Neue Facebook-Währung Libra - Gefahr für den Staat?
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Facebooks neue Währung Libra stößt auf Kritik. Der Philosoph Christoph Türcke sieht darin das Bestreben, dass Nutzer nur noch mit den Angeboten des Unternehmens leben. Hier könnten sich Regeln abseits geltender Rechtsstandards durchsetzen, fürchtet er.
Facebooks will seine Digitalwährung Libra im kommenden Jahr auf den Markt bringen – unterstützt von großen Unternehmen wie Mastercard, PayPal und Spotify. Der Philosoph Christoph Türcke sieht die Pläne kritisch. "Die Risiken sind gigantisch", sagte er im Deutschlandfunk Kultur.
Für Türcke ist die Ankündigung ein Beispiel für das Bestreben großer Digital-Konzerne, eine Art Rundum-Versorgung für seine Nutzer zu schaffen, mit der diese nicht mehr aus der von den Konzernen geschaffenen Welt aussteigen. Konzerne wie Facebook oder Google arbeiteten etwa an einer Gesundheitsversorgung oder auch einer Verkehrslogistik, die Nutzern und Nutzerinnen alles biete. "Wer daran teilhat, dem wird in Aussicht gestellt, dass er möglichst problemlos durch den Verkehr kommt, dass er problemlos eine gesamte Gesundheitsversorgung hat von Apps, die den Status eines Allgemeinmediziners übernehmen bis hin zu vergünstigten Krankenkassentarifen", sagte Türcke.
Eingriff in staatliche Kernaufgaben
Problematisch sei daran, dass die Unternehmen damit in staatliche Kernaufgaben eingriffen. "Die erübrigen demnächst so etwas wie ein Gesundheitsministerium", befürchtet er. Wie sehr digitale Veränderungen auch staatliche Institutionen beträfen, lasse sich am Beispiel des Postministeriums zeigen. Das sei durch E-Mails und Co. überflüssig geworden.
Das Risiko ist laut Türcke, dass bei der Übernahme staatlicher Leistungen durch private Unternehmen möglicherweise Rechtsstandards eines demokratischen Staates außen vor bleiben. "Das macht die Sache natürlich außerordentlich prekär und bedrohlich."
(ske)