Philosophin Susan Neiman über Trump

"Psychisch instabiler und neofaschistischer Ignorant"

Die US-Philosophin, Autorin und Leiterin des Potsdamer Einsteinforums, Susan Neiman, aufgenommen 2015
Die US-Philosophin, Autorin und Leiterin des Potsdamer Einsteinforums, Susan Neiman © picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Susan Neiman im Gespräch mit Axel Rahmlow |
Hatten die Demokraten die falsche Kandidatin? Für Susan Neiman wäre Bernie Sanders in der Lage gewesen, Trump zu besiegen. Im Interview macht sie Rassismus für dessen Wahlsieg verantwortlich: "Das Gefühl war, das Weiße Haus soll wieder weiß werden."
"Ich kenne keine Wahl, die so direkt gegen die Vernunft gegangen ist."
Das sagte Susan Neimann, amerikanische Philosophin und Direktorin des Einstein Forum in Potsdam, im Deutschlandradio Kultur nach dem Sieg Donald Trumps bei den Präsidentschaftswahlen in den USA.
"Es war eigentlich nicht vorstellbar, dass so ein psychisch instabiler Ignorant und neofaschistischer – und das Wort benutze ich wirklich sehr selten – Kandidat, der so einen schlechten Wahlkampf geführt hat, so weit kommen könnte. Es ist historisch und es ist historisch wirklich eine extrem schlechte Nachricht."

"Ein Ablehnen von dem Weiter-so-wie-vorher"

Mit Analysen sollte man nun aber nicht allzu schnell sein, so Neiman weiter. "Es ist ein Schock und es wird dauern, bis wir wirklich verstehen, was passiert ist." Dennoch sieht die Philosophin in der Kandidatin Hillary Clinton eines der Hauptprobleme. "Bernie Sanders hätte höchstwahrscheinlich gewonnen." Das hätten alle Umfragen bei den Vorwahlen gezeigt. Sie selbst glaube das auch, so Neiman.
"Er hat die Wahrheit gesagt. Hillary Clinton vertritt diese globale, neoliberale Ordnung, die viele Menschen spüren, nicht mehr geht."
Viele hätten daher nicht gewählt.
"Die Millionen von jungen Sanders-Anhängern, auch Schwarze, sind einfach nicht wählen gegangen. Es ist ein Sieg für Trump, aber es ist vor allem ein Ablehnen von dem Weiter-so-wie-vorher, weil das System ist gebrochen."

"Es war ganz deutlich der Rassismus"

Trump sei der Anti-Obama gewesen – kein Intellektueller, kein Kosmopolit, sondern jemand, der vor allem Vulgarität verkörpere.
"Es war ganz deutlich der Rassismus", so Susan Neiman zum Wahlausgang.
"In der Tat war das ein Gefühl: Das Weiße Haus soll wieder weiß werden, wir wollen diese Macht nicht an diese Leute weitergeben."