PEN-Stiftung unterstützt Buchprojekt

Der Opposition in Belarus eine Stimme geben

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Ein Demonstrant hält die belarussische Flagge vor der versammelten Polizei.
Ein Demonstrant stellt sich der Polizei mit der belarusischen Flagge entgegen. Schriftsteller stellen sich dem Regime mit Worten entgegen. © picture alliance / Sergei Grits
Ralf Nestmeyer im Gespräch mit Gabi Wuttke · 08.08.2021
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Zum Jahrestag der Proteste gegen die gefälschte Präsidentschaftswahl in Belarus erscheint ein Sammelband mit Texten belarusischer Autoren. Unterstützt wurde das Buchprojekt vom deutschen PEN-Zentrum. Die Angst im Land sei groß, sagt PEN-Vize Ralf Nestmeyer.
Vor einem Jahr begannen die Proteste in Belarus, nachdem der seit 27 Jahren regierende Autokrat Alexander Lukaschenko offiziell im Amt bestätigt wurde. Die Proteste hat Lukaschenko mit Gewalt unterdrückt.
Um die Demokratiebewegung in Belarus zu unterstützen, hat das deutsche PEN-Zentrum die Veröffentlichung des Buches "Stimmen der Hoffnung" unterstützt, zusammen mit der vom PEN-Zentrum neu gegründeten Stiftung "Freiheit des Wortes.
Es sind Texte von bekannten belarusischen Autoren und von Verfassern, die lieber anonym bleiben wollen. Alle Texte erscheinen im Original und auf Deutsch, damit die Texte auch vor Ort gelesen werden können.
So könne man den Autoren aus elarus' eine Stimme geben, dass sie trotz dieser ganzen Repressalien weiter veröffentlicht werden können, sagt Ralf Nestmeyer. Er ist Vizepräsident und "Writers-in-Prison-Beauftragter" der Schriftstellervereinigung PEN: "Das Buch beginnt mit den Verwirrungen und Enttäuschungen nach den Wahlen und geht dann in der Zeitleiste voran."

In Belarus nicht frei verkäuflich

Seit dem Tod Vitali Schischows, dem Chef einer belarusischen Exil-Gruppe, der in der Ukraine vor einer Woche tot aufgefunden wurde, ist es schwer geworden, Interviews mit Unterstützern der Demokratiebewegung zu führen.
"Ich denke, dass die Angst groß ist", sagt Nestmeyer. "Dadurch ist der Effekt eingetreten, dass die anderen Autoren und Kulturschaffenden, die ins Ausland geflohen sind, auch Angst haben."
In Belarus werde das Buch allerdings nicht frei verkäuflich sein, so Nestmeyer: "Da ist momentan auch riesiger Druck auf dem Buchmarkt. In öffentlichen Buchhandlungen gibt es solche Literatur überhaupt nicht, da gibt es nur zensierte Literatur."
Private Buchhandlungen würden durch hohe Mieten unter Druck gesetzt. "Der Druck reicht so weit, dass von der Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch keine Werke in der Schule besprochen werden dürfen", erklärt Nestmeyer.
Ein ähnliches Buch wie "Stimmen der Hoffnung" ist nun auch für die Türkei in Planung.

Alina Lisitzkaya (Hrsg.): "Stimmen der Hoffnung. Aufzeichnungen, Gedichte, Texte der belarusischen Freiheitsbewegung"
Zweispachige Ausgabe
224 Seiten, 22 Euro

Buchpremiere ist am 9.8.2021, 19 Uhr,
im Pilecki-Institut, Pariser Platz 4a in Berlin.
Verleger und Herausgeberin sprechen über die Entstehung des Buches, es gibt Aufnahmen mit Lesungen der Autoren und Lesungen aus den deutschen Übersetzungen.

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