Wer reich ist, zahlt mehr?
Wer mehr hat, der soll auch mehr bezahlen - das klingt nach einer sozialen Idee. Der Marketing-Experte Raimund Bau erklärt, was sich tatsächlich hinter den personalisierten Preisen des Einzelhandels verbirgt.
Raimund Bau ist der Chef eines Berliner Start-Up-Unternehmens für Konsumforschung, das Firmen im Einzelhandel hilft, Angebote auf die Bedürfnisse und Zahlungsmöglichkeiten der Kunden zuzuschneiden. Und das geht so: Von den Supermartketten erhalte seine Firma anonymisierte Kundendaten über das, was die Konsumenten einkaufen. Mit Hilfe von Algorithmen würden die Vorlieben ermittelt - und auch die Bereitschaft, einen bestimmten Betrag für ein bestimmtes Produkt zu zahlen.
Gezielte Rabatte
Das Prinzip der personalisierten Preise erklärte der Marketing-Experte im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur am fiktiven Beispiel einer Nudelmarke:
"Stellen Sie sich einfach vor, die maximale Zahlungsbereitschaft von allen Konsumenten für Barilla-Nudeln wäre ein Euro. Jetzt könnte natürlich Barilla als Marke und der, der es anbietet, wahrscheinlich noch mehr Konsumenten Barilla verkaufen, wenn er den Preis noch weiter absenken würde. Das Dumme für ihn ist, wenn er den Preis weiter absenkt, dann schneidet er sich selbst im Gewinn."
"Legitimes Interesse von jedem Händler"
Wenn ein Händler den Preis dagegen personalisiert, könne er den Preis in bestimmten Angebotszeiten für Kunden absenken, von denen er weiß, dass die genau dann einkaufen, sagte Bau. Künftig sollen Rabatte noch stärker auf bestimmte Kunden ausgerichtet sein.
Er wolle genau erfahren, was der Konsument mag und was man ihm anbieten könnte, sagte Raimund Bau. Das verbinde sich mit dem Wunsch des Einzelhandels, mehr zu verkaufen - "das ist ein legitimes Interesse von jedem Händler".
Wer sich der Weitergabe seiner Konsumdaten entziehen will, so Raimund Bau, sollte mit Bargeld zahlen und keine Kundenkarten verwenden.