. In diesem Board mit dabei: Deniz Yücel.
Ein überfälliger Schritt?
Ist das nun ein Racheakt gegen den alten PEN, dem immerhin schon Erich Kästner, Heinrich Böll und Walter Jens vorstanden? Oder war die Neugründung ein überfälliger Schritt, weil der gealterte PEN nicht mehr zu reformieren ist? Welche Hoffnungen und Risiken für die Sache der Meinungsfreiheit verbinden sich mit diesem Neuanfang?
Und warum braucht es überhaupt eine Schriftstellervereinigung? Könnten Schriftstellerinnen und Schriftsteller nicht auch auf anderem Weg für die Meinungsfreiheit kämpfen? Das besprechen wir mit der Autorin und Journalistin Ronya Othmann, die sich dem PEN Berlin angeschlossen hat und ebenfalls zum Board gehört, und mit Miriam Zeh, Literaturredakteurin bei Deutschlandfunk Kultur.