Philipp Amthor lässt sich mit Neonazi fotografieren

"Er hätte wissen müssen, wer Haverbeck ist"

06:37 Minuten
Philipp Amthor, CDU-Bundestagsabgeordneter, äußert sich am Rande einer CDU-Pressekonferenz zu den Umständen um ein gemeinsames Foto mit zwei Männern. Das im Internet verbreitete Bild zeigt Amthor auf einem Pferdefestival zwischen zwei Männern, von denen einer ein T-Shirt trägt, auf dem er sich mit einer verurteilten Holocaust-Leugnerin solidarisiert.
Philipp Amthor verteidigt sich: "Es ist allseits bekannt, dass ich in Berlin wehrhaft gegen die Gegner unseres Rechtsstaates kämpfe." © picture alliance / Jens Büttner
Nadine Lindner im Gespräch mit Anke Schaefer |
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Der junge CDU-Politiker Philipp Amthor lächelt auf einem Foto, das ihn zusammen mit einem Neonazi zeigt. "Er ist schon lange genug im politischen Geschäft, um sich die Leute mal anzuschauen, neben denen er steht", meint die Journalistin Nadine Lindner.
Politiker werden ständig darum gebeten, kurz mal mit aufs Bild zu kommen. Auf diese Weise wurde vermutlich jetzt auch der CDU-Politiker Philipp Amthor fotografiert. Das Foto, auf einem Pferdefestival gemacht, zeigt ihn mit zwei Männern. Einer von ihnen trägt ein T-Shirt, auf dem er sich mit der verurteilten und inhaftierten Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck solidarisiert. Weitere Äußerlichkeiten lassen eine Sympathie für den rechten Rand zumindest erahnen.
Amthor befindet sich seitdem in Erklärungsnot. Ist es glaubhaft, dass er eine solche Aufschrift übersieht oder nicht wusste, wer Haverbeck ist? Unsere Hauptstadtkorrespondentin Nadine Lindner hat Zweifel. Die Aufschrift auf dem T-Shirt sei auf dem Foto klar zu erkennen, betont sie. Amthor hätte diese also, "wenn er sich die Mühe gemacht hätte", lesen können.

Die Augen nicht ordentlich aufgemacht

"Er ist im Innenaussschuss, er ist Innenpolitiker. Er hätte sofort wissen müssen, wer Ursula Haverbeck ist", sagt Lindner. "Man kann ihm vorwerfen, dass er seine Augen nicht ordentlich aufgemacht hat." Und wenn er die Aufschrift zur Kenntnis genommen und trotzdem sein Einverständnis zum Foto gegeben habe, sei die Sache sogar noch verwerflicher, betont die Journalistin.
In antifaschistischen Kreisen gibt es nun Diskussionen, ob das Foto echt sei, berichtet Lindner. Es lasse sich im Moment aber nicht belegen, dass das Bild manipuliert worden sei. Auch Amthor selbst hatte eine mögliche Manipulation in einer Reaktion auf den Vorfall erwähnt.
Ob und inwieweit das auf Twitter veröffentlichte Foto bearbeitet wurde, lasse sich für ihn nicht mit Sicherheit feststellen, erklärte der CDU-Politiker, der immer mal wieder für Gesprächsstoff sorgt. "Hätte ich die T-Shirt-Aufschrift bemerkt, hätte ich das Foto natürlich nicht gemacht", postete er auf Instagram.

Amthor in der Vorwärtsverteidigung

Amthor wählt nun die Vorwärtsverteidigung: "Es ist jedenfalls allseits bekannt, dass ich in Berlin wehrhaft gegen die Gegner unseres Rechtsstaates kämpfe", schrieb er. Ihn in einen solchen Kontext rücken zu wollen, sei befremdlich und Zeichen eines "völlig unsachlichen Wahlkampfes".
Lindner will das nicht so stehen lassen. Kritische Fragen an Amthor hätten nichts mit Wahlkampf zu tun, sagt sie. "Er ist jung, aber er ist natürlich auch Profi", sagt sie: "Er ist schon lange genug im politischen Geschäft, um sich die Leute mal anzuschauen, neben denen er steht."
(ahe)
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