Per Joystick in den Weltraum

Von Michael Engel |
An die 1000 flugbegeisterte PC-Piloten aus ganz Deutschland sind am Wochenende zur "Flugsimulator-Konferenz" nach Paderborn gekommen. Frauen hatten Seltenheitswert auf dieser hochinnovativen Messe.
Wer glaubt, dass sich nur wenige Menschen für Flugsimulationen interessieren, der wird schon draußen auf dem Parkplatz vor dem Flughafen Paderborn eines Besseren belehrt. Die "Flugsimulator-Konferenz" ist offensichtlich ein Renner – das Areal völlig zugeparkt. Entschuldigung, wo kommen Sie her?

"Ja wir kommen aus Bochum. Und wir möchten uns einfach mal informieren, was es so an Neuerungen gibt auf diesem Gebiet. Es ist ein sehr interessantes Hobby. Speziell in den letzten Jahren hat sich viel getan. Und wir wollen uns einfach mal auf den letzten Stand bringen."

Was erwarten Sie von dieser Ausstellung hier am Flughafen von Paderborn?

"Informationen über die Flugsimulation, Neuigkeiten, Hardware, Software – alles, was sich um Simulation dreht."

Sie sind ein begeisterter Flugsimulator-Fan und ihre Frau trägt das Hobby mit?

"Nein, leider nicht. Also ich bin begeistert, dass mein Mann sich dem Hobby so hingeben kann. Also mir ist es wirklich hochtechnisch. Zu technisch."

Na, dann mal rein ins Getümmel. Ich spreche jetzt mit Mike Ulrich, woher kommen Sie?

"Ich komme aus Solingen."

Was fasziniert Sie an Flugsimulatoren? Warum sind Sie hier?

"Ich glaube, die Möglichkeit zu fliegen, auch wenn man es nicht kann."

Nun mag man meinen, dass es doch sehr langweilig sein muss, stundenlang vor dem PC zu sitzen, mit einem Flight-Stick beziehungsweise Joystick in der Hand dann langweilige Flüge zu absolvieren, wenn man nur auf das Instrumentarium eines Cockpits schaut?

"Nein, es ist nicht langweilig. Weil man hat so viel zu tun beim Fliegen. Auch ein echter Pilot hat ja sehr viel zu tun. Das wird nicht langweilig. Keinesfalls."

Einer der Aussteller ist die "Aerosoft GmbH" mit Sitz im Flughafen. Zugleich organisiert das Unternehmen seit neun Jahren die Flugsimulator-Konferenz. Frage an den Geschäftsführer, Winfried Diekmann, Paderborn: Welche Rolle spielt eigentlich 3D bei der Flugsimulation?

"Derzeit noch gar keine Rolle. Flugsimulation wird zu lange betrieben. Das heißt, man sitzt ja nicht nur zehn Minuten davor, sondern man sitzt unter Umständen zwei Stunden davor. Und da sind die Geräte heute noch für die Augen zu anstrengend. Die meisten Kunden sagen, wenn sie 3D mal benutzt haben: 'Ich bekomme nach einer halben Stunde Kopfschmerzen.' Und das will man ja nicht."

Wer in seiner Freizeit PC-Pilot werden möchte, kommt sogar in den Weltraum – mit einem Space-Shuttle-Simulator. Wer Prinz William nacheifern will, kann Rettungsflüge mit dem Hubschrauber virtuell absolvieren. Im Flugsimulator-Bereich gibt es nichts, was es nicht gibt.

"Im Prinzip ist mittlerweile alles möglich. Man kann in den Weltraum fliegen, kann aber nicht nachvollziehen, wie realistisch es ist. Wir halten uns da eher an die Dinge, die real fliegen. Deswegen haben wir uns beim A380 noch sehr zurück gehalten, weil wir gesagt haben, wir wollen erst Kontakte zu Piloten haben, die das Flugzeug fliegen, die dann auch nachher so etwas testen können.

Ansonsten kann man alles fliegen. Man kann Hubschrauber fliegen, man kann Ultraleicht-Segelflugzeuge fliegen, natürlich Düsenjets. Wir haben im letzten Winter eine Concorde auf den Markt gebracht, die sehr, sehr originalgetreu fliegt. Es ist mittlerweile eigentlich alles möglich."

PC-Piloten sitzen naturgemäß allein vor dem Rechner: Den Joystick fest im Griff. Auf dem Bildschirm die Armaturen, während die Wolken am Cockpit-Fenster vorbeirauschen. Doch einsam sind die Freunde der Flugsimulation deswegen nicht. Mit dem Rechner kann man sich nämlich auch vernetzen – zum Beispiel mit den Mitgliedern im Flugsimulator-Club. Ernst Kutzbach – erklären Sie uns das?

"Was ganz besonders wichtig ist, was Sie schon gesagt haben, ist, dass Sie nicht alleine sind. Sie sind vernetzt, und Sie fliegen mit Piloten, die Sie gar nicht kennen. Die Sie nur über den Kopfhörer kennen, aber die dasselbe haben und die dieselbe Flugstrecke mit Ihnen teilen. Oder auch denselben Flugplatz mit Ihnen gemeinsam ansteuern. Sie sehen das Flugzeug an Ihrem Bildschirm. Der andere Pilot sieht Sie. Man nimmt Rücksicht aufeinander und macht die Landung entsprechend hintereinander."

Und da heißt es immer, Computerspiele führen zu Vereinsamung, zu einer kommunikativen Verarmung der Menschen. Das ist ein Beispiel dafür, dass Computer sehr wohl zusammenführen können. Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg für die Zukunft.

"Dankeschön."