Sexismus im Bierzelt-Schlager
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Im Donaulied wird die Vergewaltigung einer Frau besungen. Eine Studentin hat mit ihrer Petition gegen das Lied eine Diskussion über das Liedgut in Bierzelten angestoßen. Eine überfällige Debatte, meint die Musikwissenschaftlerin Marina Schwarz.
Die Passauer Studentin Corinna Schütz hat eine Petition gegen das Donaulied verfasst und damit eine öffentliche Debatte angestoßen. Das Donaulied wird in süddeutschen Bierzelten regelmäßig gespielt und von der Menge mitgesungen. In dem Lied geht es allerdings um die Vergewaltigung einer jungen Frau am Ufer der Donau.
Die Rechteinhaber des Liedes haben schon vor Jahren eine entschärfte Version veröffentlicht. Sie sagen, die Petition sei damit überflüssig, weil ohnehin hauptsächlich diese neuere Version gespielt werde.
Das Original sei in Bierzelten sehr wohl noch stark verbreitet, sagt die Musikwissenschaftlerin Marina Schwarz von der Uni Leipzig. Sie beruft sich dabei auf Informationen eines Kollegen, der die süddeutsche Musikszene bei Volksfesten gut kenne.
Besingen einer Straftat
Auch wenn es sich um ein altes Lied handele: Vergewaltigung sei noch nie akzeptabel gewesen, sagt Schwarz. Im Jahr 2020 müssten Frauen sich so etwas nicht mehr anhören. Vielleicht gebe es aber erst jetzt das politische Klima, sodass wir mit Sexismus im öffentlichen Raum anders umgehen. Insofern sei die Petition absolut gerechtfertigt.
Die öffentliche Diskussion um dieses Lied sei aber wichtiger als ein Verbot des Stückes, meint Schwarz, weil man mit einem Verbot keine Einsicht erreiche.
Bei vielen Songs, die an Grenzen gehen, handele es sich um ein Spiel mit Tabus, sagt Schwarz. Auch im Rap und Hip-Hop seien die Texte oft bewusst sexistisch oder gar antisemitisch. Darum habe es ja auch bereits viel Diskussion gegeben. In der Originalversion des Donauliedes allerdings geht es nicht um ein Tabu, sondern um das Besingen einer Straftat.
Männlichkeitsgefühl im Bierzelt
Das Mitsingen von Liedern wie dem Donaulied sei wohl der karnevalesken Situation im Bierzelt geschuldet und dass Männer sich dabei männlich fühlen, vermutet Schwarz.
Wenn Frauen bei solchen Liedern mitsängen, sei das wohl eine Form von internalisierter Misogynie, mutmaßt Schwarz: Frauen wollten nicht kompliziert und anstrengend wirken und sie nähmen in diesen Situationen männliche Verhaltensweisen oder Rollenbilder an.
In den letzten Jahren habe sich in Bezug auf Sexismus im öffentlichen Raum aber viel getan, meint Musikwissenschaftlerin Schwarz. Sie hofft, dass die Petition zum Donaulied zu einer weiteren Verbesserung beiträgt.
(nis)