Registriert, gezählt, verwertet
Geburtsdatum, Postleitzahl oder Mobilitäts- und Gesundheitsdaten - im Netz werden unsere Daten massenhaft gesammelt und gewinnbringend verkauft. Sie sind zu einem Wirtschaftsgut für neue Unternehmen geworden. Kontrolle und Transparenz bleiben dabei auf der Strecke.
Ulrich Kühn: "Daten sind Rohstoff in dem Sinne, dass sie für alles mögliche verwendet werden können wie bei Erdöl, das man sowohl für Kosmetik als auch für Benzin verwenden kann. Man kann aus Daten viel machen. Deshalb passt der Begriff Rohstoff ganz gut. Und es ist ein Wirtschaftsgut. Wir als Nutzer sind diejenigen, die den Rohstoff liefern."
Nach Feierabend in einer Hamburger U-Bahn. Ein junger Mann steigt zu, konzentriert auf sein Smartphone, so wie viele der anderen Fahrgäste. Was meinen Sie, wie viel sind Ihre Daten wert?
"Nicht viel."
"Und für Unternehmen?"
"Bestimmt mehr als ich empfinde. Die können mehr damit anfangen, als ich selbst."
"Welche Dienste nutzen Sie?"
"Facebook, Snapchat, Instragram, WhatsApp"
"Sind Sie überall registriert?"
"Richtig. Mit meinem Namen, mit meinen Bildern. Alles. Ich denke nicht, dass man damit so viel anfangen kann! Man hat eh schon alle Daten von mir! Das weiß ich von Anfang an und deshalb stört es mich nicht. Das ist mir bewusst, dass die eine Menge Geld verdienen. Aber es ist eben eine gute Möglichkeit Personen wiederzufinden oder sich zu unterhalten."
Nach Feierabend in einer Hamburger U-Bahn. Ein junger Mann steigt zu, konzentriert auf sein Smartphone, so wie viele der anderen Fahrgäste. Was meinen Sie, wie viel sind Ihre Daten wert?
"Nicht viel."
"Und für Unternehmen?"
"Bestimmt mehr als ich empfinde. Die können mehr damit anfangen, als ich selbst."
"Welche Dienste nutzen Sie?"
"Facebook, Snapchat, Instragram, WhatsApp"
"Sind Sie überall registriert?"
"Richtig. Mit meinem Namen, mit meinen Bildern. Alles. Ich denke nicht, dass man damit so viel anfangen kann! Man hat eh schon alle Daten von mir! Das weiß ich von Anfang an und deshalb stört es mich nicht. Das ist mir bewusst, dass die eine Menge Geld verdienen. Aber es ist eben eine gute Möglichkeit Personen wiederzufinden oder sich zu unterhalten."
Mit jedem Aufrufen einer Internetseite liefern wir Daten. Jeder einzelne Klick wird registriert, gezählt, verwertet und möglicherweise mit persönlichen Kennzeichen verknüpft und zu einem Profil zusammengestellt. Das wichtigste personenbezogene Datum ist dabei zuerst der Name, aber auch ohne ihn ist - etwa über indirekte Daten wie Kreditkarten- oder Telefonnummern eine Extraktion und Weiterverarbeitung des Rohstoffes möglich. Sie sind scheinbar Neben- in Wirklichkeit aber Hauptprodukt der Gratisdienste im Internet. Und deren Betreiber machen damit inzwischen beträchtliche Gewinne. Und so konnte aus Alphabet/Google, einem Unternehmen, das fast alles umsonst anbietet, einer der mächtigsten und wertvollsten Konzerne der Welt werden.
Was sind die Daten wert?
Da stellt sich die Frage: Was sind die Daten von uns Nutzern wert? Was wäre, wenn wir damit handeln würden?
Walter Palmetshofer: "Selber an dem Markt teilzunehmen ist extrem schwierig, weil das bedingt, dass man überhaupt den Zugang hat."
Walter Palmetshofer hat im Auftrag des Sachverständigenrats für Verbraucherschutz den Wert persönlicher Daten untersucht. Er ist Mitverfasser der Studie: "Ist Datenhandel der bessere Datenschutz?"
Walter Palmetshofer: "In der Studie ging es darum überhaupt einmal aufzuzeigen: Gibt es einen Markt für persönliche Daten, wo der Benutzer teilnehmen könnte. Man müsste die Daten irgendwo auf einem Marktplatz jemandem anbieten. Und das ist um vieles komplizierter als aggregiert von einem Anbieter wie Facebook oder Google. Das ist die Aussage: Man kann auf der Ebene schwer mithalten. Und wenn man mal mithalten kann, dann ist die Frage, wie lange unter welchen Bedingungen bleiben die Daten bei dem Unternehmen, wo ich meine Daten angeboten habe? Wo dürfen die das verwenden? Kann ich überhaupt nachvollziehen, wo die Daten wie verwendet werden?"
Maßgeschneiderte Profile für die Werbebranche bieten Datenhändler wie die Schober Information Group an. Das Unternehmen mit Sitz im schwäbischen Ditzingen hat vor über 70 Jahren mit dem Adresshandel begonnen und ist immer noch im Geschäft: Anschriften von Senioren, die sich für Luxusgüter interessieren könnten, kosten dort 66 Cent pro Stück. Etwas teurer fallen die Adressen von Konsumenten in einer ländlichen Region aus, die vorwiegend im Online-Handel kaufen. Aber Adresshandel ist für Schober nicht mehr so wichtig. Heute kooperiert die Firma mit Facebook und bietet Unternehmen an, deren Kundendaten mit Daten seiner Datenbank zu verknüpfen, um damit ein umfassenderes Bild von Kaufkraft und Neigungen ihrer Kunden zu erhalten.
Walter Palmetshofer: "Selber an dem Markt teilzunehmen ist extrem schwierig, weil das bedingt, dass man überhaupt den Zugang hat."
Walter Palmetshofer hat im Auftrag des Sachverständigenrats für Verbraucherschutz den Wert persönlicher Daten untersucht. Er ist Mitverfasser der Studie: "Ist Datenhandel der bessere Datenschutz?"
Walter Palmetshofer: "In der Studie ging es darum überhaupt einmal aufzuzeigen: Gibt es einen Markt für persönliche Daten, wo der Benutzer teilnehmen könnte. Man müsste die Daten irgendwo auf einem Marktplatz jemandem anbieten. Und das ist um vieles komplizierter als aggregiert von einem Anbieter wie Facebook oder Google. Das ist die Aussage: Man kann auf der Ebene schwer mithalten. Und wenn man mal mithalten kann, dann ist die Frage, wie lange unter welchen Bedingungen bleiben die Daten bei dem Unternehmen, wo ich meine Daten angeboten habe? Wo dürfen die das verwenden? Kann ich überhaupt nachvollziehen, wo die Daten wie verwendet werden?"
Maßgeschneiderte Profile für die Werbebranche bieten Datenhändler wie die Schober Information Group an. Das Unternehmen mit Sitz im schwäbischen Ditzingen hat vor über 70 Jahren mit dem Adresshandel begonnen und ist immer noch im Geschäft: Anschriften von Senioren, die sich für Luxusgüter interessieren könnten, kosten dort 66 Cent pro Stück. Etwas teurer fallen die Adressen von Konsumenten in einer ländlichen Region aus, die vorwiegend im Online-Handel kaufen. Aber Adresshandel ist für Schober nicht mehr so wichtig. Heute kooperiert die Firma mit Facebook und bietet Unternehmen an, deren Kundendaten mit Daten seiner Datenbank zu verknüpfen, um damit ein umfassenderes Bild von Kaufkraft und Neigungen ihrer Kunden zu erhalten.
25 Cent für einen Datensatz
Mit dem sogenannten Scoring werden aktuelle Daten mit Merkmalen aufbereiteter Daten abgeglichen und mit mathematisch-statistischen Methoden Prognosen abgeleitet über das zukünftige Konsumverhalten oder ob Kunden Vegetarier sind oder lieber zu Spirituosen greifen.
Die Datenhändler in Deutschland sind in der Öffentlichkeit wenig bekannt, sie kommen aus dem Adress- und Versandhandel wie das Bertelsmann Unternehmen AZ Direct oder die Otto Group ehemals Otto Versand - eine Branche mit einem Gesamtumsatz von über einer halben Milliarde Euro. Die Beratungs- und Forschungsgruppe Goldmedia hat den ökonomischen Wert von Verbraucherdaten in einer Auftragsstudie für das Bundesjustizministerium untersucht.
Danach sitzt die Branche auf wahren Schätzen. Auch wenn es pro Person um kleine Beträge geht: Eine Adresse, angereichert mit verschiedenen Merkmalen vom Wohnort, über Leseinteressen bis zur Mobilität, ist schon für 25 Cent zu haben. Peanuts könnte man meinen! Aber mit den Gigabytes an Daten ist Gewinn zu machen. Das Bertelsmann Unternehmen AZ Direct verfügt über eine Datenbank mit 600 Merkmalen für 70 Millionen Konsumenten.
Die großen Internetkonzerne sammeln ebenfalls personenbezogene Daten, haben aber ein anderes Geschäftsmodel. Sie bieten zuerst Dienste an, greifen dann beständig Informationen über ihre Nutzer ab und binden sie an sich.
Die Datenhändler in Deutschland sind in der Öffentlichkeit wenig bekannt, sie kommen aus dem Adress- und Versandhandel wie das Bertelsmann Unternehmen AZ Direct oder die Otto Group ehemals Otto Versand - eine Branche mit einem Gesamtumsatz von über einer halben Milliarde Euro. Die Beratungs- und Forschungsgruppe Goldmedia hat den ökonomischen Wert von Verbraucherdaten in einer Auftragsstudie für das Bundesjustizministerium untersucht.
Danach sitzt die Branche auf wahren Schätzen. Auch wenn es pro Person um kleine Beträge geht: Eine Adresse, angereichert mit verschiedenen Merkmalen vom Wohnort, über Leseinteressen bis zur Mobilität, ist schon für 25 Cent zu haben. Peanuts könnte man meinen! Aber mit den Gigabytes an Daten ist Gewinn zu machen. Das Bertelsmann Unternehmen AZ Direct verfügt über eine Datenbank mit 600 Merkmalen für 70 Millionen Konsumenten.
Die großen Internetkonzerne sammeln ebenfalls personenbezogene Daten, haben aber ein anderes Geschäftsmodel. Sie bieten zuerst Dienste an, greifen dann beständig Informationen über ihre Nutzer ab und binden sie an sich.
Google und Facebook sind immer dabei
Ob man sich informieren will, mit der Bahn fährt oder seine täglichen Einkäufe macht, wohin man auch kommt, Google und Facebook sind dabei.
"Im Supermarkt. Gabelstapler fährt vorbei. Ein Glas Sekt vielleicht? Sind Sie auf Facebook angemeldet?"
Sektausschank in einem Supermarkt. Der Marketingleiter bewirbt den neuen Facebook-Auftritt.
"Wir wollen ganz nah am Kunden sein und wir schaffen das noch schneller, wenn wir die digitalen Medien dafür nutzen."
Nicht alle Kunden wollen auf den Facebook-Auftritt des Supermarktes anstoßen, denn wer auf die Facebook-Seite des Supermarktes geht, dessen Datenspur wird ausgewertet. Der Marketingleiter erklärt:
"Wir stellen nur unsere Angebote zur Verfügung und verarbeiten keine Daten weiter."
Die Supermarktkette ist an die Datenschutzbestimmungen in Deutschland gebunden und kann personenbezogene Daten ohne ausdrückliche Einwilligung des jeweiligen Kunden nicht auswerten. Facebook kann das und schreibt dazu in seinen Datenschutzbestimmungen:
"Beispielsweise können wir Werbetreibenden sagen, wie erfolgreich ihre Werbeanzeigen sind oder wie viele Personen ihre Werbeanzeigen aufgerufen oder eine App installiert haben, nachdem sie eine Werbeanzeige gesehen haben."
"Im Supermarkt. Gabelstapler fährt vorbei. Ein Glas Sekt vielleicht? Sind Sie auf Facebook angemeldet?"
Sektausschank in einem Supermarkt. Der Marketingleiter bewirbt den neuen Facebook-Auftritt.
"Wir wollen ganz nah am Kunden sein und wir schaffen das noch schneller, wenn wir die digitalen Medien dafür nutzen."
Nicht alle Kunden wollen auf den Facebook-Auftritt des Supermarktes anstoßen, denn wer auf die Facebook-Seite des Supermarktes geht, dessen Datenspur wird ausgewertet. Der Marketingleiter erklärt:
"Wir stellen nur unsere Angebote zur Verfügung und verarbeiten keine Daten weiter."
Die Supermarktkette ist an die Datenschutzbestimmungen in Deutschland gebunden und kann personenbezogene Daten ohne ausdrückliche Einwilligung des jeweiligen Kunden nicht auswerten. Facebook kann das und schreibt dazu in seinen Datenschutzbestimmungen:
"Beispielsweise können wir Werbetreibenden sagen, wie erfolgreich ihre Werbeanzeigen sind oder wie viele Personen ihre Werbeanzeigen aufgerufen oder eine App installiert haben, nachdem sie eine Werbeanzeige gesehen haben."
Datenlieferant und Werbeplattform
Mit der Einrichtung ihres Accounts geben Nutzer Facebook ihre Zustimmung zur Auswertung ihrer persönlichen Daten. Und Facebook setzt entsprechende Analysedienste ein, die die Nutzerdaten auswerten, aggregieren und zugeschnitten für den jeweiligen Bedarf, Unternehmen zum Kauf anbieten. Für die Werbewirtschaft ist der Technologiekonzern ein gefragter Datenlieferant und zugleich eine Plattform mit großer Reichweite, erklärt Dagmara Greve von der Agentur Zenithmedia im Interview per Skype.
Dagmara Greve: "Facebook als Werbeträger ist ganz besonders relevant für die Werbewirtschaft. Alles, was die User auf der Plattform machen, sie teilen Bilder, sie erzählen sehr viel von sich, sie verknüpfen sich mit Unternehmen, sie verknüpfen sich mit Freunden. Alle Informationen, die sie dort preisgeben als User werden dort erst einmal generiert, selektiert und genutzt, um den User kennenzulernen und dann im zweiten Schritt diese Profile der Werbewirtschaft ganz normal zur Verfügung zu stellen. D.h. ich habe auf der einen Seite eine sehr große Reichweite, ich kann enorm viele meiner werberelevanten Zielgruppe, also Menschen, die meine Produkte kaufen sollen, dort erreichen und auf der anderen Seite weiß ich auch sehr viel darüber, was die Menschen tun, was für sie wichtig ist."
Soziale Medien sind für die Werbewirtschaft so wertvoll geworden, weil sich Nutzer auf deren Plattformen oft und lange aufhalten und eine umfangreiche Datenspur hinterlassen.
Webseiten-Betreiber in Deutschland sehen sich gegenüber den amerikanischen Technologiekonzernen von dem hier geltenden Datenschutzgesetz eingeschränkt, weil es persönliche Daten unter höheren Schutz stellt. Aber inzwischen sind diese Daten gar nicht mehr so wichtig, sondern vielmehr interessiert die Wirtschaft wie Nutzer interagieren, welche Fotos sie posten und welche Likes sie vergeben. Mit der Auswertung werden Analysedienste beauftragt, die über Methoden verfügen, Zielgruppen zu identifizieren und zu kategorisieren.
Dagmara Greve: "Facebook als Werbeträger ist ganz besonders relevant für die Werbewirtschaft. Alles, was die User auf der Plattform machen, sie teilen Bilder, sie erzählen sehr viel von sich, sie verknüpfen sich mit Unternehmen, sie verknüpfen sich mit Freunden. Alle Informationen, die sie dort preisgeben als User werden dort erst einmal generiert, selektiert und genutzt, um den User kennenzulernen und dann im zweiten Schritt diese Profile der Werbewirtschaft ganz normal zur Verfügung zu stellen. D.h. ich habe auf der einen Seite eine sehr große Reichweite, ich kann enorm viele meiner werberelevanten Zielgruppe, also Menschen, die meine Produkte kaufen sollen, dort erreichen und auf der anderen Seite weiß ich auch sehr viel darüber, was die Menschen tun, was für sie wichtig ist."
Soziale Medien sind für die Werbewirtschaft so wertvoll geworden, weil sich Nutzer auf deren Plattformen oft und lange aufhalten und eine umfangreiche Datenspur hinterlassen.
Webseiten-Betreiber in Deutschland sehen sich gegenüber den amerikanischen Technologiekonzernen von dem hier geltenden Datenschutzgesetz eingeschränkt, weil es persönliche Daten unter höheren Schutz stellt. Aber inzwischen sind diese Daten gar nicht mehr so wichtig, sondern vielmehr interessiert die Wirtschaft wie Nutzer interagieren, welche Fotos sie posten und welche Likes sie vergeben. Mit der Auswertung werden Analysedienste beauftragt, die über Methoden verfügen, Zielgruppen zu identifizieren und zu kategorisieren.
Alles wird getrackt
Die Rohdaten liefern Tracker. Das sind kleine Programme, die auf Internetseiten eingebunden sind. Sie erfüllen zunächst unterschiedliche Funktionen. Zum einen werden Nutzer kostenpflichtiger Angebote damit identifiziert. Zeitungsverlage nutzen das. Aber genauso eingebunden sind Tracker von Analysediensten, in den meisten Fällen mit Sitz in den USA. Das ist den Datenschutzbestimmungen der Webseiten-Anbieter zu entnehmen. Und in den USA werden diese Daten unter den dort geltenden Datenschutzbestimmungen ausgewertet.
Es gibt aber auch ein Unternehmen in Deutschland, das mit einem datenschutzkonformen Verfahren die Internetnutzer ins Visier nimmt. Auf Internetplattformen wie t-online oder GMX sind serienmäßig sogenannte Tags eingebaut, mit denen jeder Aufruf einer Webseite registriert wird ohne Verknüpfung mit IP-Adresse oder anderen personenbezogenen Daten.
Die AGOF, die Arbeitsgemeinschaft Online Forschung, ist ein Verband der Werbewirtschaft, den eigentlich nur Fachleute kennen. Sie führt diese Messungen durch und wertet pro Tag zwei Milliarden Zugriffe auf Webseiten aus und identifiziert 300.000 Millionen Clients, so werden in der Fachsprache Browser bezeichnet. Im Unterschied zu Datenhändlern und sozialen Medien, die über ihre Verfahren der Datenauswertung keine Auskunft geben möchten, spricht Claudia Dubrau, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung, offen über das Messverfahren.
Claudia Dubrau: "Der normale Mensch hat einen Rechner oder einen Laptop. Normalerweise nutzt er zwei oder drei Browser. Dann hat er noch ein Smartphone. Und schon hat ein Mensch allein fünf Clients und das ist später unsere große Kunst einen Menschen aus diesen Clients zu identifizieren und das geschieht mathematisch bei uns. Um aus Clients Menschen zu machen, da laufen nachts eine ganze Reihe von Servern bei uns."
Aus verschiedenen Quellen, die mit mathematisch-statistischen Methoden zusammen geführt werden, ermittelt die AGOF eine allgemein verbindliche Digitalwährung. Die Ergebnisse werden täglich in den "digital fact sheets" veröffentlicht, ergänzt mit Grafiken, die Trends im Internetverhalten, wie beim Fipronil - Skandal oder Sturmtief Herwart, dokumentieren. Einige wichtige Internetanbieter fehlen allerdings, teilt Claudia Dubrau noch mit.
Claudia Dubrau: "Amazon und Facebook, die weigern sich bei uns teilzunehmen, weil sie sagen, sie haben die viel besseren Daten, weil sie die Fotos der Nutzer haben."
Es gibt aber auch ein Unternehmen in Deutschland, das mit einem datenschutzkonformen Verfahren die Internetnutzer ins Visier nimmt. Auf Internetplattformen wie t-online oder GMX sind serienmäßig sogenannte Tags eingebaut, mit denen jeder Aufruf einer Webseite registriert wird ohne Verknüpfung mit IP-Adresse oder anderen personenbezogenen Daten.
Die AGOF, die Arbeitsgemeinschaft Online Forschung, ist ein Verband der Werbewirtschaft, den eigentlich nur Fachleute kennen. Sie führt diese Messungen durch und wertet pro Tag zwei Milliarden Zugriffe auf Webseiten aus und identifiziert 300.000 Millionen Clients, so werden in der Fachsprache Browser bezeichnet. Im Unterschied zu Datenhändlern und sozialen Medien, die über ihre Verfahren der Datenauswertung keine Auskunft geben möchten, spricht Claudia Dubrau, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung, offen über das Messverfahren.
Claudia Dubrau: "Der normale Mensch hat einen Rechner oder einen Laptop. Normalerweise nutzt er zwei oder drei Browser. Dann hat er noch ein Smartphone. Und schon hat ein Mensch allein fünf Clients und das ist später unsere große Kunst einen Menschen aus diesen Clients zu identifizieren und das geschieht mathematisch bei uns. Um aus Clients Menschen zu machen, da laufen nachts eine ganze Reihe von Servern bei uns."
Aus verschiedenen Quellen, die mit mathematisch-statistischen Methoden zusammen geführt werden, ermittelt die AGOF eine allgemein verbindliche Digitalwährung. Die Ergebnisse werden täglich in den "digital fact sheets" veröffentlicht, ergänzt mit Grafiken, die Trends im Internetverhalten, wie beim Fipronil - Skandal oder Sturmtief Herwart, dokumentieren. Einige wichtige Internetanbieter fehlen allerdings, teilt Claudia Dubrau noch mit.
Claudia Dubrau: "Amazon und Facebook, die weigern sich bei uns teilzunehmen, weil sie sagen, sie haben die viel besseren Daten, weil sie die Fotos der Nutzer haben."
Drehscheibe Frankfurt
Das Datenvolumen wächst Tag für Tag. Die Leitungsstränge, in denen diese unsichtbare Ware verteilt und in Bruchteilen von Sekunden zwischen Kontinenten hin- und her transportiert wird, kreuzen sich alle in Frankfurt am Main, der weltweit größten Drehscheibe für den Datenverkehr.
Der Frankfurter Osthafen. Metall schlägt auf Metall. Auf der einen Kaiseite werden Container umgeschlagen, auf der anderen Seite entsteht auf ehemaligen Hafenanlagen ein weitläufiges IT-Gewerbegebiet. Die Digitalwirtschaft breitet sich aus.
Ein mehrstöckiger hellgrauer und fensterloser Block ist mit einem hohen Sicherheitszaun umgeben. Von den Kühlanlagen auf dem Dach, die für einen störungsfreien 24-Stunden-Betrieb der Server sorgen, geht ein beständiges Rauschen aus. Das Rechenzentrum ist einer der Standorte des größten Internetknotens der Welt, dem DE-CIX.
Klaus Landefeld: "Dass man sagt, es gibt Dienste, die nur im Netz laufen und im Netz Geld verdienen, das ist das, was wir heute als Wirtschaftsraum Internet betrachten. Damals haben wir nur das Netz selber betrachtet und haben gesagt, wie können wir das möglichst effizient gestalten?"
Klaus Landefeld ist einer der Internetpioniere, die vor über 20 Jahren die ersten Internetverbindungen im Rhein-Main-Gebiet aufgebaut haben. Heute ist er im Vorstand von eco, dem Verband für die Internetwirtschaft, der den Austauschknoten DE-CIX betreibt.
Klaus Landefeld: "Sie können sich als Anbieter in den 20 Rechenzentren an den DE-CIX anschließen und erreichen dann immer noch alle anderen, egal in welchem Rechenzentrum der andere sitzt."
Der Frankfurter Osthafen. Metall schlägt auf Metall. Auf der einen Kaiseite werden Container umgeschlagen, auf der anderen Seite entsteht auf ehemaligen Hafenanlagen ein weitläufiges IT-Gewerbegebiet. Die Digitalwirtschaft breitet sich aus.
Ein mehrstöckiger hellgrauer und fensterloser Block ist mit einem hohen Sicherheitszaun umgeben. Von den Kühlanlagen auf dem Dach, die für einen störungsfreien 24-Stunden-Betrieb der Server sorgen, geht ein beständiges Rauschen aus. Das Rechenzentrum ist einer der Standorte des größten Internetknotens der Welt, dem DE-CIX.
Klaus Landefeld: "Dass man sagt, es gibt Dienste, die nur im Netz laufen und im Netz Geld verdienen, das ist das, was wir heute als Wirtschaftsraum Internet betrachten. Damals haben wir nur das Netz selber betrachtet und haben gesagt, wie können wir das möglichst effizient gestalten?"
Klaus Landefeld ist einer der Internetpioniere, die vor über 20 Jahren die ersten Internetverbindungen im Rhein-Main-Gebiet aufgebaut haben. Heute ist er im Vorstand von eco, dem Verband für die Internetwirtschaft, der den Austauschknoten DE-CIX betreibt.
Klaus Landefeld: "Sie können sich als Anbieter in den 20 Rechenzentren an den DE-CIX anschließen und erreichen dann immer noch alle anderen, egal in welchem Rechenzentrum der andere sitzt."
Vieles ist gesetzlich noch nicht geregelt
In dem die unterschiedlichen Datenstränge in einer Netzstruktur zusammengeführt wurden, damit ist Frankfurt zum weltweit größten Austauschknoten geworden. Auch in amerikanischen Städten wie New York kommen gewaltige Datenmengen zusammen, aber sie haben nicht die Funktion eines Austauschknotens.
Klaus Landefeld: "Bei uns in Frankfurt sind derzeit 780 Netze angeschlossen. Mit einer einzigen Leitung zu diesem Knotenpunkt erreichen Sie 780 Anbieter aus aller Welt."
Technisch funktioniert für Klaus Landefeld der weltweite Datenaustausch reibungslos. Auf anderen Ebenen ist noch vieles ungeklärt.
Klaus Landefeld: "Die Frage, wie gehe ich mit diesem Rohstoff um, wer hat die Rechte daran, wem gehören sie, der Öffentlichkeit, der Person oder gehören sie dem Unternehmen, der sie weiterverarbeitet hat, das ist rechtlich noch nicht geklärt und das ist für die nächsten Jahre die größte Herausforderung, das sauber herauszuarbeiten. Wenn ich das Ganze als Rohstoff betrachte und als Wirtschaftsgut, dann ist das eine elementare Frage. Es wird heute sehr viel Geld damit verdient, Daten zu verkaufen und viele Modelle beruhen darauf, dass man Daten verkauft, Daten zusammenstellt. Man kann durch eine Weiterverarbeitung der Daten einen neuen Teil dieses Rohstoffes replizieren und danach wieder verkaufen. In den USA ist das zulässig, in Europa ist es in vielen Teilen unzulässig."
Die Unterschiede zwischen den USA und Europa treten noch deutlicher hervor, wenn im Mai dieses Jahres die Europäische Datenschutzverordnung, abgekürzt ePrivacy Verordnung, in Kraft tritt. Darin ist für alle EU-Länder die Auskunftspflicht über die gespeicherten persönlichen Daten, wie sie in Deutschland schon besteht, verbindlich.
Klaus Landefeld: "Bei uns in Frankfurt sind derzeit 780 Netze angeschlossen. Mit einer einzigen Leitung zu diesem Knotenpunkt erreichen Sie 780 Anbieter aus aller Welt."
Technisch funktioniert für Klaus Landefeld der weltweite Datenaustausch reibungslos. Auf anderen Ebenen ist noch vieles ungeklärt.
Klaus Landefeld: "Die Frage, wie gehe ich mit diesem Rohstoff um, wer hat die Rechte daran, wem gehören sie, der Öffentlichkeit, der Person oder gehören sie dem Unternehmen, der sie weiterverarbeitet hat, das ist rechtlich noch nicht geklärt und das ist für die nächsten Jahre die größte Herausforderung, das sauber herauszuarbeiten. Wenn ich das Ganze als Rohstoff betrachte und als Wirtschaftsgut, dann ist das eine elementare Frage. Es wird heute sehr viel Geld damit verdient, Daten zu verkaufen und viele Modelle beruhen darauf, dass man Daten verkauft, Daten zusammenstellt. Man kann durch eine Weiterverarbeitung der Daten einen neuen Teil dieses Rohstoffes replizieren und danach wieder verkaufen. In den USA ist das zulässig, in Europa ist es in vielen Teilen unzulässig."
Die Unterschiede zwischen den USA und Europa treten noch deutlicher hervor, wenn im Mai dieses Jahres die Europäische Datenschutzverordnung, abgekürzt ePrivacy Verordnung, in Kraft tritt. Darin ist für alle EU-Länder die Auskunftspflicht über die gespeicherten persönlichen Daten, wie sie in Deutschland schon besteht, verbindlich.
Facebook schweigt
In Hamburg unterhält Facebook eine Niederlassung im Springer-Quartier direkt gegenüber den bunt bemalten, ehemals besetzten Häusern im Gängeviertel.
Mit dem Aufzug geht es in den 12. Stock. Dort endet der Zugang vor einer Milchglastüre mit dem Klingelschild von Facebook.
FB Angestellter: "Wenn Sie mit Facebook reden wollen, dann können Sie auf Ihrem Facebook-Account oben rechts in der Hilfe Option, da ist ein Button, da gehen Sie drauf und da werden Ihnen alle Fragen beantwortet."
"Gibt es hier keinen Ansprechpartner?"
FB Angestellter: "Wir machen hier keine Gespräche. Die Leute, die hier arbeiten machen Sales."
Obwohl Facebook ein börsennotiertes Unternehmen ist und jedem einzelnen Nutzer abverlangt, in die Auswertung seiner persönlichen Daten einzuwilligen, dringt über ihre Geschäfte mit Werbung und Daten so gut wie nichts nach außen.
In einem Szenecafe um die Ecke. Wer hat hier die Datenschutzbestimmungen von Facebook gelesen? Am Tresen sitzt ein Fahrradkurier mit einem Smartphone. Er will nicht gestört werden. Auch die anderen Gäste wollen nichts sagen. Doch dann kommt ein neuer Gast herein, Shahin Shokoui. Er ist von Facebook irritiert.
"Ich hatte letztens eine Facebook-Anfrage von einer Frau und da habe ich mich gefragt, ob der Facebook-Algorithmus mittlerweile Leute zusammenführt, dass Freundschaftsanfragen gestellt werden, ohne dass die Person das macht."
Mit dem Aufzug geht es in den 12. Stock. Dort endet der Zugang vor einer Milchglastüre mit dem Klingelschild von Facebook.
FB Angestellter: "Wenn Sie mit Facebook reden wollen, dann können Sie auf Ihrem Facebook-Account oben rechts in der Hilfe Option, da ist ein Button, da gehen Sie drauf und da werden Ihnen alle Fragen beantwortet."
"Gibt es hier keinen Ansprechpartner?"
FB Angestellter: "Wir machen hier keine Gespräche. Die Leute, die hier arbeiten machen Sales."
Obwohl Facebook ein börsennotiertes Unternehmen ist und jedem einzelnen Nutzer abverlangt, in die Auswertung seiner persönlichen Daten einzuwilligen, dringt über ihre Geschäfte mit Werbung und Daten so gut wie nichts nach außen.
In einem Szenecafe um die Ecke. Wer hat hier die Datenschutzbestimmungen von Facebook gelesen? Am Tresen sitzt ein Fahrradkurier mit einem Smartphone. Er will nicht gestört werden. Auch die anderen Gäste wollen nichts sagen. Doch dann kommt ein neuer Gast herein, Shahin Shokoui. Er ist von Facebook irritiert.
"Ich hatte letztens eine Facebook-Anfrage von einer Frau und da habe ich mich gefragt, ob der Facebook-Algorithmus mittlerweile Leute zusammenführt, dass Freundschaftsanfragen gestellt werden, ohne dass die Person das macht."
Niemand liest das Kleingedruckte
In der Presse hat sich ein Mitbegründer von Facebook erstmals öffentlich von Algorithmen, die das Unternehmen einsetzt, distanziert, weil sie nach seinen Worten den "Menschen programmieren", seine Interessen und Neigungen manipulieren. Darüber steht natürlich nichts in den Datenschutzbestimmungen, aber vieles andere, wie Daten verwertet werden, wird darin detailliert ausgeführt. Shahin Shokoui sagt ganz offen:
"Ich bin eigentlich ein ziemlich skeptischer Mensch, aber auch ich habe mir das nicht durchgelesen, die Zeit genommen. Wie das klassisch so ist, liest sich kein Mensch die kleingedruckten seitenlangen Sachen durch. Und auch die skeptischen Menschen drücken einfach auf akzeptieren, um die Funktion zu bekommen. Das ist halt auch der Trick bei der ganzen Geschichte."
Gemessen an dem Umsatz und Gewinn, den Unternehmen mit personenbezogenen Daten erwirtschaften, werden wir als Datenlieferanten nach deren Gutdünken abgefunden. Wie im Fall von Payback. Die Daten werden von Einkauf zu Einkauf registriert und mit persönlichen Daten aggregiert.
Die Einwilligung in die Verwertung der Daten, um wie im Fall von Payback Bonuspunkte zu sammeln oder Facebook-Dienste zu nutzen, steht immer unter der Prämisse: Entweder ich akzeptiere oder ich bin davon ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass ich als Nutzer nicht übersehen kann, worin ich einwillige, welche Datenauswertung in welchem Umfang stattfindet. Dieses Problem stellt sich immer öfter, denn es gibt immer mehr Dienste, die ich nur nutzen kann, wenn ich mich mit meinen Daten einlogge. Das beginnt schon beim Mieten eines Fahrrads.
"Ich bin eigentlich ein ziemlich skeptischer Mensch, aber auch ich habe mir das nicht durchgelesen, die Zeit genommen. Wie das klassisch so ist, liest sich kein Mensch die kleingedruckten seitenlangen Sachen durch. Und auch die skeptischen Menschen drücken einfach auf akzeptieren, um die Funktion zu bekommen. Das ist halt auch der Trick bei der ganzen Geschichte."
Gemessen an dem Umsatz und Gewinn, den Unternehmen mit personenbezogenen Daten erwirtschaften, werden wir als Datenlieferanten nach deren Gutdünken abgefunden. Wie im Fall von Payback. Die Daten werden von Einkauf zu Einkauf registriert und mit persönlichen Daten aggregiert.
Die Einwilligung in die Verwertung der Daten, um wie im Fall von Payback Bonuspunkte zu sammeln oder Facebook-Dienste zu nutzen, steht immer unter der Prämisse: Entweder ich akzeptiere oder ich bin davon ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass ich als Nutzer nicht übersehen kann, worin ich einwillige, welche Datenauswertung in welchem Umfang stattfindet. Dieses Problem stellt sich immer öfter, denn es gibt immer mehr Dienste, die ich nur nutzen kann, wenn ich mich mit meinen Daten einlogge. Das beginnt schon beim Mieten eines Fahrrads.
Leihfahrräder als Datensammler
Auf einmal gibt es überraschend viele Anbieter von Leihfahrrädern in Großstädten wie München, Frankfurt, Hamburg und Berlin. Die Fahrräder lassen sich vom Straßenrand weg online buchen. So wie es aussieht, ist für diese Anbieter das Fahrrad nur ein Vehikel, um Daten zu sammeln, denn der Verleih an sich ist kein lukratives Geschäft. Die Mobilitätsdaten dagegen schon. Sie geben Aufschluss über unsere Gewohnheiten. Wie lang ist unser Arbeitsweg und wo verbringen wir unsere Freizeit? Ilija Radusch forscht am Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme über diese Daten, die anfallen, wohin und womit wir uns bewegen.
Ilija Radusch: "Mobilitätsdaten, das ist ein neuer Zukunftsmarkt, den alle großen Player sehen. Mobilitätsdaten können erhoben werden im Fahrzeug, können erhoben werden in Zügen, Smartphones auf verschiedenste Art und Weise und diese ganze digitale Datenwirtschaft, das ist etwas, wo man sich viel Wachstum und neue Geschäftsmodelle verspricht. Und die große Frage, die sich da ergibt ist: Wie werden die erhoben, wie kann ich die verarbeiten, wie kann ich die zusammenfassen, dass da am Ende kein Personenbezug mehr herstellbar ist."
Die Deutsche Bahn AG ist einer der großen Mobilitätsanbieter. Hannes Weikert ist beruflich oft unterwegs. Seine Fahrtkarte hat er über eine App, den DB Navigator, gebucht.
Ilija Radusch: "Mobilitätsdaten hatte man ja lange, ohne dass man es wusste, abgesendet. Ich glaube, da muss sich erst ein Bewusstsein bilden, was das für Konsequenzen hat. Das ist bei mir auch erst gerade im Entstehen. Ich bin da sicherlich nicht jemand, der interveniert dagegen."
Das ist auch nur begrenzt möglich, denn schon jedes Handy oder Smartphone liefert automatisch genaue Ortsdaten. Nur: Wie und wo werden die Daten verarbeitet? Die Deutsche Bahn erfüllt die deutschen Datenschutzbestimmungen und erstellt nach eigenen Angaben keine Persönlichkeitsprofile mit Mobilitätsdaten. Aber die Internetplattform der Bahn ist mit Facebook verlinkt. Wer darüber Auskünfte einholt oder die Fahrkarte bucht, der ist bei Facebook und bewegt sich in deren Datenwelt.
Die Übergänge von einer Webseite zu einer anderen sind fließend. Die Geschäftsmodelle, die sich hinter einer App verbergen, sind nicht auf den ersten Blick erkennbar. Hannes Weikert mietet ab und an einen Elektroroller. In der Innenstadt von Berlin stehen sie abfahrbereit am Straßenrand.
"Natürlich werden da Daten gespeichert und gesendet, wo die Roller sind! Das ist auch wichtig, dass der Anbieter weiß, wo die Roller stehen! Dass wir solche Techniken nutzen, erfordert auch eine gewisse Menge an Daten und Mobilitätsdaten gehören da dazu. Es kommt einfach auf den Umgang an, wie solche Unternehmen die Daten handhaben und dass sie geschützt sind vor Weitergabe an Dritte."
Ilija Radusch: "Mobilitätsdaten, das ist ein neuer Zukunftsmarkt, den alle großen Player sehen. Mobilitätsdaten können erhoben werden im Fahrzeug, können erhoben werden in Zügen, Smartphones auf verschiedenste Art und Weise und diese ganze digitale Datenwirtschaft, das ist etwas, wo man sich viel Wachstum und neue Geschäftsmodelle verspricht. Und die große Frage, die sich da ergibt ist: Wie werden die erhoben, wie kann ich die verarbeiten, wie kann ich die zusammenfassen, dass da am Ende kein Personenbezug mehr herstellbar ist."
Die Deutsche Bahn AG ist einer der großen Mobilitätsanbieter. Hannes Weikert ist beruflich oft unterwegs. Seine Fahrtkarte hat er über eine App, den DB Navigator, gebucht.
Ilija Radusch: "Mobilitätsdaten hatte man ja lange, ohne dass man es wusste, abgesendet. Ich glaube, da muss sich erst ein Bewusstsein bilden, was das für Konsequenzen hat. Das ist bei mir auch erst gerade im Entstehen. Ich bin da sicherlich nicht jemand, der interveniert dagegen."
Das ist auch nur begrenzt möglich, denn schon jedes Handy oder Smartphone liefert automatisch genaue Ortsdaten. Nur: Wie und wo werden die Daten verarbeitet? Die Deutsche Bahn erfüllt die deutschen Datenschutzbestimmungen und erstellt nach eigenen Angaben keine Persönlichkeitsprofile mit Mobilitätsdaten. Aber die Internetplattform der Bahn ist mit Facebook verlinkt. Wer darüber Auskünfte einholt oder die Fahrkarte bucht, der ist bei Facebook und bewegt sich in deren Datenwelt.
Die Übergänge von einer Webseite zu einer anderen sind fließend. Die Geschäftsmodelle, die sich hinter einer App verbergen, sind nicht auf den ersten Blick erkennbar. Hannes Weikert mietet ab und an einen Elektroroller. In der Innenstadt von Berlin stehen sie abfahrbereit am Straßenrand.
"Natürlich werden da Daten gespeichert und gesendet, wo die Roller sind! Das ist auch wichtig, dass der Anbieter weiß, wo die Roller stehen! Dass wir solche Techniken nutzen, erfordert auch eine gewisse Menge an Daten und Mobilitätsdaten gehören da dazu. Es kommt einfach auf den Umgang an, wie solche Unternehmen die Daten handhaben und dass sie geschützt sind vor Weitergabe an Dritte."
Autokonzerne drängen auf den Datenmarkt
Der Elektroroller Verleiher COUP ist ein Start-Up von Bosch. Er erhebt Servicedaten für Verleih und Bezahlung, doch in der Datenschutzerklärung sind eine Reihe von Analysediensten aufgeführt, alle mit Sitz in den USA, die das Nutzerverhalten auf der Webseite von COUP auswerten.
Die Autokonzerne sind bereits mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen am Markt, um Mobilitätsdaten zu gewinnen. Daimler hat die App MyTaxi übernommen, Bosch experimentiert mit COUP und VW ist mit MOIA, einem Mitfahrservice noch in der Probephase. Auch Versicherungen sehen auf dem Mobilitätsmarkt ein neues Geschäftsfeld und testen den Markt. Wer seine Fahrweise über eine Black Box im Auto kontrollieren lässt, erhält als Gegenleistung eine günstigere Versicherungspolice.
Im März diesen Jahres tritt eine neue Verordnung in Kraft: Danach muss jeder Neuwagen mit dem Notrufsystem eCall ausgerüstet sein. Es löst in Zukunft die roten Notrufsäulen entlang der Autobahnen ab und soll im Fall eines Unfalls für schnelle Hilfe sorgen. Es erhebt aber im Dauerbetrieb während der Fahrt laufend Daten und die gehen nach bisherigen Informationen an den Hersteller! Kritiker fordern eine offene Schnittstelle, so dass Autobesitzer selber entscheiden können, wem sie ihre Daten anvertrauen. Ilija Radusch vom Fraunhofer-Institut kritisiert, dass Nutzer immer noch vor die Alternative gestellt werden: Entweder sie willigen in die Preisgabe ihrer Daten ein oder sie können den Dienst nicht nutzen.
Ilija Radusch: "Mobilitätsdaten können nur zum Wirtschaftsgut werden, wenn ich in der Erhebung der Daten einen Schutz habe, Transparenz habe, aber auch anerkannt wird, dass die Veredlung und Verarbeitung der Daten eine Wertschöpfung darstellt und ich entsprechend Geld dafür verlangen kann."
Ilija Radusch hat für das Verkehrsministerium eine Studie verfasst, in der es darum geht, wem die Mobilitätsdaten gehören, wenn das selbstfahrende Auto zur Internetadresse wird. Ihm schwebt eine neue Geschäftsgrundlage vor, die sowohl den ökonomischen Interessen der Autohersteller als auch den Persönlichkeitsrechten der Nutzer gerecht wird. Die Nutzer sollen über die Auswertung ihrer Daten besser informiert und finanziell beteiligt werden.
Ilija Radusch: "Was wir vor allem wollen bei den Mobilitätsdaten, dass es nicht nur einen gibt, Google oder Facebook, der damit sinnvoll etwas anfangen kann, sondern dass es vielleicht spezialisierte Firmen gibt, die eine Vorveredlung machen. Die Wertschöpfungsketten sind heute noch alle sehr niedrig und vor allem in Amerika."
Die Autokonzerne sind bereits mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen am Markt, um Mobilitätsdaten zu gewinnen. Daimler hat die App MyTaxi übernommen, Bosch experimentiert mit COUP und VW ist mit MOIA, einem Mitfahrservice noch in der Probephase. Auch Versicherungen sehen auf dem Mobilitätsmarkt ein neues Geschäftsfeld und testen den Markt. Wer seine Fahrweise über eine Black Box im Auto kontrollieren lässt, erhält als Gegenleistung eine günstigere Versicherungspolice.
Im März diesen Jahres tritt eine neue Verordnung in Kraft: Danach muss jeder Neuwagen mit dem Notrufsystem eCall ausgerüstet sein. Es löst in Zukunft die roten Notrufsäulen entlang der Autobahnen ab und soll im Fall eines Unfalls für schnelle Hilfe sorgen. Es erhebt aber im Dauerbetrieb während der Fahrt laufend Daten und die gehen nach bisherigen Informationen an den Hersteller! Kritiker fordern eine offene Schnittstelle, so dass Autobesitzer selber entscheiden können, wem sie ihre Daten anvertrauen. Ilija Radusch vom Fraunhofer-Institut kritisiert, dass Nutzer immer noch vor die Alternative gestellt werden: Entweder sie willigen in die Preisgabe ihrer Daten ein oder sie können den Dienst nicht nutzen.
Ilija Radusch: "Mobilitätsdaten können nur zum Wirtschaftsgut werden, wenn ich in der Erhebung der Daten einen Schutz habe, Transparenz habe, aber auch anerkannt wird, dass die Veredlung und Verarbeitung der Daten eine Wertschöpfung darstellt und ich entsprechend Geld dafür verlangen kann."
Ilija Radusch hat für das Verkehrsministerium eine Studie verfasst, in der es darum geht, wem die Mobilitätsdaten gehören, wenn das selbstfahrende Auto zur Internetadresse wird. Ihm schwebt eine neue Geschäftsgrundlage vor, die sowohl den ökonomischen Interessen der Autohersteller als auch den Persönlichkeitsrechten der Nutzer gerecht wird. Die Nutzer sollen über die Auswertung ihrer Daten besser informiert und finanziell beteiligt werden.
Ilija Radusch: "Was wir vor allem wollen bei den Mobilitätsdaten, dass es nicht nur einen gibt, Google oder Facebook, der damit sinnvoll etwas anfangen kann, sondern dass es vielleicht spezialisierte Firmen gibt, die eine Vorveredlung machen. Die Wertschöpfungsketten sind heute noch alle sehr niedrig und vor allem in Amerika."
Wo bleibt der Datenschutz?
Der stellvertretende Hamburgische Datenschutzbeauftragte Ulrich Kühn hat grundsätzliche Einwände.
Ulrich Kühn: "Daten als Eigentum zu betrachten, sie in die wirtschaftliche Verwertungslogik zu führen, sehe ich kritisch. Die Idee des Datenschutzes, so wie er sich entwickelt hat über die letzten Jahrzehnte, ist der, dass es ein absolutes Recht der Nutzer an den Daten gibt, das sind Schutzrechte gegenüber den Unternehmen, die das auch für sich entdeckt haben. Wenn man diesen Eigentumsgedanken jetzt stärker ins Spiel bringt, dann ist das ein anderes Modell."
Eine Eigenvermarktung von Mobilitätsdaten auf Augenhöhe mit Auto- und Versicherungskonzernen hält Marion Jungbluth vom Bundesverband Verbraucherschutz für illusorisch. Tatsächlich ist es so, dass Verbraucher mit scheinbar unverfänglichen Serviceangeboten, wie Informationen zu Verkehrsstaus oder Hilfen bei der Parkplatzsuche, gelockt werden, in die Preisgabe ihrer Mobilitätsdaten einzuwilligen.
Marion Jungbluth: "Dass man in Zukunft wählen kann, ob ich mit Geld bezahle oder meine Daten zur Verfügung stelle, das ist natürlich sehr verführerisch. Bei Daten, da denkt man sich: Na gut, ich habe nichts zu verbergen. Ich bin ein guter Autofahrer, lass mir nichts zu Schulden kommen, da kann ich die mal öffentlich machen. Aber die Vorstellung, dass man in diesem Prozess tatsächlich einen fairen Preis für sich erstreiten kann und auf Augenhöhe mit den Anbietern verhandelt, die ist doch recht naiv. Je mehr Daten ich preisgebe, desto klarer ist mein Profil für viele verschiedene Anbieter und das Profil wird zu einem Netz, was sich um mich herum bildet, aus dem ich dann kaum noch ausbrechen kann, wo meine Persönlichkeitsrechte in Gefahr sind und das ist ein Wert, der sehr hoch anzusetzen ist. Und dagegen muss man diese Kommerzialisierung der Daten kritisch sehen."
Ulrich Kühn: "Daten als Eigentum zu betrachten, sie in die wirtschaftliche Verwertungslogik zu führen, sehe ich kritisch. Die Idee des Datenschutzes, so wie er sich entwickelt hat über die letzten Jahrzehnte, ist der, dass es ein absolutes Recht der Nutzer an den Daten gibt, das sind Schutzrechte gegenüber den Unternehmen, die das auch für sich entdeckt haben. Wenn man diesen Eigentumsgedanken jetzt stärker ins Spiel bringt, dann ist das ein anderes Modell."
Eine Eigenvermarktung von Mobilitätsdaten auf Augenhöhe mit Auto- und Versicherungskonzernen hält Marion Jungbluth vom Bundesverband Verbraucherschutz für illusorisch. Tatsächlich ist es so, dass Verbraucher mit scheinbar unverfänglichen Serviceangeboten, wie Informationen zu Verkehrsstaus oder Hilfen bei der Parkplatzsuche, gelockt werden, in die Preisgabe ihrer Mobilitätsdaten einzuwilligen.
Marion Jungbluth: "Dass man in Zukunft wählen kann, ob ich mit Geld bezahle oder meine Daten zur Verfügung stelle, das ist natürlich sehr verführerisch. Bei Daten, da denkt man sich: Na gut, ich habe nichts zu verbergen. Ich bin ein guter Autofahrer, lass mir nichts zu Schulden kommen, da kann ich die mal öffentlich machen. Aber die Vorstellung, dass man in diesem Prozess tatsächlich einen fairen Preis für sich erstreiten kann und auf Augenhöhe mit den Anbietern verhandelt, die ist doch recht naiv. Je mehr Daten ich preisgebe, desto klarer ist mein Profil für viele verschiedene Anbieter und das Profil wird zu einem Netz, was sich um mich herum bildet, aus dem ich dann kaum noch ausbrechen kann, wo meine Persönlichkeitsrechte in Gefahr sind und das ist ein Wert, der sehr hoch anzusetzen ist. Und dagegen muss man diese Kommerzialisierung der Daten kritisch sehen."
Keine Alternative in Sicht
Doch welche Möglichkeiten hat der Einzelne, um einerseits seine Privatsphäre zu schützen und gleichzeitig die Dienste zu nutzen, vom Leihfahrrad bis zur Taxibestellung per App? Die Kommerzialisierung personenbezogenen Daten von Seiten der Unternehmen nimmt zu. Und für Einzelpersonen gibt es bisher keinen Markt, um mit den eigenen Daten zu handeln, stellt Walter Palmetshofer fest. Er hat das für die Studie über Datenhandel und Datenschutz getestet.
Walter Palmetshofer: "Auf Firmenbasis gibt es einen Markt für persönliche Daten. Wie die Studie zeigt, haben wir versucht an dem Handel mit persönlichen Daten teilzunehmen. Dabei sind die Umsätze nicht mehr als über 100 Euro gekommen. Für 100 Euro im Jahr seine persönlichen Daten herzugeben, ist aus unserer Sicht keine schlaue Vorgehensweise."
Selbstvermarktung ist also kein Weg, um das ökonomische Ungleichgewicht zwischen Unternehmen und Nutzern zu verändern. Auch nicht die Kapitulation vor Konzernen, der Autoindustrie, Versicherungen, Google oder Facebook, die alles über uns wissen wollen und immer mächtiger werden. Eine Alternative ist bisher nicht in Sicht. Wenn wir ihre Dienste nutzen wollen, bleibt bisher keine andere Wahl, als mit unseren Daten zu bezahlen.
Walter Palmetshofer: "Auf Firmenbasis gibt es einen Markt für persönliche Daten. Wie die Studie zeigt, haben wir versucht an dem Handel mit persönlichen Daten teilzunehmen. Dabei sind die Umsätze nicht mehr als über 100 Euro gekommen. Für 100 Euro im Jahr seine persönlichen Daten herzugeben, ist aus unserer Sicht keine schlaue Vorgehensweise."
Selbstvermarktung ist also kein Weg, um das ökonomische Ungleichgewicht zwischen Unternehmen und Nutzern zu verändern. Auch nicht die Kapitulation vor Konzernen, der Autoindustrie, Versicherungen, Google oder Facebook, die alles über uns wissen wollen und immer mächtiger werden. Eine Alternative ist bisher nicht in Sicht. Wenn wir ihre Dienste nutzen wollen, bleibt bisher keine andere Wahl, als mit unseren Daten zu bezahlen.