Vom Talent der Ehrlichkeit
Eine ungewöhnliche Physikerin ist die Hauptfigur in Peter Hoegs neuem Roman "Der Susan-Effekt". Sie verfügt über eine besondere Gabe: In ihrer Gegenwart ist fast jeder aufrichtig. Dieses Talent bringe ihr Energie, aber auch Verantwortlichkeit, sagt der Schriftsteller.
Peter Hoegs Buch "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" war ein Welterfolg. Jetzt steht sein neues Buch "Der Susan-Effekt" wieder auf den Bestsellerlisten. Die Hauptfigur, die Wissenschaftlerin Susan, hat eine besondere Gabe: Fast jeder ist in ihrer Gegenwart vollkommen aufrichtig. Das ist nicht immer angenehm, denn bei vielen Menschen zeigen sich ungeahnte Abgründe.
Dennoch ist das ein spannender Gedanke, entstanden im Kopf eines professionellen Geschichtenerfinders: Was würde geschehen, wenn alle die Wahrheit sagen würden? Wieviel Wahrheit und Aufrichtigkeit vertragen wir im Miteinander? Und braucht der Mensch vielleicht auch eine Gemeinschaft, die Lügen und Geheimnisse vertragen kann?
Im Deutschlandradio Kultur erzählte Peter Hoeg aus einer Schreibwerkstatt und vom Schaffensprozess seines Romans. Bücher entstünden oft auf eine ganz andere Weise als man glaube:
"Ich bin selbst ein bisschen überrascht. Man denkt, dass Bücher nur mit Gedanken und dem intellektuellen Teil von uns zu tun haben. Aber für mich sind Bücher viel spontaner. Als dieses Buch sich näherte, habe ich gesehen, dass einige Themen zurück gekommen sind. Und ich weiß eigentlich nicht, warum das so ist."
"Ich bin selbst ein bisschen überrascht. Man denkt, dass Bücher nur mit Gedanken und dem intellektuellen Teil von uns zu tun haben. Aber für mich sind Bücher viel spontaner. Als dieses Buch sich näherte, habe ich gesehen, dass einige Themen zurück gekommen sind. Und ich weiß eigentlich nicht, warum das so ist."
Wie aus realen Begegnungen ein Roman wurde
Die Idee für den Romanstoff und die besondere Gabe seiner Hauptfigur Susan stamme aus realen Begegnungen, sagte Hoeg:
"Ich kenne zwei Personen - einen älteren Mann und eine junge Frau -, die dieses ungewöhnliche Talent haben, andere Menschen zu öffnen, Ehrlichkeit zu erschaffen. Und ich wollte ganz einfach versuchen, dieser Erfahrung und den Erlebnissen mit diesen zwei Menschen eine Form zu geben."
"Ich kenne zwei Personen - einen älteren Mann und eine junge Frau -, die dieses ungewöhnliche Talent haben, andere Menschen zu öffnen, Ehrlichkeit zu erschaffen. Und ich wollte ganz einfach versuchen, dieser Erfahrung und den Erlebnissen mit diesen zwei Menschen eine Form zu geben."
Er glaube, dass die besondere Begabung eines Menschen immer aus zweierlei Sicht zu betrachten sei, meinte Hoeg:
"Ein Talent muss man ja entwickeln. Und Talent ist ja auch immer Energie. Und mit Energie kommt Verantwortlichkeit. Und die Frage: Für was braucht man diese Energie?"
"Ein Talent muss man ja entwickeln. Und Talent ist ja auch immer Energie. Und mit Energie kommt Verantwortlichkeit. Und die Frage: Für was braucht man diese Energie?"
Zwischen Wirklichkeit, Traum und Illusion
Seine Werke seien im Grenzgebiet zwischen Wirklichkeit, Traum und Illusion angesiedelt. Es gebe dabei auch einen deutlichen Gesellschaftsbezug:
"Es gibt problematische Teile unserer modernen Welt, aber es gibt auch viele Qualitäten. Die dänische Gesellschaft ist ja eine Mischung: von etwas sehr Wertvollem und etwas sehr Problematischem. So ist es, glaube ich, auch in Deutschland."
"Es gibt problematische Teile unserer modernen Welt, aber es gibt auch viele Qualitäten. Die dänische Gesellschaft ist ja eine Mischung: von etwas sehr Wertvollem und etwas sehr Problematischem. So ist es, glaube ich, auch in Deutschland."