Gottes Influencerin
33:49 Minuten
Auch die Kirchen kommen nicht mehr an den Sozialen Medien vorbei. Seit einem Jahr gibt es in Berlin eine "Pfarrerin für den digitalen Raum": Theresa Brückner postet auf Instagram, Twitter, YouTube und Facebook. Und sie hat viele Follower.
"Theresaliebt" heißt der Account, über den die evangelische Pfarrerin Theresa Brückner in den Sozialen Medien postet - und das nicht nur zum Sonntag: "Da biete ich Angebote, um zu zeigen, dass man religiöse, spirituelle und Glaubensthemen auch unter der Woche konsumieren kann, wann immer man es für sich braucht", sagt die 33-jährige Theologin.
Wenn Menschen nicht mehr in die Kirche finden, dann findet Kirche eben zu den Menschen, auch durch die Sozialen Medien, das ist Theresa Brückners Credo. "Ich spreche über Alltag, aber gleichzeitig auch über meinen Glauben und über Theologie." Alltag, das ist etwa ihre Doppelbelastung als Pfarrerin und Mutter eines kleinen Kindes. Glaube, da geht es auch um harte Themen wie Sterben und die Frage nach dem Leben nach dem Tod. Das Thema Tod sei "total netztauglich", meint Theresa Brückner, "gerade da ist es wichtig, die Leute nicht allein zu lassen."
Gottes Wort im Internet
Theresa Brückner ist offiziell ordiniert als "Pfarrerin für den digitalen Raum". Nicht alle in ihrer Kirche sind überzeugt, dass das Internet ein guter Ort sei, das Wort Gottes zu verkünden. Theresa Brückner kontert: "Gerade in den Sozialen Medien gibt es das einfach noch verhältnismäßig wenig, so dass für Einige es wirklich spannend ist, mal zu sehen, was macht man eigentlich als Pfarrerin?" Und darum hat sie ihr Smartphone immer, ihre Kamera meistens dabei.
Ihre Follower sind zwischen 14 und 80 Jahre alt, allein auf Instagram hat sie rund 12.000. Dabei versucht Theresa Brückner nicht auf die Klickzahlen ihrer Posts zu schielen, "sondern dass es jemandem hilft, der es vielleicht genau in diesem Moment gebraucht hat." Seelsorge im Netz, per Chat oder auch als YouTube-Videos, in denen die Pfarrerin zu Fragen spricht, die häufig an sie herangetragen werden, wie etwa Sex vor der Ehe.
"Das Digitale ermöglicht ganz viel analoge Kontakte"
"Mein Traum ist es, den Leuten eine Möglichkeit zu geben, einfach Kirche und Glauben in ihren Alltag wieder zu integrieren," sagt Theresa Brückner über ihre Motivation. Und wenn dann Follower ganz analog zum Gottesdienst in ihre Kirche in Berlin-Tempelhof kommen oder gar in die Kirche eintreten, freut sie das: "Gerade das Digitale ermöglicht ganz viel analoge Kontakte."
Allerdings kennt sie auch die Kehrseite der Sozialen Medien: Hass-Kommentare. "Ziemlich regelmäßig" werde sie im Netz rüde angegriffen, als Frau und als bekennende Christin. Wo es Sinn mache, versuche sie sachlich zu antworten, ansonsten bleibe nur: blockieren und löschen.
(pag)