Petri Tamminen: "Meeresroman"
Übersetzt aus dem Finnischen von Stefan Moster
Mare Verlag, Hamburg 2017
108 Seiten, 18 Euro
Glückliches Kentern
Selten wurde so schön vom Meer und vom Scheitern erzählt wie in Petri Tamminens "Meeresroman". Eine Geschichte über die Gelassenheit eines Pechvogels: ein charmanten Buch über den tragisch-komischen Kapitän Vilhelm Huurna.
Worum geht es?
In diesem Jahr verschenke ich "Meeresroman" von Petri Tamminen. Und in dem kleinen, charmanten Buch von Petri Tamminen begleiten wir einen tragisch-komischen Kapitän Vilhelm Huurna, der sein Glück auf den Weltmeeren sucht. Er kommt aus dem hohen finnischen Norden, wo es im Winter kaum hell wird und er ist ein herrlich sympathischer Einzelgänger. Wir erfahren wie er als Kind schon jeden bewunderte, der sich in der Welt zurechtfand. Später, als er dem Rat der Mutter folgt und zur Seefahrtsschule geht, beschleicht ihn immer wieder das Gefühl, "dass alle anderen echte Kapitäne waren und er nur eine Art Missverständnis, das noch einmal ans Tageslicht käme".
Er kommandiert dann doch große Segelfrachter auf den Handelsruten des 19. Jahrhunderts – und versenkt einen Frachter nach dem nächsten. Ob vor Bornholm oder Borkum, wie viele Schiffe es sind, zählt der Leser bald nicht mehr nach. Stürme, Seenot, Schiffbruch, Vilhelm hat "lediglich gelernt, wie man von den großen Häfen mit dem Zug nach Hause fährt". Wir erleben lauter Geschichten vom glücklichen Kentern.
Was ist das Besondere?
Was mich so begeistert hat, ist, wie unaufgeregt der Finne Petri Tamminen hier eigentlich eine haarsträubende Geschichte erzählt. Neben den vielen Schiffsunglücken ist es eine kleine Geschichte über die Gelassenheit im Leben eines großen Pechvogels geworden. Wehmut und Schmerz halten ihn nie lange gefangen, er hat eine beneidenswerte Einstellung zu Glück - und vor allem Unglück. "Glück ist Glücksache", heißt es im Buch.
Als ihm sein letztes Schiff abhandenkommt, weil ein Schlepper, der es zieht, auf einem Eisberg aufläuft, kommt Vilhelm das "Missgeschick geradezu sanft vor". Diese Tragikomik aus dem Finnischen hat Stefan Moster großartig ins Deutsche gerettet, manche brauchen dafür fünfhundert Seiten, Tamminen gerade einmal hundert und sagt alles, was dazu zu sagen wäre. Das können nur die Skandinavier!
Wem wollen Sie es denn schenken – und warum?
Ich schenke es meinem Onkel, bei dem ich so gern erlebe, wie dehnbar, strapazierbar Humor sein kann. Petri Tamminen mit seinem "Meeresroman" legt da noch eins drauf!