Physik leicht gemacht
Lewis C. Epsteins Buch "Denksport Physik" hilft in spielerischer Weise bei den Fragen nach den Hintergründen der Technik, die uns umgibt. Nicht die einzelnen technischen Gegenstände stehen im Mittelpunkt, sondern die Physik, die dabei eine Rolle spielt: Alltagsphysik als Denksport. In den USA erstmals 1979 erschienen, ist das Buch ein populärer Physik-Klassiker geworden und erscheint jetzt als deutsche Erstausgabe.
"Thinking Physics" heißt die amerikanische Originalausgabe dieses Klassikers von Lewis C. Epstein. Wer dieses Buch liest, wird die Natur hinterher anders wahrnehmen, wird tatsächlich "Physik denken" und erkennen, wo überall Physik in unserem Alltag vorkommt. Ob der deutsche Titel "Denksport Physik" so glücklich gewählt ist, darüber kann man streiten. Aber das ist auch fast schon das Einzige, was man an diesem grandiosen Physikbuch bemängeln kann.
Physikbuch? Und der Untertitel lautet auch noch "Fragen und Antworten"! Klingt das nicht dramatisch nach Schulzeiten? Ja. Aber der Physik-Unterricht in der Schule hatte allzu oft den Anschein, Physik habe wenig mit der Natur, dafür um so mehr viel mit Kreide und Tafel zu tun. Dagegen zeigt Epstein, wie man es richtig macht: Kurzweilig, pfiffig und dennoch wissenschaftlich immer auf der Höhe, weiß er den Leser einzunehmen. Dieses dicke Taschenbuch knackt auch noch den letzten Physikmuffel.
Denn Physik ist überall: Ob im Kühlschrank oder in der Achterbahn, in der Regenwolke oder im Spiegel, im Strom oder in der Abenddämmerung - überall steckt Physik drin, die vermeintlich so spröde und lebensferne Naturwissenschaft. Lewis C. Epstein stellt mehr als 300 Fragen aus vielen Bereichen. Die Hauptgebiete sind Mechanik, Strömungslehre, Wärme, Schwingungen, Licht, Elektrizität und Magnetismus, Relativität und Quanten, die er jeweils mit kurzen Texten einführt. Epstein gibt meist vier Varianten für die Antwort vor. Statt "Wer wird Millionär?" heißt es in diesem Buch "Wer wird Physiker?" - und verlieren kann man gar nicht.
Einige Beispiele: Wo dauert die Dämmerung länger? In Kopenhagen oder in Kairo? In Kopenhagen, denn dort dreht man sich an der Erdoberfläche langsamer als im südlichen Kairo - entsprechend bleibt man im Norden länger im Dämmerungsbereich der Erde.
Herrscht in einer Höhle tief unter der Erdoberfläche mehr, weniger oder gleich viel Schwerkraft wie an der Oberfläche? Weniger, denn ein Teil der anziehenden Erdmasse ist über einem. In einer Höhle genau in der Mitte der Erde würde man schwerelos schweben wie in einem Raumschiff.
Wasser auf Meereshöhe siedet bei 100 Grad Celsius und gefriert bei 0 Grad Celsius. Was passiert bei höherem Luftdruck? Dann siedet das Wasser erst bei höherer Temperatur, aber Eis schmilzt bereits bei geringerer.
Kühlbehälter in Supermärkten verschwenden viel elektrische Energie. Die Produkte werden mal in offenen Truhen, mal in Truhen mit Abdeckung, mal in Regalen mit oder ohne Türen angeboten. Was ist die sinnvollste Art? Regale ohne Türen sind am verschwenderischsten. Denn kalte Luft ist schwerer als warme. Also fällt aus dem offenen Regal ständig die gekühlte Luft heraus. Truhen mit Abdeckung sind am sparsamsten - die kalte Luft bleibt drin und kommt auch nur selten in Kontakt mit der warmen Luft.
Jede Frage wird ausführlich beantwortet - witzige Schwarz-Weiß-Illustrationen helfen, die physikalische Hintergründe zu verstehen. Die vielen Zeichnungen geben dem Buch schon beim flüchtigen Durchblättern einen sehr lockeren Charakter. Es gibt zwar ein Stichwort- und Namensregister - leider aber kein richtiges Inhaltsverzeichnis. Das Wiederfinden der Fragen ist manchmal etwas mühsam. Die wenigen Formeln, die im Buch auftauchen, sind meist so einfach, dass die Grundrechenarten völlig ausreichen.
Epstein bittet, man möge sein Buch nicht von vorne nach hinten durchlesen. Hat man eine Frage gelesen, lege man das Buch weg, empfiehlt der Autor. Hat man selbst darüber nachgedacht, kann man die Antwort und Erklärung lesen. Die Leser werden häufiger daneben liegen, denn die Fragen sind oft gerade so ausgewählt, dass die zunächst nicht erwartete Lösung zutrifft. Kein Grund zum Grämen: An manchen Problemen haben die Physiker Jahrhunderte geknobelt. Wer aber beim "Denksport Physik" mitmacht, der wird - so verspricht es der Autor - mit der Zeit auch ganz ohne Mathematik ein intuitives Verständnis von Physik entwickeln.
Lewis C. Epstein sollte es wissen: Er lehrte jahrezehntelang Physik am City College in San Francisco. Inzwischen ist er im Ruhestand. Er hat Tausende von Studenten ausgebildet - und sie oft mit cleveren Fragen auf den richtigen Weg gebracht. "Denksport Physik" ist im Original bereits 1979 erschienen und liegt in den USA mittlerweile in 16. Auflage vor. Es war lange überfällig, dass dieses Kultbuch nun auch in Deutsch zu lesen ist.
Rezensiert von Dirk Lorenzen
Lewis C. Epstein: "Denksport Physik. Fragen und Antworten"
Übersetzt von Hans-Erhard Lessing
Dtv Verlag 2006
580 Seiten. 19.50 Euro
Physikbuch? Und der Untertitel lautet auch noch "Fragen und Antworten"! Klingt das nicht dramatisch nach Schulzeiten? Ja. Aber der Physik-Unterricht in der Schule hatte allzu oft den Anschein, Physik habe wenig mit der Natur, dafür um so mehr viel mit Kreide und Tafel zu tun. Dagegen zeigt Epstein, wie man es richtig macht: Kurzweilig, pfiffig und dennoch wissenschaftlich immer auf der Höhe, weiß er den Leser einzunehmen. Dieses dicke Taschenbuch knackt auch noch den letzten Physikmuffel.
Denn Physik ist überall: Ob im Kühlschrank oder in der Achterbahn, in der Regenwolke oder im Spiegel, im Strom oder in der Abenddämmerung - überall steckt Physik drin, die vermeintlich so spröde und lebensferne Naturwissenschaft. Lewis C. Epstein stellt mehr als 300 Fragen aus vielen Bereichen. Die Hauptgebiete sind Mechanik, Strömungslehre, Wärme, Schwingungen, Licht, Elektrizität und Magnetismus, Relativität und Quanten, die er jeweils mit kurzen Texten einführt. Epstein gibt meist vier Varianten für die Antwort vor. Statt "Wer wird Millionär?" heißt es in diesem Buch "Wer wird Physiker?" - und verlieren kann man gar nicht.
Einige Beispiele: Wo dauert die Dämmerung länger? In Kopenhagen oder in Kairo? In Kopenhagen, denn dort dreht man sich an der Erdoberfläche langsamer als im südlichen Kairo - entsprechend bleibt man im Norden länger im Dämmerungsbereich der Erde.
Herrscht in einer Höhle tief unter der Erdoberfläche mehr, weniger oder gleich viel Schwerkraft wie an der Oberfläche? Weniger, denn ein Teil der anziehenden Erdmasse ist über einem. In einer Höhle genau in der Mitte der Erde würde man schwerelos schweben wie in einem Raumschiff.
Wasser auf Meereshöhe siedet bei 100 Grad Celsius und gefriert bei 0 Grad Celsius. Was passiert bei höherem Luftdruck? Dann siedet das Wasser erst bei höherer Temperatur, aber Eis schmilzt bereits bei geringerer.
Kühlbehälter in Supermärkten verschwenden viel elektrische Energie. Die Produkte werden mal in offenen Truhen, mal in Truhen mit Abdeckung, mal in Regalen mit oder ohne Türen angeboten. Was ist die sinnvollste Art? Regale ohne Türen sind am verschwenderischsten. Denn kalte Luft ist schwerer als warme. Also fällt aus dem offenen Regal ständig die gekühlte Luft heraus. Truhen mit Abdeckung sind am sparsamsten - die kalte Luft bleibt drin und kommt auch nur selten in Kontakt mit der warmen Luft.
Jede Frage wird ausführlich beantwortet - witzige Schwarz-Weiß-Illustrationen helfen, die physikalische Hintergründe zu verstehen. Die vielen Zeichnungen geben dem Buch schon beim flüchtigen Durchblättern einen sehr lockeren Charakter. Es gibt zwar ein Stichwort- und Namensregister - leider aber kein richtiges Inhaltsverzeichnis. Das Wiederfinden der Fragen ist manchmal etwas mühsam. Die wenigen Formeln, die im Buch auftauchen, sind meist so einfach, dass die Grundrechenarten völlig ausreichen.
Epstein bittet, man möge sein Buch nicht von vorne nach hinten durchlesen. Hat man eine Frage gelesen, lege man das Buch weg, empfiehlt der Autor. Hat man selbst darüber nachgedacht, kann man die Antwort und Erklärung lesen. Die Leser werden häufiger daneben liegen, denn die Fragen sind oft gerade so ausgewählt, dass die zunächst nicht erwartete Lösung zutrifft. Kein Grund zum Grämen: An manchen Problemen haben die Physiker Jahrhunderte geknobelt. Wer aber beim "Denksport Physik" mitmacht, der wird - so verspricht es der Autor - mit der Zeit auch ganz ohne Mathematik ein intuitives Verständnis von Physik entwickeln.
Lewis C. Epstein sollte es wissen: Er lehrte jahrezehntelang Physik am City College in San Francisco. Inzwischen ist er im Ruhestand. Er hat Tausende von Studenten ausgebildet - und sie oft mit cleveren Fragen auf den richtigen Weg gebracht. "Denksport Physik" ist im Original bereits 1979 erschienen und liegt in den USA mittlerweile in 16. Auflage vor. Es war lange überfällig, dass dieses Kultbuch nun auch in Deutsch zu lesen ist.
Rezensiert von Dirk Lorenzen
Lewis C. Epstein: "Denksport Physik. Fragen und Antworten"
Übersetzt von Hans-Erhard Lessing
Dtv Verlag 2006
580 Seiten. 19.50 Euro