Peter Eigen

Der Vorkämpfer gegen Korruption

Peter Eigen hat die Antikorruptions-Organisation "Transparency International" mitgegründet.
Peter Eigen hat die Antikorruptions-Organisation "Transparency International" mitgegründet. © Transparency International
Prof. Peter Eigen im Gespräch mit Susanne Führer |
Peter Eigen, Jurist und Mitbegründer von Transparency International, hält Korruption für das Haupthindernis für die demokratische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Welt. Wir haben ihn gefragt, warum es so schwer ist, gegen Korruption vorzugehen.
Seit fast 20 Jahren ist Korruption in Deutschland verboten. Das ist vor allem das Verdienst von Peter Eigen. Der Jurist kämpft seit fast 25 Jahren gegen Bestechung in Wirtschaft und Politik – und zwar weltweit. "Ich glaube, dass ich so sensibel auf Korruption reagiere, hängt damit zusammen, dass ich mein ganzes Leben lang ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl hatte. Und ich fand, wenn Millionen von Menschen in einem Staat, der eigentlich sehr reich ist, leiden – wenn zum Beispiel in einem Land wie Nigeria mehr als die Hälfte der Menschen in absoluter Armut leben und die Machteliten in Milliardenbeträgen schwelgen (…) und dieses Geld dann außer Landes schaffen und sich in London Luxushäuser kaufen oder Schlösser in Frankreich oder Aktienpakete in Deutschland – dann ist das ausgesprochen ungerecht und eigentlich unakzeptabel."
1993 gründete er zusammen mit anderen Transparency International – die weltweit erste und inzwischen führende Nichtregierungsorganisation gegen Korruption. In über hundert Ländern hat Transparency International mittlerweile Ableger.
Zuvor hatte Peter Eigen fast 20 Jahre für die Weltbank gearbeitet und die verheerenden Auswirkungen von Korruption etwa in Lateinamerika und später als Direktor der Ostafrika-Abteilung in Kenia erlebt. Allerdings galt bei seinem Arbeitgeber damals noch die Devise, den jeweiligen Ländern nicht in ihre Belange hineinzureden. "Es ist eigentlich eine interne politische und kulturelle Angelegenheit – das war damals die Rechtfertigung, dass die Weltbank in ihrer Satzung ein Verbot fand, sich nicht einzumischen."
Auch Peter Eigen vertrat lange diese Ansicht. "Dann bin ich befördert worden nach Kenia als Direktor für Ostafrika und habe da gemerkt, wie die Korruption eigentlich alles zunichtemacht, was wir versucht haben auszurichten. (…) Dass das der eigentliche Grund ist für die Unterentwicklung in vielen Ländern Afrikas, in Lateinamerika und Asien."

"Meine Frau war mehr als eine Mitstreiterin"

Eine Diagnose, die bei der Weltbank Anfang der 90er Jahre keine Fürsprecher findet – im Gegenteil: "Ich habe da ganz klare Anweisungen bekommen aus der Rechtsabteilung, dass das von der Politik der Weltbank nicht gedeckt ist, dass ich nun versuche, etwas gegen Korruption zu tun. Ich habe dann weitergemacht in meiner Freizeit, abends nach 17 Uhr, und kriegte dann schnell ein Memorandum von dem damaligen Direktor, der sagte, wenn du das weitermachen willst, dann musst du die Weltbank verlassen. Und das habe ich damals dann mit Freuden getan, weil in Berlin gerade die Mauer gefallen war und ich mich gefreut habe, rausgeschmissen zu werden."
Zusammen mit seiner damaligen Frau, einer Ärztin und Musikerin, geht er nach Berlin und widmet sich fortan hauptberuflich dem Kampf gegen die Korruption. Gerade seine Frau, die mittlerweile verstorben ist, sei ihm immer eine große Unterstützung gewesen – auch weil sie während seiner Zeit bei der Weltbank immer ein kritisches Auge auf seine Arbeit hatte. "Meine Frau war mehr als eine Mitstreiterin. Sie war auch eine Kritikerin. Wenn sie selbst als Ärztin in den Slums von Nairobi gearbeitet hat, hat sie sich geärgert, wenn ich mich mit dem Gesundheitsminister getroffen habe und in seinem schönen holzgetäfelten Büro und air conditioned Büro gesessen und mich mit ihm über Gesundheitspolitik unterhalten habe. Aber als ich dann angefangen habe gegen die Korruption zu stänkern, da hat sie sich sehr gefreut und hat mich sehr unterstützt.
Heute ist Peter Eigen wieder mit einer starken Frau verheiratet: Mit der Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan. Nachdem er den Vorsitz von Transparency International 2005 aufgegeben hat, arbeitet er mittlerweile auch mit ihr an verschiedenen Projekten, um Strukturen des unlauteren Gebens und Nehmens offen zu legen und an den Pranger zu stellen.
Wer profitiert von Korruption und wie lässt sich dagegen vorgehen? Warum hat eine Lateinamerikareise seinen späteren Arbeitsweg entscheidend geprägt? Und wie setzt er sich heute gegen Korruption und gute Regierungsführung ein? Darüber hat sich Susanne Führer mit Peter Eigen unterhalten "Im Gespräch".
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