Tai-Chi mit der Stimme
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Als Ausdruck eines bürgerlichen Musiklebens entstand vor 175 Jahren der Philharmonische Chor Dortmund. In dieser langen Zeit hat der Chor drei Kriege überstanden. Daher blickt Chorleiter Granville Walker auch jetzt optimistisch in die Zukunft.
Bei Dortmund denke man nicht automatisch an Hochkultur, sagt Chorsängerin Bettina Hoffmann. "Der Chor, der in Dortmund den größten Stellenwert hat, ist die Südtribüne im Westfalenstadion, und ich kann jetzt auch nicht sagen, dass der Philharmonische Chor des Musikvereins gleich danach kommt." Trotzdem ist genau dieser Philharmonische Chor etwas Besonderes in Dortmund, denn er wurde im November vor 175 Jahren gegründet.
Damals hatte Dortmund nur etwa 7000 Einwohner. Die Gründung des Chores markiert einen Wandel: weg von einer adligen oder höfischen Musiktradition hin zu einer bürgerlichen, erklärt der britische Chorleiter Granville Walker. Der Chor sei nach dem Krieg 1870/71 fast erloschen und auch nach dem Zweiten Weltkrieg sei eine schwere Zeit gewesen, erzählt Sängerin Hoffmann.
Dieses Jahr sei aufgrund der Coronapandemie allerdings nicht die Zeit, das Jubiläum groß zu feiern. Trotzdem blickt Chorleiter Walker optimistisch in die Zukunft. Durch eine neue Probenstrategie werde der Philharmonische Chor hoffentlich gestärkt aus der Coronazeit hervorgehen.
Dank der Verbindungen Walkers nach England habe der Chor vor einigen Jahren eine Reise nach Leeds unternommen. Überhaupt wirke sich seine entspannte, britische Art positiv auf die Stimmung bei den Proben aus, sagt Hoffmann. Walker führe humorvoll durch die Proben und dennoch herrsche eine konzentrierte Arbeitsstimmung. Das sei wie Tai-Chi, nur mit der Stimme, sagt sie und lacht.