Petra Morsbach: "Justizpalast"

Sehnsucht nach Gerechtigkeit

Petra Morsbach, Preisträgerin des Wilhelm-Raabe-Literaturpreises 2017 der Stadt Braunschweig und des Deutschlandfunks.
Petra Morsbach, Preisträgerin des Wilhelm-Raabe-Literaturpreises 2017 © Stadt Braunschweig / Bogenberger / Autorenfotos.com
Petra Morsbach im Gespräch mit Andrea Gerk |
Zwischen Verbrechen, Strafe und Gesetz: Petra Morsbach erzählt in ihrem Roman "Justizpalast" die Geschichte einer Richterin und die Geschichte unseres Rechtswesens – und von der Unmöglichkeit, Gerechtigkeit herzustellen.
Zu ihrem Motiv, sich mit dem Justizwesen zu befassen, sagte Morsbach, die vor zwei Wochen mit dem Wilhelm Raabe-Preis ausgezeichnet wurde: "Mich hat interessiert, wie Gerechtigkeit organisiert wird. Ich wollte wissen, wie so etwas funktioniert. Als ich mich dann hineinbegab in das Fach, merkte ich, wie schwer das ist, dass es da eine ganz eigene Sprache gibt, in die man sich hineindenken muss."

Der Gerichtssaal als Bühne

Gut zehn Jahre habe die Recherche in Anspruch genommen, so Morsbach weiter. Um die Sprache der Justiz überhaupt zu verstehen, habe sie Gerichtsverhandlungen besucht, mit Richtern gesprochen und "Sachliteratur für Anfänger" studiert. Den Justizpalast selbst habe sie als eine ganz eigene Welt erlebt, mit eigenen Ritualen, mit einer eigenen Atmosphäre und einer eigenen Mentalität. Ein Richter müsse einen unendlichen Strom von Dramen bewältigen. Und im Gerichtssaal sehe man die gesamte Gesellschaft vor sich.
Morsbach äußerte Verständnis für die Situation von Richtern. Man müsse bedenken, dass auch Richter viele Konflikte auszutragen hätten. Sie hätten Hunderte von Fällen auf dem Tisch und könnten nicht jeden einzelnen durchdeklinieren. Sie seien oft überlastet oder würden selbst in Konflikt geraten mit ihrem Rechtsgefühl. "Ich denke, Gerechtigkeit ist schon im Einzelfall sehr schwer herzustellen und insgesamt ist sie überhaupt nicht herzustellen. Und trotzdem hängt die Qualität des Staates davon ab, wie ernsthaft das versucht wird."

Aus der Sicht eines Richters

Ihr Bild von der Justiz habe sich durch den Roman jedoch nicht verändert. "Aber mein Blick aufs Leben hat sich verändert", sagte die Schriftstellerin. Bei Konflikten versuche sie nun, die Situation aus der Sicht eines Richters zu betrachten. Das sei hilfreich, um einen Konflikt zu präzisieren und letztendlich auch zu lösen.
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