PEN zum Tag des inhaftierten Schriftstellers

Türkei ist "weltweit das größte Gefängnis" für Autoren

Gefängnismauer und Stacheldraht
160 Autoren, Journalisten und Schriftsteller sind derzeit in der Türkei in Haft, sagt Ralf Nestmeyer. © imago stock&people / Jürgen Ritter
Ralf Nestmeyer im Gespräch mit Julius Stucke |
In der Türkei und in Mexiko ist die Situation für Schriftstellerinnen und Schriftsteller besonders gefährlich, beklagt Ralf Nestmeyer vom PEN Zentrum Deutschland. In diesem Jahr rückt auch eine bereits getötete Autorin in den Mittelpunkt.
Der Autorenverband PEN macht alljährlich mit dem Writers-in-Prison-Day und einer sogenannten Case List auf das Schicksal von Schriftstellern, Verlegern, Journalisten und Bloggern aufmerksam. Betrachte man die vergangenen zehn Jahre, dann sei es um die Meinungsfreiheit weltweit immer schlechter bestellt, erklärt Ralf Nestmeyer, Vizepräsident des PEN-Zentrum Deutschland und Writers-in-Prison-Beauftragter:
"In der Türkei sind derzeit zirka 160 Autoren, Journalisten und Schriftsteller in Haft. Das ist also weltweit das größte Gefängnis. Das ist sehr bedrückend. Und da ist momentan auch keine Besserung in Sicht."
Am Tag des inhaftierten Schriftstellers richtet der internationale PEN zusammen mit den nationalen Zentren den Fokus auf fünf einzelne Autorenschicksale.
Der ukrainische Regisseur Oleg Sentsov (l.) wurde auf der Krim unter dem Terrorismusvorwurf inhaftiert. Hier ist er in einem Käfig während einer Verhandlung über die Verlängerung seiner Haft in Moskaus Amtsgericht Lefortovo zu sehen.
Der ukrainische Regisseur Oleg Sentsov (l.) wurde auf der Krim unter dem Terrorismusvorwurf inhaftiert. © picture alliance / dpa / Mikhail Pochuyev
In diesem Jahr sind das Wael Abbas aus Ägypten, Shahidul Alam aus Bangladesch, Dawit Isaak aus Eritrea, Oleg Sentsov aus Russland sowie Miroslava Breach Velducea aus Mexiko, die im letzten Jahr erschossen wurde.
Ehrung für die mexikanische Journalistin Miroslava Breach Velducea, die im März 2017 in Chihuahua erschossen wurde. 
Ehrung für die mexikanische Journalistin Miroslava Breach Velducea, die im März 2017 in Chihuahua erschossen wurde. © picture alliance/ZUMA Press/Luis Cortes
Ralf Nestmeyer: "Diesmal haben wir erstmals den Fall einer toten Autorin dabei. In Mexiko sind die Zustände so, dass die Autoren nicht mehr ins Gefängnis kommen, sondern vorher erschossen werden, weil sie unbequem sind und Korruptionsfälle aufgedeckt haben, in die teilweise auch regierende Kreise verstrickt sind."
Für Mexiko lägen seit 2004 Zahlen vor, sagt Nestmeyer. Es seien knapp 90 Autorinnen und Autoren, die ermordet wurden und ungefähr ein Dutzend, die verschwunden seien.

Solidarität für die inhaftierten Kollegen

Es sei eine Aufgabe des PEN eine Öffentlichkeit über die Situation der inhaftierten Schriftstellerinnen und Schriftsteller herzustellen und damit Solidarität zu zeigen. Ein Mal im Jahr gibt es auch eine besondere Aktion:
"Es gibt auch sogenannte Greetings-Aktionen einmal im Jahr, wo aufgefordert wird, inhaftierten Autoren zu schreiben. Die bekommen dann relativ viel Post. Und das hat positive Gefühle, weil sie wissen, in der Welt ist ein Augenmerk auf sie gerichtet und man ist nicht vergessen."
(cosa)
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