Im Andenken an Jutta Lampe zeigt die Schaubühne ab dem 4. Dezember ab 18 Uhr Streamings von Der Park, Triumph der Liebe und Drei Schwestern.
"Sie war immer für den Ausgleich, das war ihre Fähigkeit"
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Drei Jahrzehnte lang gehörte Jutta Lampe zum Ensemble der Berliner Schaubühne. Für den Regisseur Peter Stein war sie eine Ausnahmeschauspielerin, die ernsthaft und verrückt sein konnte, die sich nie aufspielte und stattdessen zuhören konnte.
"Sie hatte diese beiden Möglichkeiten in sich: die Ernsthaftigkeit und die Verrücktheit", sagt der Theaterregisseur Peter Stein über Jutta Lampe. Die Schauspielerin ist in der Nacht zum 3. Dezember im Alter von 82 Jahren gestorben.
"Sie konnte vollständig ernsthaft ihrem Stanislawski-Bedürfnis huldigen und folgen. Gleichzeitig aber war sie die einzige klassische Schauspielerin im deutschen Theater, die auch Boulevard konnte", sagt Stein. Er hatte sie bei einer Probe für ein Boulevardstück Anfang der 60er-Jahre kennengelernt, wie er erzählt.
Erst der Schock, dann die Liebe
Lampe habe "mit ihren unendlich langen Beinen" in einer Telefonzelle gestanden und "mit einem Telefonhörer zwischen den Beinen" herumgefummelt. "Als der Regisseur sie ansprechen wollte, da drehte sie sich um und sagte: 'Halt du die Klappe da unten, ja!'", berichtet Stein. Das habe ihn damals so entsetzt, dass er die Probe sofort verlassen musste.
Doch dann sei sie ihm hinterhergerannt, habe ihn an seinem Mantel festgehalten und gesagt: "Bitte, bitte lassen Sie uns zusammenarbeiten!", berichtet Stein. "Das habe ich dann auch sehr gerne getan."
Jutta Lampe stand für die Schaubühne
Peter Stein sollte über Jahrzehnte die Berliner Schaubühne prägen - und Lampe sie nach außen repräsentieren, wie er sagt: Sie habe sich diesem Theater über drei Jahrzehnte lang verbunden gefühlt, ohne sich jemals aufzuspielen.
Das sei das Besondere an ihr gewesen. In den Selbstbestimmungsgremien des Theaters habe sie zugehört und sei selten aufgefallen mit Vorschlägen oder Kommentaren, die andere verletzen konnten.
"Sie war immer für den Ausgleich, das war ihre Fähigkeit", sagt Stein. Umso erstaunlicher sei, dass ihr dann später, Ende der 90er-Jahre, trotzdem gekündigt wurde, findet der Regisseur.
(ckr)