Drei Franzosen trommeln Bach
Auf ihrer ersten CD interpretieren sie auf drei Marimbaphonen Johann Sebastian Bach und setzen so Maßstäbe für ein neues Verständnis seiner Musik: Das Percussion-Trio SR9. Die drei jungen Franzosen haben sich nicht nur den Klassikern verschrieben - im Gegenteil.
"Ich bin Paul und komme aus der Normandie."
"Ich bin Nicolas, Nicolas Cousin, ich bin aus Angers."
"Und ich bin Alexandre, 28 Jahre, ich komme aus Avignon."
Und zusammen sind sie:
"SR9, das Trio SR9"
Während ihres Percussion-Studiums in Lyon haben sich die drei kennen gelernt und das Trio 2010 gegründet, erzählt Nicolas Cousin.
"Im Grunde waren wir zuallererst natürlich befreundet. Aber wir hatten die Idee, etwas zu dritt zu machen, rund um die Dinge, die uns gefallen. Weil wir den gleichen Geschmack hatten, die gleichen musikalischen Vorstellungen. Und eben auch die Lust, gemeinsam so ein Projekt zu machen."
Das Projekt, das war zunächst der Internationale Percussion Wettbewerb in Luxemburg. Und dafür brauchte es natürlich auch einen Namen für das Trio.
"SR9 das steht für Square Root 9 (nine) im Englischen, die zweite Wurzel aus neun, also drei –Trio."
Prompt haben sie den Wettbewerb 2012 auch gewonnen. Und im Anschluss daran ihr Projekt "Bach au Marimba – Bach auf der Marimba" auf den Weg gebracht.
Nicolas: "Mit unserem Trio sind wir frei in dem, was wir tun, und dadurch können wir auch etwas Neues schaffen, etwas Originelles. Und Bach auf drei Marimbaphonen, das ist neu. (…) Wir wollten damit wirklich eine neue Klangarchitektur erschaffen, eine neue Art, diese Musik zu begreifen."
Beim Trio SR9 klingt Bach ganz licht und luftig.
Auf fremdem Terrain
Entscheidend für den Klang sind die Schlägel, mit denen man spielt, erklärt Nicolas.
Nicolas: "Je größer der Kopf er Schlägel ist, desto runder ist der Klang – um die tiefen Töne zu spielen – und wenn der Kopf kleiner ist – zum Beispiel der hier, dann klingt das viel heller – viel spitzer – und der Ton schwingt nicht so lang.
Das Besondere, das wir finden wollten, ist einerseits ein Gewicht im Klang und andererseits wollten wir, dass der Grundton zuerst zu hören ist, weil der am meisten schwingt und das für Bachs Musik besonders wichtig ist, die Nebentöne zu vermeiden, um die Reinheit des Klangs zu erhalten. Deshalb war die Suche nach den richtigen Schlägeln das erste, was wir gemacht haben."
Deshalb spielt das Trio mit eigens für sie gefertigten Schlägeln.
Paul: "Normalerweise sind die Schlägel sehr viel leichter. Wir haben wirklich schwere Schlägel mit schweren Köpfen ausgesucht, die viel Klang erzeugen. Im Moment können wir uns das erlauben, vielleicht, wenn wir älter sind, greifen wir auf leichtere Schlägel zurück."
Ihre Neugier hat die drei Jungs noch auf ganz anderes Terrain geführt: auf das des Theaters und des Tanzes. Zusammen haben sie ein Stück entwickelt - "Corporels". Darin machen sie nur mit ihrem Körper Musik.
Paul: "Wir haben uns gesagt: Wir zeigen uns, wir verstecken uns nicht hinter den Instrumenten, sondern wir zeigen, wer wir sind."
Eine Frage de Mentalität
Nicolas: "Dadurch, dass wir die Instrumente beiseite gelassen haben und zu den Wurzeln zurückgekehrt sind – denn der Körper ist schließlich unser natürliches Instrument – haben sich für uns total viele Möglichkeiten eröffnet. Ausgehend von Bodypercussion haben wir uns selbst in Szene gesetzt (…) Und wir wollten auch zeigen, (…) wie man mit ganz einfachen Mitteln mit seinem eigenen Körper Musik machen kann, wie man sich selbst entdecken und in Bewegung setzen kann."
Und eine weitere Performance ist entstanden. Diesmal in Zusammenarbeit mit den zeitgenössischen Komponisten Pierre Jodlowski und Benoit Montambault. "Machine(s)" heißt es.
Paul: "Man sieht dann auch auf einer Leinwand einen Typen, der zweimal so groß ist wie wir und der uns sozusagen führt, der uns Anweisungen gibt, so dass es so aussieht, als würde die Maschine dem Menschen Anweisungen geben. Später ist es dann umgedreht. Das ist das Thema des Stücks."
Nicolas: "Wir haben von Anfang an auch mit Komponisten zusammen gearbeitet, (…) weil es wichtig für uns ist, neues Repertoire zu schaffen. (…) Das ist ein Prinzip, eine Frage der Mentalität, immer nach vorn zu gehen, auf der Suche zu sein, zu versuchen, etwas Neues zu machen."
Neugier und Frische, das sind die "Prinzipien" des Trios SR9. Und damit sind sie auf gutem Kurs: mit Klarheit, Spiel- und Experimentierfreude unterwegs zwischen Barock, Bodypercussion und Performance.