Frédéric Valin: "Pflegeprotokolle"
Verbrecher Verlag
360 Seiten, 18 Euro
Erscheint am 28.10.2021
Viele sagen: "Ich kann nicht mehr!"
06:50 Minuten
In Deutschland fehlen Pflegerinnen und Pfleger. Das sei ein erfüllender Beruf, wenn die Umstände besser wären, sagt Frédéric Valin, Autor der "Pflegeprotokolle". Er empfiehlt Norwegens Modell: geringere Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich.
Der Beruf der Pflege hat ein Nachwuchsproblem. Über die Zukunft des Pflegeberufs und wie dieser wieder attraktiver werden kann, diskutieren auch die Teilnehmer des Deutschen Pflegetags.
Den Zustand in der Pflege würde er mit dem Wort "Burn-out" derzeit beschreiben, sagt Frédéric Valin. Er arbeitet als Pflegekraft in einer WG mit behinderten Menschen und ist Autor des Buches "Pflegeprotokolle", das Ende des Monats erscheint.
Für sein Buch hat Valin mit vielen Kollegen und Kolleginnen gesprochen und die Gespräche protokolliert. Durch die Corona-Pandemie habe sich die Belastung in Pflegeberufen noch mehr verstärkt. "Durchgezogen hat sich eine gewisse Müdigkeit bei allen, eine Erschöpfung und auch ein Gefühl von Verlassenheit", sagt Valin. Viele hätten den Eindruck, dass ihre Arbeit und was sie machen nicht anerkannt werde und eine Gruppe "wie die der Corona-Leugner und diese Querdenkerbewegung wichtiger waren als das, was sie da machen", so Valin.
Krankheiten und Burn-Out
"Wenn die Umstände besser wären, ist das ein absolut fantastischer Beruf", sagt Valin. Er selbst habe den Beruf schon als sehr erfüllend erlebt. Momentan würde der Beruf allerdings viele Menschen durch Krankheit und Burn-out verlieren. Viele würden nach zehn Jahren sagen: "Ich kann nicht mehr!"
Neben dem geringen Verdienst sei der Schichtdienst für viele ein Problem. Valin wünscht sich für Deutschland das norwegische Modell. Dort erhalten Pflegende die volle Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich – müssen jedoch nur 33 Stunden in der Woche dafür arbeiten. "Das ist sehr sinnvoll, denn das ist schon ein zerrender Beruf. Man braucht diese Erholung auch", sagt Valin.