Philosophie und Klimakrise

Ohne Feminismus keine Rettung der Welt

39:48 Minuten
Illustration einer Frau, die in einer großen Blüte sitzt und den Blumentopf darunter gießt.
Weibliche und feministische Perspektiven in der Philosophie könnten Wege zu einem Wirtschaften jenseits von Profitorientierung und Ausbeutung aufzeigen. © Getty Images / iStockphoto / Ponomariova_Maria
Eva von Redecker im Gespräch mit Simone Miller |
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Klimakrise, Ausbeutung, Ungleichheit: Um unsere zerstörerische Lebensweise zum Besseren zu wenden, braucht es ein anderes Denken. Die Philosophin Eva von Redecker vertraut dabei auf weibliche und feministische Ansätze.
Unsere wettbewerbs- und gewinnorientierte Wirtschaft blendet viele Voraussetzungen aus, ohne die nennenswerte Profite gar nicht möglich wären: Den Verbrauch natürlicher Ressourcen, Luftverschmutzung, Müll und viele weitere Umweltbelastungen. Auch soziale Faktoren wie unbezahlte Care-Arbeit, die immer noch überwiegend von Frauen geleistet wird, kommen in kaum einer Bilanz vor.

Wachstumslogik als Illusion

Sie sind die versteckten Kosten für unsere destruktive Lebensweise, sagt die Sozialphilosophin Eva von Redecker: Würden sie realistisch eingepreist, ließen sich keine Profite mehr erwirtschaften – dann wäre die ökonomische Wachstumslogik als Illusion entlarvt.
In der Geschichte der Philosophie hat eine ähnliche Verdrängung und Ausgrenzung stattgefunden: Weibliche Stimmen, auch feministische und queerfeministische Ansätze, die die sozialen und materiellen Voraussetzungen etwa von Autonomie und Freiheit mitdenken, fanden in der Philosophie lange Zeit kaum Gehör.

Ideal des freien Subjekts

Das Leitbild des autonomen Subjekts war lange ein heimlich männliches, seine Freiheit wurde vor allem als Freiheit von anderen gedacht. Entscheidende Bedingungen für die Verwirklichung dieses Ideals kommen im Bild jedoch nicht vor, so von Redecker:

Sie haben kein vernünftiges, freies Subjekt, wenn das nicht geboren wird, wenn das nicht gefüttert wird, wenn das nicht erzogen wird, wenn das nicht getröstet wird, wenn nicht all das im Untergrund, im Hintergrund, rundherum mitläuft.

Eve von Redecker, Sozialphilosophin

Eine Ökonomie, die den Erhalt von Leben und die Regeneration von Ressourcen ins Zentrum stellt – statt Profitmaximierung und Konkurrenz – ist möglich, davon ist Eva von Redecker überzeugt. Und gerade die abgespaltenen Perspektiven der feministischen Philosophie könnten die verdrängten Aspekte unserer Lebensweise besonders gut sichtbar machen.

Erhalt des Lebens im Zentrum

Weil feministische Ansätze in der Philosophie die basalen Voraussetzungen des Lebens also mitdenken, können sie auch besonders fruchtbar gemacht werden, wenn es heute darum geht, alternative Lebens- und Wirtschaftsweisen zu entwickeln, als Gegenentwürfe zum Raubbau des kapitalistischen Systems an unseren Lebensgrundlagen.
Porträt von Eva von Redecker. Eine blonde Frau mit Brille, die direkt in die Kamera schaut.
Eva von Redecker schreibt über feministische Philosophie, Eigentumsformen und Freiheit als ein Gut, das nicht abstrakt gegeben ist, sondern gemeinsam hergestellt werden muss.© Paula Winker
Von Redecker sieht den entscheidenden Ausweg aus der Klimakrise und den von Unterdrückung und Ungleichheit geprägten globalen Produktionsverhältnissen in einer Kreislaufwirtschaft, die nicht gewinn-, sondern bedürfnisorientiert ist.

Digitalisierung im Dienst der Kreislaufwirtschaft?

Wie ließe sich Digitalisierung in den Dienst einer bedürfnisorientierten Kreislaufwirtschaft stellen? Würde eine regenerative Ökonomie notwendig einen Verlust von Wohlstand nach sich ziehen? Und wie verschärft die zunehmende Spaltung zwischen arm und reich die gegenwärtige Krise? Auch darüber haben wir mit Eva von Redecker diskutiert.

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