3000 Hefte und kein Ende in Sicht
Trash, der zum Dauerbrenner wurde: Seit bald 58 Jahren gibt es die "Perry Rhodan"-Heftromanreihe. Heute erscheint das 3000. Heft der Science-Fiction-Serie. Was sie so erfolgreich macht, erklärt Perry-Rhodan-Autor Hartmut Kasper.
30 bis 50 Bände hatten Karl-Herbert Scheer und Walter Ernsting ursprünglich eingeplant, als sie die "Perry Rhodan"-Serie 1961 ins Leben riefen. Doch die Geschichte des deutsch-amerikanischen Weltraumhelden, der die Menschheit zu den Sternen führt, entwickelte sich zur längsten fortlaufenden Literaturerzählung der Geschichte. Und ein Ende ist nicht in Sicht: Am heutigen Freitag (15. Februar 2019) erscheint das 3000. Heft. Geschrieben wurde er unter anderem von Hartmut Kasper alias Wim Vandemaan, einem promovierten Germanisten.
Im Alter von acht Jahren entdeckte der heute 59-Jährige die Perry-Rhodan-Hefte in der Auslage eines Kiosks: "Ich habe das gesehen und mir war im ersten Moment klar: Das ist das Wahre", erinnert er sich. 2007 schrieb er seinen ersten Perry-Rhodan-Heftroman, nachdem er vorher einige Jahre lang das Perry-Rhodan-Journal betreut hatte, eine wissenschaftliche Beilage zur ersten Auflage der Perry-Rhodan-Serie. Seit 2013 ist Kasper neben Christian Montillon auch für das Exposé zur Reihe verantwortlich, das die großen Handlungslinien der Geschichte entwirft.
"Wir setzen natürlich immer auch auf bewährte Muster und versuchen, unseren Helden immer eine starke Motivation zu geben", erklärt Kasper das Konzept.
"Diesmal ist es so, dass Rhodan von einer wichtigen Mission zurückkommt, er verliert aber Zeit – etwa 500 Jahre – und als er zurückkommt, hat sich die Milchstraße, also sein Lebensraum, erheblich verändert: Man hat die Erde gestohlen, und die Bevölkerung der Milchstraße ist aus merkwürdigen Gründen fest überzeugt, dass es die Erde auch nie gegeben hat, dass die Erde ein reiner Mythos sei, erfunden von Menschen, um ihren Machtanspruch durchzusetzen."
Kritik an Rhodan: "Der Hitler des planetarischen Zeitalters"
Entstanden zu einer Zeit, als USA und Sowjetunion sich einen Wettlauf ins All lieferten, spiegelt die Perry-Rhodan-Reihe über die 57 Jahre ihres Bestehens immer auch die Themen der jeweiligen Epoche wider: Krisen, Konflikte, atomare Bedrohung. Vor allem Ende der 1960er-Jahre wurde sie heftig kritisiert, etwa vom Zukunftsforscher Robert Jungk: "Perry Rhodan ist sozusagen der Ersatz-Hitler. Er ist der Hitler des planetarischen Zeitalters. Er ist der Hitler der Epoche der Weltraumflüge. Er verkörpert denselben Machtanspruch. Er hat dieselben faschistischen Züge. Und ich frage mich, wie ist es möglich, dass so eine krude Führerfigur zum Helden von Millionen Jugendlichen werden kann?"
Ganz falsch habe Jungk mit dieser Kritik nicht gelegen, obwohl Rhodan kein Faschist gewesen sei, meint Kasper. Aber die Serie hat auch immer mehrere Interessen bedient, was auch an der Unterschiedlichkeit der Autoren lag:
"Einer der Autoren, der die Serie mitbegründet hat, Karl-Herbert Scheer, der war vom Hobby, sag ich mal, Jäger und der hatte tatsächlich einen Hang zum Militaristischen. Allerdings war er selbst nie Soldat, also, das waren reine Phantasmen", sagt Kasper. "Der andere Mann, der die Serie neben ihm mitbegründet hat, Walter Ernsting, der schrieb unter dem Pseudonym Clark Dalton, der hatte den Krieg miterlebt und aus dem Krieg einen, ja, doch überzeugten Pazifismus mitgebracht."
Das habe dazu geführt, dass gewissermaßen für jeden Leser etwas dabei war: "Die die Raumschlachten wollten, die lasen die Romane von Karl-Herbert Scheer, und die, die es eher pazifistisch wollten – völkerverständigend oder Freundschaft suchend – die lasen die Romane von Walter Ernsting."
(uko)