Ein Feature von Stephanie Kowalewski
Es spricht: die Autorin
Ton: Andreas Krause
Regie: Frank Merfort
Redaktion: Constanze Lehmann
Eine Wiederholung vom 30.4.2019
Kann uns naturnahe Landwirtschaft ernähren?
30:07 Minuten
Mischkulturen, Artenvielfalt, die Eigenkräfte der Umwelt nutzen: Naturnäher als mit Permakultur geht Landwirtschaft nicht. Im Garten funktioniert dieses Konzept gut. Doch taugt es auch für die kommerzielle Landwirtschaft?
Freddy Fricke schlendert an den Beeten entlang, schaut genau, was da alles sprießt und wächst. Seit 25 Jahren verbringt der ehemalige Chemielehrer fast jede freie Minute hier im "UmweltKulturPark" im Dortmunder Süden.
"Ich kam vom Bauernhof und es hat mich in die Stadt verschlagen", sagt er. "Und je älter ich wurde, desto mehr merkte ich, dass mir was fehlt. Und durch Zufall hab ich das hier entdeckt. Das war für mich die Rettung."
Üppiges Grün mitten im Ruhrgebiet
"Das hier" war bis 1986 ein Acker, heute ist es eine 12 Hektar große grüne Oase mitten im Ruhrgebiet, umgeben von Wohnhäusern und einem engen Straßennetz. Damals schwappte gerade die Idee von Bill Mollison und David Holmgren von Australien nach Europa. Und in Dortmund keimte der Plan, hier ein Permakultur-Zentrum zu errichten – samt Garten und Schulungsräumen.
"Dann hat sich ein Verein gegründet. Der heißt Förderverein Permakultur. Das sind wir. Und die haben dann gemeinsam diesen gesamten Park aufgebaut nach den Ideen der Permakultur. Das ist das erste Projekt in Deutschland und zur Einweihung ist auch Bill Mollison, der Begründer der Permakultur, hier gewesen. Das war der Ritterschlag", freut sich Freddy Fricke und lacht.
Das Schulungszentrum blieb leider nur eine gute Idee, erzählt der 73-Jährige. Den Park und den Verein gibt es aber immer noch. In den vergangenen 33 Jahren haben die Vereinsmitglieder aus der einstigen Ackerfläche einen üppigen Permakultur-Park geschaffen. Aber was genau ist denn eigentlich Permakultur?
"Was ist es genau? Ähm. Dieses sehr nah am Natürlichen dran zu sein. Also den Pflanzen, den Tieren ihr Recht sozusagen auf Leben zu geben und trotzdem zu ernten."
Eine Antwort auf Ressourcenschwund
"Das Wort Permakultur ist eine Verbindung von zwei Worten, von permanent und agriculture – permanent agriculture", erklärt Stefan Schwarzer, der bei den Vereinten Nationen seit fast 20 Jahren lokale Lösungen für globale Umweltprobleme sucht. Die Permakultur ist so eine Lösung, meint er. Denn es geht darum, über Jahrhunderte hinweg ausreichend zu ernten, um die Menschheit zu ernähren, ohne dabei die Böden auszulaugen oder Pflanzen und Tiere zu schädigen, indem die Natur, so gut es geht, kopiert wird.
"Ein hohes Ziel und doch ist es ganz einfach." Der Geograf ist überzeugt, dass unsere Art der industriellen Landwirtschaft dauerhaft nicht funktioniert.
"Das Problem ist eben dieser Ressourcenverbrauch, der uns dahin bringt, zwar sehr billig Lebensmittel produzieren zu können, aber Ressourcen raubt, die unsere Kinder brauchen."
Stefan Schwarzer will das anders machen. Zusammen mit rund 140 Erwachsenen und Kindern versucht er auf einem Hof in Baden-Württemberg möglichst viele Ideen der Permakultur umzusetzen:
"Und mit der Permakultur verändere ich meinen Ansatz, meine Herangehensweise. Permakultur ist für mich ein Ding zwischen Philosophie und Lebensauffassung und Werkzeug, wirklich enkeltaugliche Lösungen zu finden."
Wie das gelingen kann, haben die beiden Australier Bill Mollison und David Holmgren im Konzept der Permakultur beschrieben, für das sie 1981 den Alternativen Nobelpreis bekommen haben.
Mischkultur, Zonierung und Energieeffizienz
Im Dortmunder "UmweltKulturPark" sind sie dem Ziel der dauerhaften Landwirtschaft schon recht nahe gekommen. In der Gartenanlage erfüllt so gut wie alles mehrere Funktionen. Das ist typisch für Permakulturgärten. Ein Teich zum Beispiel ist nicht nur ein Wasserauffangbecken und Lebensraum für Libellen und Kröten. Geschickt platziert ist er auch eine Art Heizung für das benachbarte Gewächshaus, erklärt Freddy Fricke:
"Im Winter, wenn die Sonne flach steht, werden die Sonnenstrahlen auf der Teichfläche in das Anlehngewächshaus reflektiert. Und das ist wirklich erstaunlich, wie warm das im Winter darin ist."
So vorgezogen kommen die kleinen Setzlinge in die Beete zwischen das, was sich da oft schon seit Jahren tummelt. Permakultur setzt auf mehrjährige und sich selbst vermehrende Pflanzen.
Im Beet stehen Kohlpflanzen: Rosenkohl, Grünkohl. Und dazwischen liegen Eierschalen, auch ein alter Kaffeefilter, der schon ein bisschen verrottet ist.
"Ja, das sieht natürlich bisschen ungewohnt aus", sagt Freddy Fricke. "Aber wir machen Flächenkompostierung. Wenn man naturnah den Boden bearbeiten will, dann muss man Humus anreichern. Und wer macht für uns die Arbeit? Das sind die Bodenlebewesen und die brauchen Nahrung. Und die setzten das mit der Zeit um. Gleichzeitig ist das auch Mulch. Der Boden ist abgedeckt, die Verdunstung wird runtergefahren. Das ist meiner Meinung nach die beste Methode."
Blanke Erde sieht man hier nirgendwo. Gibt es in der freien Natur ja auch nicht. Die Gemüsebeete werden dicht an dicht bepflanzt. Alles wirkt ein bisschen wild, durcheinander, irgendwie chaotisch. Aber dahinter steckt ein ziemlich ausgetüftelter Plan, denn die Dortmunder Gärtner setzen in einem einzigen Beet so viele Permakulturelemente wie möglich um:
"Einmal die Zonierung. Das bedeutet, dass man vorne die Pflanzen hat, die schnell wachsen, um die man sich vielleicht ein bisschen mehr kümmern muss. Pflanzen, die länger wachsen, kommen dann in die zweite Reihe. Und dann kann man noch die dritte Reihe machen, wo dann praktisch Stauden hinkommen, die man mehr sich selbst überlassen kann. Das andere ist die Stapelung. Das bedeutet, dass man die Pflanzen so anordnet, dass die niedrigen Pflanzen vorne sind, die höheren dahinter und so. Und dann kommt noch die Mischkultur. Was passt zusammen?"
Pflanzenwissen statt Chemie
Freddy Fricke pflanzt Knoblauch neben Erdbeeren, weil die Knolle die Beeren vor Schimmel schützt. Dazu passen Gurken, und überall dazwischen wachsen Salate, Wildkräuter und Beerensträucher. Weil die Pflanzen sich gegenseitig nützen und schützen, kommen Permakulturgärtner ohne Chemie aus.
"Und dieses Ganze muss man jetzt zusammenbringen. Und das ist auch das Spannende dabei, wie man solche Pflanzen anordnet", erklärt Freddy Fricke.
Und es erfordert viel Wissen. Wissen, das man bis jetzt aber kaum an Universitäten und Ausbildungsstätten der Landwirte findet, bedauert Professor Thomas Döring. Er leitet an der Universität Bonn den Fachbereich Agrarökologie und Organischer Landbau:
"Die Wissenschaft hat die Permakultur bisher auch noch nicht so besonders stark in den Fokus genommen. Wir sind bei der Permakultur, was die wissenschaftliche Betrachtung angeht, an einem Punkt, wo wir beim Ökolandbau vor 40 Jahren waren."
Die Ideen der Ökopioniere von damals wurden auch lange belächelt, sagt er. Heute macht die organische Landwirtschaft Milliardenumsätze. Ob die Permakultur auch einmal so erfolgreich sein wird, ist ungewiss. Die Forschung nimmt bislang nur einzelne Elemente des Konzepts unter die Lupe, wie etwa die typischen Mischkulturen, sagt Thomas Döring und zitiert aus einer aktuellen Studie:
"Und da kam raus, dass wir in diesen 45 Ländern über alle Permakultursysteme hinweg insgesamt im Mittel 42 verschiedene Arten pro Standort haben. Das heißt, ein Vielfaches von dem, was auf einem normalen landwirtschaftlichen Betrieb angebaut wird. Diese große Vielfalt ist ein Schatz."
Industrielle Landwirtschaft ist ökologisch verheerend
Und ein gravierender Gegensatz zur sogenannten konventionellen Landwirtschaft. Beispiel Deutschland:
"Im derzeit vorherrschenden System ist es ja so: Wir haben bei knapp 12 Millionen Hektar Ackerland etwa die Hälfte Getreide. Die Hälfte davon wiederum ist Weizen. Das heißt, ein Viertel des Ackerlandes besteht nur aus einer Kultur: Weizen."
Laut Weltagrarbericht dienen aber nur 43 Prozent des Getreides als Lebensmittel. Der überwiegende Teil wird zu Tierfutter, Sprit und Industriestoffen verarbeitet. Unstrittig ist auch, dass die industrielle Landwirtschaft erheblich zu den großen globalen Problemen beiträgt: Artensterben, Klimawandel, Umweltverschmutzung sowie Armut und Ungerechtigkeit. Dennoch geht es in der Agrarforschung bislang nicht um ein Umdenken, sondern um die Optimierung der Monokultursysteme.
"Durch Züchtung, angepasste Bodenbearbeitung, Düngung, neuartigen Pflanzenschutz. Aber letztlich versucht man an dem Paradigma einer Reinkultur nichts zu ändern."
Dabei führt dieser Weg schon jetzt zu ausgelaugten Böden, die immer weniger Ertrag bringen. Weltweit gehen jedes Jahr Millionen Hektar fruchtbarer Boden verloren. Um Humus aufzubauen, empfehlen die Väter der Permakultur den Boden so wenig wie möglich zu stören – also nur oberflächlich lockern, statt pflügen und umgraben. Das widerspricht allem, was Landwirte und Hobbygärtner seit Jahrzehnten gelernt haben. Ein Umdenken wäre demnach nötig. Bei den Lebensmittelproduzenten ebenso wie bei den Konsumenten.
Ausbildung zur Permakultur-Designerin
Und bei den Konsumenten erlebt die Permakultur-Idee gerade tatsächlich einen Aufschwung. Es gibt Führungen in Permakultur-Gärten, Vorträge, Praxisworkshops und sogar mehrjährige Lehrgänge, an deren Ende man den Titel Permakultur-Designer beziehungsweise Permakultur-Gestalter erhält. Das ist auch das Ziel von Sabine Mund aus Mönchengladbach.
Ich treffe sie in ihrem Garten, der eigentlich ein Wald ist, während sie mit der Sense das Gras einer Lichtung kürzt. Sabine Mund ist Mutter von vier Kindern, gelernte Erzieherin, hat mal einen kleinen Bioladen mit einer Freundin betrieben – war also immer schon nah an ökologischen Themen, erzählt sie:
"Dann kam die Permakultur, in der ich jetzt meine Aufgabe sehe, wo ich lange nach gesucht habe. Ich brenne für das Thema, von Anfang an. Da steckt wirklich sehr viel Herzblut drin und ich möchte professionell arbeiten. Das heißt, ich möchte meinen Herzensjob auch zu meinem Brotjob machen."
Dafür besucht der 53-Jährige aufeinander aufbauende Kurse der Permakultur-Akademie. Los ging es mit einem 72-Stunden Kurs:
"Da werden die drei Bereiche der Ethik der Permakultur erklärt: Sorge für die Erde. Sorge für den Menschen. Teile gerecht. Dann kommt das Basisjahr. Und danach kann ich auch noch einmal frei wählen, gehe ich weiter in die professionelle Arbeit mit Permakultur. Das macht nämlich die Aufbauphase dann aus, wo ich dann noch mal neun Projekte gestalte. Und da bin ich jetzt mittendrin."
Die freie Permakultur-Akademie ist eine der wenigen Orte in Deutschland, wo solch eine Ausbildung möglich ist – finanziert durch die Kursgebühren, erzählt Sabine Mund.
"Der 72-Stunden-Kurs kostet 800 Euro, das Basisjahr kostet zwischen 1500 bis 2700 Euro. Hier kommt der solidarische Aspekt zum Vorschein. Da können die Interessierten selbst entscheiden, gebe ich das Minimum oder unterstütze ich die Akademie sogar mit einem höheren Wert. Und dann kommt die Aufbauphase mit 2900 Euro, die zirka zwei Jahre dauert. In den zwei Jahren habe ich Tutoren, die mich betreuen."
Welche Projekte sie während ihrer Weiterbildung umsetzt, kann sie frei wählen.
"Ich fühle mich in der Permakultur als Multiplikatorin, als Initiatorin und als Vernetzerin. Das sind Dinge, die mir leichtfallen."
Praktische Permakultur im Schrebergarten
Sabine Mund möchte ihr Wissen rund um die Permakultur in Vorträgen weitergeben, Interessierte beraten, Kindern das Thema zum Beispiel bei Waldspaziergängen näher bringen. Gerade aber startet ihr Projekt Schrebergarten.
"Wo ich überlegt habe, wo kann ich mein Garten-Knowhow erweitern, wo kann ich mit Menschen gemeinsam sein. Und der dritte Punkt ist, wo kann ich denn ein bisschen Gemüse ernten und Obst."
Dafür hat die angehende Permakultur-Designerin Anna und Heinrich Hermanns, beide 58, gewonnen, die in Mönchengladbach einen Schrebergarten haben: "360 qm. Damit kann man schon eine ganze Menge machen."
Ein Jahr lang wollen die drei ab jetzt voneinander lernen:
"Was steht denn heute an?"
"Ja, wir haben uns überlegt: Sabine, dies wird dein Beet. Du hast permanent Sonne."
"Das freut mich besonders."
"Kannst dich jetzt hier austoben."
"Schön. Jetzt brauche ich schon eure Hilfe. Welche Pflanze sehe ich denn hier?"
"Das sind Radieschen. Was? Ja, die nicht geerntet wurden. Ist aber nicht tragisch, denn man kann von Radieschen auch die Blüten essen und auch die Samenstände. Die sind auch sehr lecker. Ja, richtig schön! Okay, dann fange ich an."
"Was steht denn heute an?"
"Ja, wir haben uns überlegt: Sabine, dies wird dein Beet. Du hast permanent Sonne."
"Das freut mich besonders."
"Kannst dich jetzt hier austoben."
"Schön. Jetzt brauche ich schon eure Hilfe. Welche Pflanze sehe ich denn hier?"
"Das sind Radieschen. Was? Ja, die nicht geerntet wurden. Ist aber nicht tragisch, denn man kann von Radieschen auch die Blüten essen und auch die Samenstände. Die sind auch sehr lecker. Ja, richtig schön! Okay, dann fange ich an."
Die Radieschen vom vergangenen Jahr sind rund 50 Zentimeter hoch und dürfen bleiben. Während Sabine abgestorbene Pflanzen entfernt und den Boden oberflächlich mit einer Mistgabel lockert, erzählen mir Anna und Heinrich Hermanns, dass sie ihren Garten bisher ganz intuitiv so bewirtschaftet haben, wie es der Permakultur entspricht.
"Wir wussten bis vor Kurzem noch gar nicht, dass wir überhaupt Permakultur machen. Wir haben das einfach so gemacht. Wir wollten ohne Chemie hier unseren Garten bewirtschaften."
"Wir sind naturverbundene Menschen und da wollen wir halt behutsam ernten und arbeiten. Halt mit der Natur und nicht gegen die Natur. Und ich fühle mich auch verantwortlich, wenn man ein Stück Boden beackert, dass man seinen Beitrag leisten kann für Artenvielfalt. In den ganz aufgeräumten Gärten haben Vögel tatsächlich Probleme Nistmaterial herbeizuschaffen. Das muss man sich mal vor Augen führen."
"Wir sind naturverbundene Menschen und da wollen wir halt behutsam ernten und arbeiten. Halt mit der Natur und nicht gegen die Natur. Und ich fühle mich auch verantwortlich, wenn man ein Stück Boden beackert, dass man seinen Beitrag leisten kann für Artenvielfalt. In den ganz aufgeräumten Gärten haben Vögel tatsächlich Probleme Nistmaterial herbeizuschaffen. Das muss man sich mal vor Augen führen."
Die Pflanzen wachsen wild durcheinander
Und so sieht ihre Parzelle ziemlich untypisch für einen Schrebergarten aus: Hier wachsen Blumen, Gemüse, Kräuter, Bäume und Sträucher wild durcheinander.
"Das kommt den Pflanzen zugute", erklärt Anna, "weil die gerne in Gesellschaft wachsen. Dadurch hat der Kohlweißling es auch nicht so leicht den Kohl zu finden, wenn die stark duftenden Tagetes daneben stehen. Das ist ja dann auch eine Form von Pflanzenschutz."
Die beiden Hobbygärtner haben sich hier ein möglichst natürliches Fleckchen Erde geschaffen, das ihnen viel Spaß bereitet und eine reiche Ernte schenkt.
Bei der gemeinsamen Kaffeepause gibt es dann ein bisschen Philosophie von Sabine und Anna:
"Also ich habe euch mal die zwölf Prinzipien mitgebracht. Danach kann man zum Beispiel Designs erstellen, wie ein Garten auszusehen hat. Eines der Hauptaspekte der Permakultur ist auch das Beobachten: Was hab ich da, was sehe ich denn, welche Ressourcen sind da?"
"Ja, im Grunde ist das ja nichts Neues. Das hat es ja schon immer gegeben. Es wird halt nur beim Namen genannt."
"Ja, im Grunde ist das ja nichts Neues. Das hat es ja schon immer gegeben. Es wird halt nur beim Namen genannt."
Vor allem in der Stadt ist Permakultur angesagt
Tatsächlich ist die Permakultur ein Schmelztiegel für uraltes, aber fast vergessenes Wissen rund um Natur, Landwirtschaft und Gemeinwohl. Bill Mollison und David Holmgreen haben daraus das Konzept für essbare, artenreiche und widerstandsfähige Landschaften entwickelt, das gerade offensichtlich den Zeitgeist trifft.
Das ist gut so, meint Stefan Schwarzer, selbst Permakultur-Designer und Geograf bei den Vereinten Nationen:
"Permakultur wird in Deutschland vor allen Dingen von Städtern besetzt, die in ihrem kleinen Hausgarten Mischkultur betreiben wollen und eben sorgsam mit der Erde umgehen wollen, Vielfalt für Insekten und Vögel et cetera – was ja relativ hip ist in der westlichen Welt. Das ist auf der einen Seite die gute Nachricht, denn es braucht ganz viel Bewusstsein dafür, unseren Lebensstil zu verändern. Aber Permakultur und Landwirtschaft sind Bereiche, die sich noch nicht so hier überschnitten haben."
Elemente für eine zukunftsweisende Landwirtschaft
Noch sind die Landwirte mehr als zurückhaltend. Eine Umstellung auf Permakultur wäre tatsächlich eine große Herausforderung. Aber sie könnte behutsam, Schritt für Schritt erfolgen, denn schon einzelne Elemente der Permakultur können einen konventionellen Bauernhof nachhaltiger machen und gleichzeitig den Ertrag verbessern, sagen Thomas Döring und Stefan Schwarzer:
"Im Prinzip eignet sich jedes Feld dafür."
"Permakultur kann auch auf einem 1000-Hektar-Betrieb helfen und sinnvoll eingesetzt werden."
"Permakultur kann auch auf einem 1000-Hektar-Betrieb helfen und sinnvoll eingesetzt werden."
Hecken und Obstbaumreihen zum Beispiel helfen den Boden zu festigen, machen ihn zu einem besseren Wasserspeicher, schützen vor Wind und sorgen obendrein auch noch für eine zusätzliche Ernte. Die Vorteile liegen auf der Hand, meint der Agrarökologe Thomas Döring:
"Ich glaube, die Herausforderung ist, die Leute zu finden, mit dem Wissen und dem Willen sich dieser großen Herausforderung zu stellen, all diese unterschiedlichen Elemente zusammenzubringen, zu gestalten."
Musik von Bach für Bäume und Sträucher
"Das kann eigentlich jeder machen. Die Natur beobachten und dann kopieren. Das kann jeder Bauer machen", davon ist der Händler und Obstbauer Friedrich Lehmann überzeugt.
Er war ursprünglich klassischer Bauer, dann Biobauer und vor 30 Jahren hat er die Permakultur für sich entdeckt. Heute verwöhnt er seine Bäume und Sträucher, die natürlich nicht in geraden Reihen gepflanzt sind, mit klassischer Musik:
"Am liebsten haben die Pflanzen Bach. Die ganze Welt war Permakultur. Milliarden von Jahren war die Welt Permakultur. Für mich ist völlig klar: Permakultur ist die Lösung."
Und zwar die Lösung für die gegenwärtige Krise der Landwirtschaft und die weltweiten Ernährungsengpässe.
"Mit der Art, wie wir Landwirtschaft betreiben, lässt sich unglaublich viel kurzfristiges Geld verdienen. Da geht es um Milliarden. Und wenn wir so arbeiten, wie wir in den letzten 200 Jahren gearbeitet haben, werden wir uns selber vernichten. Weil wir den Boden auslaugen, die Grundlagen zerstören, die Ressourcen zerstören."
Aber noch sagen ihm viele Kollegen: Ach, Permakultur, das ist doch nur was für den Schrebergarten.
"Das habe ich sehr lange auch gedacht", erinnert sich Friedrich Lehmann. "Aber dann habe ich gedacht: Wenn es im Kleinen geht, warum soll es nicht im Großen gehen?"
Humus ist das neue Gold
Also hat er angefangen. In Spanien – weil er schon immer viel Zeit dort verbracht hat und weil da einfach öfter die Sonne scheint. Das ist gut für Orangen, Melonen, Avocados und Co. Friedrich Lehmann baut nur Obst an, weil das gemütlicher ist als Gemüse, sagt er.
"Also wir haben zwei Farmen: eine 52 Hektar, die andere ist 160 Hektar. Auf der 52 Hektar-Farm sind wir so weit, dass wir es Permakultur nennen, die andere Farm ist auf dem Weg zur Permakultur, wo wir das alles ausprobieren: Hecken um die ganze Farm. Dann haben sie die Nützlinge, die beschäftigen sich mit den Schädlingen. Dann legen wir natürliche Seen an, wo das Wasser aufgefangen wird, die dann eine Biodiversität wieder bilden. Zwischen den Reihen ist es sehr interessant mit Pferden zu arbeiten. Und das ist sogar ökonomisch sehr, sehr positiv. Dann benutzen wir keinerlei Chemie, wir arbeiten mit Kompost. Je mehr der Boden sich entwickelt, je mehr Humus er aufbaut, desto weniger brauchen wir tun. Wenn es einen Wert gibt auf der Erde, dann ist es Humus. Nicht Gold oder Geld, sondern Humus."
Der verrückte Deutsche, der ohne Spritzmittel arbeitet
Inzwischen kommen immer mehr Landwirte auf seine Farmen, weil sie wissen wollen, wie er das macht – nachhaltig anbauen und trotzdem ausreichend Geld verdienen. Und Friedrich Lehmann gibt sein Wissen gerne und kostenlos weiter, strickt so an seinem Permakultur-Netzwerk.
"Da kommen viele Leute aus der ganzen Welt, die dann, sei es in Südamerika oder in Deutschland oder in Frankreich oder wo auch immer produzieren nach diesen Vorgehensweisen, dann die Ware zu uns schicken und wir übernehmen die Verteilung dafür."
Als größter deutscher Importeur für Bioobst und -gemüse liefert er die Permakultur-Produkte an Bioläden und an eine Supermarktkette, die damit auch das eigene grüne Image etwas aufpolieren will. Das kommt nicht bei allen in der Szene gut an. Aber Lehmann kratzt das nicht, denn er hofft, so auch Menschen zu erreichen, die nicht im Bioladen einkaufen. Was die Leute reden, hat ihn schon damals vor 30 Jahren nicht beirrt:
"Am Anfang haben die Leute in Spanien gesagt 'Loco Aleman', der verrückte Deutsche. Heute kommen viele und sagen: Wow, das ist doch gar nicht möglich und ohne, dass du spritzt. Ja, ja."
Mit Permakultur lässt sich Geld verdienen
Auch weil die Permakulturfarm sich rechnet, will er diesen Bereich erheblich erweitern: "Ich glaube, dass die finanzielle Bilanz sich verbessert. Sie werden unabhängig, sie werden frei, sie brauchen keine Produkte mehr, ihre Farm wird immer stärker, alles wird gesünder. Also Permakultur, richtig gemacht, ist auch preiswert und ist eben nachhaltig. Es ist nix Kompliziertes. Ich kann das nur jedem empfehlen, einfach mal anfangen und probieren, weil es den Ertrag bringt, weil auch die Leute natürlich immer mehr bereit sind, einen fairen Preis zu zahlen."
Noch ist Friedrich Lehmann aber die große Ausnahme. Noch zögern selbst Biobauern hierzulande, auf Permakultur zu setzten. Es gibt eben kaum Studien, die zeigen, dass sich eine Ernte im Einklang mit der Natur auch rechnet.
Das tut sie aber, sagt Stefan Schwarzer von den Vereinten Nationen, weil es ein ganzheitliches Konzept ist. Er verweist auf die bekannte "Ferme du Bec Hellouin". Diese nur 3500 Quadratmeter große Farm in der Normandie ist zu einer Art Pilgerstätte für umweltbewusste Menschen geworden, denn der kleine Obst- und Gemüsebetrieb arbeitet - wissenschaftlich begleitet - nach den Prinzipen der Permakultur.
"Auf einem Zehntel der Fläche können die genauso produzieren, mit viel Handarbeit, wie ein normaler Gemüsebetrieb eben auf der zehnfachen Fläche", sagt Stefan Schwarzer.
Besondere Einsatzmöglichkeiten für Entwicklungsländer
Auch andere Studien deuten eindeutig darauf hin, dass sich mit der Permakultur gute Erträge erzielen lassen, sagt Thomas Döring, Leiter des Fachbereichs Agrarökologie und Organischer Landbau an der Bonner Universität.
"Wenn man zwei Arten mischt, zum Beispiel ein Getreide und eine Ackerbohne, dann kann man durchaus eine Produktivitätssteigerung feststellen – ungefähr so 16 Prozent mehr Ertrag - im Vergleich immer zu den beiden einzelnen Kulturen. Und wenn wir nur zwei Arten mischen, dann ist das nur ein winziger Schritt hin zu einer Permakultur, die ja im Mittel 42 verschiedene Arten auf einem einzigen Standort miteinander vereint."
Deshalb, sagt Stefan Schwarzer, ist die dauerhafte Landwirtschaft nach Mollison und Holmgren ein Garant für die Ernährung der Menschen – gerade in Schwellen- und Entwicklungsländern:
"Ich bin überzeugt, dass Permakultur mit den Ansätzen, die Natur zu kopieren, in Entwicklungsländern ein Riesenpotenzial hat. Zum einen, weil dort mehr Sonne zur Verfügung steht und in verschiedenen Höhenschichten gearbeitet werden kann. Zum anderen, weil Handarbeit dort günstiger ist als bei uns."
Tatsächlich hängt die weltweite Ernährungssicherheit von mehr als 500 Millionen Kleinbauern ab, urteilt die Welternährungsorganisation.
Bauern hierzulande brauchen Unterstützung bei Umstellung
Aber auch hiesige Großbetriebe könnten von der Nachhaltigkeit der Permakultur profitieren, selbst wenn sie nur einzelne Elemente übernähmen. Doch gerade unsere Bauern brauchen dabei Unterstützung, sagt Stefan Schwarzer. Denn in kaum einem anderen Land wird der Kampf um möglichst niedrige Lebensmittelpreise so hart gekämpft wie bei uns. Das lässt den Landwirten kaum Spielraum, neue Wege zu gehen, erklärt er:
"Wenn wir neue Wege gehen wollen, dann müssen wir als Gesellschaft die Politik, die Bauern unterstützen, diese Wege auch gehen zu können. Aus eigenen Mitteln ist das kaum möglich. Da wird mit Centbeträgen gerechnet und teilweise dauerhaft Verlust gemacht."
Eine Idee wäre es, die jährlich mehr als sechs Milliarden Euro aus der EU-Agrarförderung anders unter den deutschen Landwirten aufzuteilen. Es könnten die mehr bekommen, die nachhaltig wirtschaften.
"Gleichzeitig, denke ich, ist es aber auch wichtig, dass wir einen neuen Zugang zur ökonomischen Bewertung solcher Systeme bekommen", betont Thomas Döring von der Uni Bonn, denn wir zahlen nicht den wahren Preis für Lebensmittel, sagt er:
"All diese allgemeinen Güter, die geschützt werden, müssen eigentlich auch mit einbezogen werden in eine solche übergreifende ökonomische Bewertung. Insbesondere Biodiversität, Schutz von nicht erneuerbaren Ressourcen wie Boden oder Grundwasser."
Dann wäre laut der Universität Augsburg konventionell erzeugtes Fleisch fast 200 Prozent teurer. Biofleisch würde gut 80 Prozent mehr kosten. Obst und Gemüse aus konventioneller Landwirtschaft wäre fast 30 Prozent teurer, das vom Ökobauern 6 Prozent. Doch solche transparenten und realen Preise sind nicht in Sicht, bedauert Stefan Schwarzer. Dennoch:
"Ich glaube was helfen wird ist, dass immer mehr Bauern selbst merken, dass es so nicht weitergehen kann. Dass sie merken, dass der Boden nicht mehr fruchtbar ist. Und vielleicht liegt da die Hoffnung."
Immerhin verlieren alleine die deutschen Bauern jeden Tag 60 Hektar an wertvollen Böden. Diese tote Erde wieder fruchtbar zu machen, kann Generationen dauern.
Außerdem wächst der Druck der Kunden. Zunehmend mehr Menschen sind auf der Suche nach ökologischen und alltagstauglichen Alternativen, die sich bestenfalls auch noch in Gemeinschaft umsetzen lassen.
Ganzheitliches Konzept, das Menschen zusammenbringt
In der evangelischen Erwachsenenbildungsstätte im nordrhein-westfälischen Hilden sitzen rund zehn Leute im Kreis zusammen und überlegen, wie aus dem klassischen Garten mit Rasen und Rosen ein Permakultur-Nachbarschaftsgarten werden kann.
"Wir sind viel zu weit weg von der Natur. Und das ist so ein Ansatz, wo man wieder lernt, die Beziehung herzustellen. Wo man nicht nur immer nimmt und nimmt."
"Ja, es hat für mich schon viel mit Wertehaltung auch zu tun. Ich habe mich angemeldet, weil wir in zwei Jahren ein gemeinschaftliches Wohnprojekt beziehen werden. Und wollen versuchen, uns so ein bisschen Wissen anzueignen, um unsere anderen Mitbewohner dafür zu begeistern."
"Ich finde das auf jeden Fall sehr spannend, weil sich Permakultur ja nicht nur auf Ökologie bezieht, sondern ist ja fast schon eine Lebensanschauung, eine Philosophie zu leben ist. Das interessiert mich sehr."
"Ja, es hat für mich schon viel mit Wertehaltung auch zu tun. Ich habe mich angemeldet, weil wir in zwei Jahren ein gemeinschaftliches Wohnprojekt beziehen werden. Und wollen versuchen, uns so ein bisschen Wissen anzueignen, um unsere anderen Mitbewohner dafür zu begeistern."
"Ich finde das auf jeden Fall sehr spannend, weil sich Permakultur ja nicht nur auf Ökologie bezieht, sondern ist ja fast schon eine Lebensanschauung, eine Philosophie zu leben ist. Das interessiert mich sehr."
Als Referentin für den zweitägigen Einführungskurs haben sie Petra Röllicke eingeladen, die sich seit Jahren mit ihrem Permakulturgarten in Eschweiler bei Aachen komplett selbst versorgt und die die Idee der dauerhaften Landwirtschaft in Vorträgen und Schulungen unter die Leute bringt.
Die Prinzipien und Ethik der Permakultur haben sich die Kursteilnehmer bereits erarbeitet und in Stichpunkten auf Flipchart-Plakaten festgehalten. Da stehen Dinge wie: Achte auf die Erde, achte auf den Menschen und teile gerecht, das Problem enthält die Lösung, gemeinsam statt einsam.
Jetzt überlegen sie, wer welche Bedürfnisse in dem neuen Garten verwirklicht sehen will:
"Wer möchte als nächstes? Als Eltern erwarte ich, dass meine Kinder hier ein Stück Freiheit genießen dürfen, dass sie von klein auf lernen, wie Lebensmittel eigentlich entstehen, wirklich mal vom Samen bis zum Verzehr. Vielleicht kann man sogar Gemüsemuffel überzeugen."
"Sehr cool. Okay. So, der nächste Schritt ist jetzt, dass wir uns überlegen, welche Möglichkeiten wir haben, dieses Bedürfnis zu erfüllen. Da könnte man Hochbeet, Frühbeet sowas, Mulchbeet ... Ja."
"Sehr cool. Okay. So, der nächste Schritt ist jetzt, dass wir uns überlegen, welche Möglichkeiten wir haben, dieses Bedürfnis zu erfüllen. Da könnte man Hochbeet, Frühbeet sowas, Mulchbeet ... Ja."
Eine Goldparmäne für den Nachbarschaftsgarten
Nach Theorie und gemeinsamem Mittagessen, für das jeder etwas Selbstgemachtes mitgebracht hat, geht's raus in den Garten. Als Startschuss für den neuen Permakultur-Nachbarschaftsgarten in Hilden wird ein erster Apfelbaum gepflanzt.
Petra Röllicke hat eine Goldparmäne mitgebracht, eine der ältesten Apfelsorten überhaupt - samt einem Apfel als Kostprobe.
"Ok, so: Permakultur und Obstbäume - ganz spannendes Thema. Die mulcht man am besten an der Baumscheibe herum. Es gibt unterschiedliche Materialien, mit denen wir mulchen können. Und Kartons sind wunderbar geeignet, um Unkraut am Wachstum zu hindern und gleichzeitig wunderbares Regenwurmfutter."
Während die einen das Pflanzloch buddeln und den Pappkarton auf die richtige Größe bringen, erzählt die Permakulturgestalterin, dass sich der Rasen hier ohne Spaten und Schweiß in ein Gemüsebeet umwandeln lässt: indem man einfach Pappe darauf legt.
Petra Röllicke und die Autorin unterhalten sich:
"Und dann noch anderes, organisches Mulchmaterial."
"Dann geht der Rasen kaputt? Hm."
"Und wie lange dauert das?"
"Ein Jahr. Und in dem Jahr kann ich auf die Pappe Kartoffeln legen. Und dann eine dicke Schicht Mulchmaterial drauf. Und dann habe ich direkt im ersten Jahr schon Ernte."
"Und dann noch anderes, organisches Mulchmaterial."
"Dann geht der Rasen kaputt? Hm."
"Und wie lange dauert das?"
"Ein Jahr. Und in dem Jahr kann ich auf die Pappe Kartoffeln legen. Und dann eine dicke Schicht Mulchmaterial drauf. Und dann habe ich direkt im ersten Jahr schon Ernte."
Viel Handarbeit und wenige Maschinen
Das ist typisch für das Gärtnern mit Permakultur: Einerseits ist es viel Handarbeit, denn auf Maschinen wird weitestgehend verzichtet, anderseits nimmt die Natur uns viele Aufgaben ab, wenn wir sie denn ausreichend verstehen und kopieren.
In Hilden sind die ersten Schritte zu einem neuen Permakultur-Nachbarschaftsgarten jedenfalls getan – und auch der erste Apfelbaum steht:
"Ja schön! Kann man ihm ein gutes langes Leben wünschen und eine reiche Ernte."
"Es gab noch nie so viel Veränderungswillen. Also es tut sich was in der Welt."
"Wenn das jetzt in jedem Vorgarten so wäre, das wäre phantastisch. Das würde sehr viel verändern. Da bin ich sicher."
"Ja schön! Kann man ihm ein gutes langes Leben wünschen und eine reiche Ernte."
"Es gab noch nie so viel Veränderungswillen. Also es tut sich was in der Welt."
"Wenn das jetzt in jedem Vorgarten so wäre, das wäre phantastisch. Das würde sehr viel verändern. Da bin ich sicher."
Hobbygärtner, Wissenschaftler, Obstbauer und Permakulturdesigner – sie alle fühlen sich als Teil einer wachsenden Graswurzelbewegung.
"In dem Moment, wo sich Menschen auf den Weg machen, sagen, ich möchte näher an der Natur sein, denen sag ich tatsächlich: Ihr macht so viel intuitiv, ihr wisst doch, was ihr schützen wollt. Habt keine Angst anzufangen."