Perfekte Inszenierung

Von Bernd Sobolla |
Leni Riefenstahls Dokumentarfilm "Triumph des Willens", der vor 75 Jahren Premiere feierte, gilt als das bekannteste und meistdiskutierte Werk der NS-Propaganda. Kritiker behaupten, der Film über den Reichsparteitag der NSDAP 1934 sei überhaupt kein Dokumentarfilm, sondern eine einzige Inszenierung.
Das Flugzeug fliegt über den Wolken, taucht dann langsam in die Wolkendecke ein, schwebt eine Weile über Nürnberg und landet schließlich auf dem Flughafen. Als sich die Tür öffnet und Hitler aussteigt, ist der Jubel der wartenden Menschen nicht zu bremsen. Wie ein Heilsbringer wird er vom Volk gefeiert, das kilometerlang die Straßenzüge säumt. Und Leni Riefenstahls Kamera ist immer dabei. Vieles an dem Film mag arrangiert sein, aber die Begeisterung der Leute ist echt.
"Wir wollen unseren Führer sehen!"

In den folgenden Tagen gibt es Parteitagsreden und Fackelmärsche, Marschmusik und Massendemonstrationen auf dem Zeppelinfeld, Fahneneide und Treubekundungen. Eine perfekte Inszenierung, die den Nationalsozialismus verherrlicht und das deutsche Volk zu einer Schicksalsgemeinschaft erhebt, zum Beispiel wenn sich 52.000 Arbeitsmänner ihrem Führer präsentieren.

"Hitler: Heil, Arbeitsmänner! / Heil, mein Führer! / Spaten über! Spaten ab! / Trommeln. / Hier stehen wir, wir sind bereit und tragen Deutschland in die neue Zeit. Deutschland! / Kamerad, woher stammst du? / Aus Friesenland. / Und du Kamerad? / Aus Bayern. / Und du? / Vom Kaiserstuhl."

Die Kamera ist meist von unten, auf die heroischen, jungen, durchtrainierten Körper gerichtet. Alte oder gar Behinderte sind nicht zu sehen.

"Ein Volk, ein Führer, ein Reich. Deutschland."

Randbegebenheiten gibt es nicht und auch keine Szene, die zeigen würde, dass es bei der Veranstaltung auch Probleme gab - und seien es nur organisatorische. Bei rund 200.000 Teilnehmern ziemlich unwahrscheinlich und bei 16 Kamerateams kein Zufall. Dass in Hunderten von Zelten abends auch ordentlich gefeiert und gesoffen wurde, davon erfährt man nur in der Literatur.

Eine Kultveranstaltung, in vielen Details angelehnt an religiöse Zeremonien, mit großer suggestiver Kraft. Und auf der Tonspur hat Leni Riefenstahl Musik von Richard Wagner, Volkslieder und Marschmusik zu einer perfekt emotionalisierenden Einheit verbunden.

"Siehst du im Osten das Morgenrot …"