Petition für sofortigen Lockdown

Nicht noch mal "auf die heiße Herdplatte fassen"

06:44 Minuten
Eine rot leuchtende Keramikherdplatte.
Nicht die Finger verbrennen, warnt der Journalist Friedemann Karig. Seiner Ansicht nach reagiert die Politik zu zögerlich aufs aktuelle Pandemiegeschehen. © imago / Westend61
Friedemann Karig im Gespräch mit Dieter Kassel |
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Der Autor Friedemann Karig fordert in einer Petition einen sofortigen, strikten Lockdown. Er kritisiert die bisherigen Maßnahmen: Es scheine, als habe die Politik die "Mathematik des Virus" immer noch nicht verstanden.
Der Autor und Journalist Friedemann Karig hat nach eigenen Angaben keine Lust, Petitionen zu verfassen. Er hat es dennoch getan, um einen sofortigen Lockdown zu erreichen. Inzwischen haben den Aufruf über 80.000 Menschen unterzeichnet.
Nach einem Jahr Pandemie scheine es, als habe die Politik die "Mathematik des Virus" immer noch nicht verstanden, kritisiert Karig. "Je später wir bei einem exponentiellen Wachstum eingreifen, desto länger ist der Bremsweg", sagt er. Wer einen kurzen Lockdown wolle, müsse damit früh beginnen. "Ich dachte, das wäre inzwischen eigentlich klar. Das sagt die Wissenschaft seit einem Jahr."
Es könne doch nicht so schwer sein, sich zusammenzureißen, meint Karig. Schon im Herbst seien die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten Bundeskanzlerin Angela Merkel erst gefolgt, als es eigentlich schon zu spät gewesen sei. "Und hinterher haben sich einige sogar für diesen Fehler entschuldigt. Und jetzt wieder in Zeitlupe auf die heiße Herdplatte zu fassen und zu denken, dass ein paar Tests und ein paar Modellversuche schützen können – das ist wie Sonnencreme auftragen. Das wird nicht reichen."

Niemand mag Lockdowns

Wie der Lockdown genau aussehen soll, das will Karig der Politik überlassen. Er sei froh, dass er persönlich nicht über die konkreten Maßnahmen entscheiden müsse, gesteht er.
Der Journalist und Autor Friedemann Karig im Porträt.
Will die Politik mit einer Petition zum Handeln bewegen: der Journalist und Autor Friedemann Karig.© picture alliance / dpa / Britta Pedersen
Er selbst sei auch coronamüde und würde gern wieder vor Publikum lesen und mit Freunden essen gehen, sagt Karig: "Niemand mag Lockdowns."
Doch es helfe ja nichts: "Wieso sollte sich das Virus in Deutschland anders verhalten als im europäischen Ausland, wo höchste Inzidenzen wie in Portugal innerhalb kurzer Zeit, aber mit einem wirklich schonungslosen Lockdown runtergebracht wurden?"
(ahe)
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