Persönliche Wiedergutmachung
Mit gerade einmal 15 wurde Maxi Herber-Baier 1936 Olympiasiegerin im Eiskunstpaarlauf. Ihr Sieg wurde von den Nazis propagandistisch ausgeschlachtet. Später verkaufte sie jedoch ihr Olympia-Gold und spendete es den Nazi-Opfern.
Ein Münchner Kindl war sie, die "Maxi", geborene Herber, kam mitten aus Schwabing.
"Ein Münchner Kindl", das hörte sie gerne und lachte dabei zart, sagte - ihrem durchweg poetischem Empfinden gemäß: "aus München hat man mich weggezaubert" - damals, 1936 als sie in Garmisch-Partenkirchen mit gerade erst einmal 15 Jahren Olympiasiegerin im Eiskunstpaarlauf wurde und dann, der Heimat doch meist fern, an der Seite ihres weitaus älteren Tanzpartners und späteren Ehemannes Ernst Baier in spektakulären Tanzkombinationen über die Eisflächen der ganzen Welt glitt, sprang - nein, vielmehr schwebte, wie es in unzähligen Filmaufnahmen - und nicht nur von Leni Riefenstahl! - festgehalten wurde.
Der Olympiasieg, die gezielte Anreise Hitlers, damit er diesen Sieg ganz national glorifizieren konnte - Nein, all das hat ihr Leben nicht verändert, wie sie es mir vor kurzem, von langer schwerer Krankheit schon stark geschwächt, vertraulich mitteilte:
"Nein, das wäre so und so gelaufen, das hätte nicht mein Leben geändert. Es war eine Beigabe, eine Beigabe. Die war halt selbstverständlich, denn wir waren die besten!"
Das klingt anfänglich ganz anders, als wie sie es verstanden haben wollte. Das klingt, wie wir gleich erfahren werden, vielmehr nach einem Bedauern. "Die Maxi", wie sie alle Freunde nannten, war in ihrer Erscheinung so zierlich wie in ihrer Psyche empfindsam. Und sie hatte ein Geheimnis, das sie, man kann sagen, fast bis zu ihrem Tod, in aller Bescheidenheit hütete. Die Antwort auf die Frage: "Wo ist die Goldmedaille?"
Herber-Baier: "Nein, ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht, denn den Namen habe ich vergessen, von dem Mann, der sie gekauft hat."
Sie haben sie verkauft?
"Ja, habe ich verkauft. Und ich habe an sich dieses Geld, das ich für diese Nazi -, diese Nazigoldmedaille - war es ja letzten Endes schon - habe ich als Wiedergutmachung für mich persönlich bestritten, in dem ich das Geld nach Israel schickte. Ich wollte meinen Teil dazu beitragen."
Wo wurde das Geld dann hin überwiesen?
"In eine Foundation für alte Israelis, die nicht mehr tätig sein können, also die an sich in ein Altersheim gehen."
Die Auschwitz überlebt hatten?
"Ja."
Und hat man damals in der Presse davon berichtet?
"Nein. Denn die Reaktion wäre gewesen: 'Du bist schön blöd, hast das Geld und schickst es nach Israel'" Die wenigsten Menschen hätten Verständnis dafür!"
Seit vielen Jahren völlig verarmt, lebte Maxi Herber-Baier nur noch von der Sozialhilfe. Am Freitag verstarb sie 86-jährig in einem Garmischer Pflegeheim. Eine große Sportlerin, aber ein noch viel größerer Mensch - auch weil "Maxi" Träume hatte und diese in unzähligen Aquarell-Miniaturen bis kurz vor ihrem Tod festhielt. Darauf sind Märchengestalten zu sehen, Prinzen und Prinzessinnen, die in einem Farbenspiel steckten, das ihr, "der Maxi" eine bessere, eine hoffnungsfrohere Welt zu versprechen schien.
"Ein Münchner Kindl", das hörte sie gerne und lachte dabei zart, sagte - ihrem durchweg poetischem Empfinden gemäß: "aus München hat man mich weggezaubert" - damals, 1936 als sie in Garmisch-Partenkirchen mit gerade erst einmal 15 Jahren Olympiasiegerin im Eiskunstpaarlauf wurde und dann, der Heimat doch meist fern, an der Seite ihres weitaus älteren Tanzpartners und späteren Ehemannes Ernst Baier in spektakulären Tanzkombinationen über die Eisflächen der ganzen Welt glitt, sprang - nein, vielmehr schwebte, wie es in unzähligen Filmaufnahmen - und nicht nur von Leni Riefenstahl! - festgehalten wurde.
Der Olympiasieg, die gezielte Anreise Hitlers, damit er diesen Sieg ganz national glorifizieren konnte - Nein, all das hat ihr Leben nicht verändert, wie sie es mir vor kurzem, von langer schwerer Krankheit schon stark geschwächt, vertraulich mitteilte:
"Nein, das wäre so und so gelaufen, das hätte nicht mein Leben geändert. Es war eine Beigabe, eine Beigabe. Die war halt selbstverständlich, denn wir waren die besten!"
Das klingt anfänglich ganz anders, als wie sie es verstanden haben wollte. Das klingt, wie wir gleich erfahren werden, vielmehr nach einem Bedauern. "Die Maxi", wie sie alle Freunde nannten, war in ihrer Erscheinung so zierlich wie in ihrer Psyche empfindsam. Und sie hatte ein Geheimnis, das sie, man kann sagen, fast bis zu ihrem Tod, in aller Bescheidenheit hütete. Die Antwort auf die Frage: "Wo ist die Goldmedaille?"
Herber-Baier: "Nein, ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht, denn den Namen habe ich vergessen, von dem Mann, der sie gekauft hat."
Sie haben sie verkauft?
"Ja, habe ich verkauft. Und ich habe an sich dieses Geld, das ich für diese Nazi -, diese Nazigoldmedaille - war es ja letzten Endes schon - habe ich als Wiedergutmachung für mich persönlich bestritten, in dem ich das Geld nach Israel schickte. Ich wollte meinen Teil dazu beitragen."
Wo wurde das Geld dann hin überwiesen?
"In eine Foundation für alte Israelis, die nicht mehr tätig sein können, also die an sich in ein Altersheim gehen."
Die Auschwitz überlebt hatten?
"Ja."
Und hat man damals in der Presse davon berichtet?
"Nein. Denn die Reaktion wäre gewesen: 'Du bist schön blöd, hast das Geld und schickst es nach Israel'" Die wenigsten Menschen hätten Verständnis dafür!"
Seit vielen Jahren völlig verarmt, lebte Maxi Herber-Baier nur noch von der Sozialhilfe. Am Freitag verstarb sie 86-jährig in einem Garmischer Pflegeheim. Eine große Sportlerin, aber ein noch viel größerer Mensch - auch weil "Maxi" Träume hatte und diese in unzähligen Aquarell-Miniaturen bis kurz vor ihrem Tod festhielt. Darauf sind Märchengestalten zu sehen, Prinzen und Prinzessinnen, die in einem Farbenspiel steckten, das ihr, "der Maxi" eine bessere, eine hoffnungsfrohere Welt zu versprechen schien.