"Politik muss nicht glücklich machen, sondern fähig"
Emmanuel Macron ist nicht nur Banker, sondern auch Philosoph. Zentrale Ideen seines Denkens sind von Paul Ricoeur inspiriert. Was das im Einzelnen bedeutet, erklärt Michel Eltchaninoff, Buchautor und ebenfalls Philosoph.
Emmanuel Macron ist nicht nur ehemaliger Banker und Finanzminister, sondern auch studierter Philosoph. In seinem Studium habe er den bedeutenden Philosophen Paul Ricœur kennengelernt und sei bis heute maßgeblich von dessen Denken geprägt, erzählt Michel Eltchaninoff. Der Philosoph und Buchautor kennt sich aus mit und in Politikerköpfen: 2016 erschien sein Buch "In Putins Kopf: Die Philosophie eines lupenreinen Demokraten".
Was Macron von Ricoeur übernommen hat
Insbesondere drei zentrale Ideen habe Macron von Ricœur übernommen, sagt Eltchaninoff: Zum einen, dass Identität fluide sei, also vor allem durch die Sprache bestimmt und durch sie veränderbar sei. Franzose sei man also nicht aufgrund seiner Abstammung, sondern aufgrund seiner Sprache. Durch die Sprache könne man sich die französische Identität also aneignen.
Macron setzt mit Ricœur vor allem auf die Verschiedenheit der Menschen. Es gehe nicht darum, Menschen glücklich zu machen, sondern fähig zu machen, nicht darum Ungleichheiten auszuräumen, sondern darum, zur Selbstbestimmung zu befähigen.
Macron setzt mit Ricœur vor allem auf die Verschiedenheit der Menschen. Es gehe nicht darum, Menschen glücklich zu machen, sondern fähig zu machen, nicht darum Ungleichheiten auszuräumen, sondern darum, zur Selbstbestimmung zu befähigen.
"Er kommt hier der sozialdemokratischen Idee von Ricœur sehr nah, der der Meinung war, man kann die Gleichheit von oben nicht verordnen, man kann nur einen Art Sockel herstellen, der es allen ermöglicht, sich zu entfalten."
Das Verständnis von Macht
Macron sei drittens in seinem Verständnis von Macht von Ricœur inspiriert. Er übernehme von ihm die Unterscheidung zwischen der Horizontalen und der Vertikalen. Die Horizontale sei dabei das Prinzip des politischen Diskurses, die Vertikale meine dagegen das Monarchistische in der Republik. Macron vertrete offen die Meinung, es sie die Aufgabe des Präsidenten die Leerstelle des geköpften Monarchen auszufüllen. Er liebäugele also durchaus mit der Idee einer monarchistischen Republik.