Stefan Aust zum Tod von Peter Merseburger
Der Journalist Peter Merseburger wurde 93 Jahre alt. © imago/Gerhard Leber
"Er war für mich die prägendste Figur"
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Durch Peter Merseburger wurde "Panorama" zum prägenden Politmagazin im deutschen Fernsehen. Beeinflusst hat es auch Stefan Aust, der später sein eigenes Fernsehmagazin produzierte - inspiriert von Peter Merseburger, der nun gestorben ist.
Peter Merseburger hat als Journalist Fernsehgeschichte geschrieben. Er war ab 1967 Leiter und Moderator des Politmagazins "Panorama", das die politischen Diskussionen in der Bundesrepublik entscheidend beeinflusst hat. Später war Merseburger ARD-Korrespondent in Washington, Ost-Berlin und London. Mit 93 Jahren ist er in Berlin gestorben.
Stefan Aust, früher Chefredakteur beim "Spiegel", jetzt Herausgeber der "Welt", nennt Merseburger einen Lehrmeister: "Ich habe meinen ersten Beitrag für Panorama gemacht im Auftrag von Peter Merseburger - einen Film über Rudolf Augstein im Wahlkampf".
Ein Beschwerdebrief als Einstellungsgrund
"Spiegel"-Herausgeber Rudolf Augstein, der damals für die FDP in den Bundestag wollte, habe wegen des Beitrags einen Beschwerdebrief an "Panorama" geschickt. "Peter Merseburger hat dann gesagt, das war ein guter Film, und ich könnte weiter für 'Panorama' arbeiten", erzählt Aust.
Peter Merseburger habe ihn inspiriert, als er sich entschieden habe, mit "Spiegel TV" sein eigenes Fernsehmagazin zu produzieren, sagt Aust: "Ich wollte für 'Spiegel-TV' eine Mischung machen zwischen 'Panorama' und 'Extra 3'." Um so die Reportage zurück ins Magazin zu bringen. "Und da war für mich Peter Merseburger die prägendste Figur", sagt Aust.
In den 1970er-Jahren haben die Politmagazine im Fernsehen den politischen Diskurs bestimmt. "Da gab es zwei Sender: ARD und ZDF. Wir hatten im Durchschnitt immer 50 Prozent Marktanteil. Wenn wir einen Beitrag gemacht haben und den präsentiert haben, dann hatten wir am nächsten Tag die Schlagzeilen", sagt Aust.
Am Ende entscheidet der Chef
In der "Panorama"-Redaktion habe Merseburger dazu beigetragen, dass es sehr freie und kontroverse Diskussionen gegeben habe. Aber Merseburger sei immer unangefochtener Chef gewesen. "Er war immer sehr ruhig und sehr klar, das war bemerkenswert", sagt Aust.
Auch bei der Schlusskonferenz für die Sendung habe sich Merseburger sehr geschickt verhalten, erzählt Aust: "Da waren immer mehr Beiträge, als wir in der Sendung unterbringen konnten." Mindestens einer wurde gestrichen. "Und dann hat Merseburger immer gesagt 'Na, was meinen die Kollegen?' Und dann fielen die Kollegen übereinander her", sagt Aust. Entschieden hat am Ende immer Peter Merseburger.
(beb)