Wirkmächtige Inszenierung
Das Piccolo Theater Cottbus geriet mit dem Stück „KRG“ in den Fokus der AfD: Sie stellte eine Kleine Anfrage im Brandenburger Landtag wohl auch mit dem Ziel, die Arbeit der Jugendlichen in Misskredit zu bringen. Aber es kam anders.
Dass die AfD gegen unliebsame Theaterinszenierungen kämpft, ist nicht neu. Kürzlich forderte deren kulturpolitischer Sprecher im Bundestag Marc Jongen Subventionskürzungen. Es gab bereits Klagen gegen Stücke und Störungen einzelner Inszenierungen. Ulrich Khuon, der Präsident des Bühnenvereins, meinte deshalb vor einigen Tagen, im Grunde werde alles, was nicht AfD ist, als "linksversifft" bezeichnet.
In Brandenburg hat es die AfD offenbar auf das Piccolo Jugendtheater in Cottbus abgesehen. Stein des Anstoßes ist das Stück "KRG", das heute Abend wieder auf die Bühne kam.
Was, wenn keiner einen haben will?
Unsere Theaterkritikerin Sylvia Belka-Lorenz war vor Ort. Im Deutschlandfunk Kultur berichtet sie, dass das Stück "KRG", was für Krieg steht, "ein grausiges Gedankenspiel" auf die Bühne bringt: "Stell dir vor, es ist Krieg – und zwar nicht irgendwo auf der Welt, sondern hier bei uns, vor der Haustür. Wohin flieht man denn dann? Und was, wenn keiner einen haben will, wenn man die Sprache nicht kann? Wenn aus Menschen erster Klasse Flüchtlinge werden?"
Die "herausragende Arbeit" wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und ist auf verschiedenen Festivals gefeiert worden. Doch dann gab es im Oktober im Brandenburger Landtag eine Kleine Anfrage der AfD. Sie wollte wissen: Wie und warum wird das Piccolo Theater gefördert? Und wie viele Stücke mit dezidiert aktuellem gesellschaftlichem oder politischem Bezug wurden und werden im Piccolo aufgeführt?
Stehende Ovationen
Daraufhin wurde "KRG" noch einmal auf den Spielplan gesetzt und der komplette Landtag eingeladen. Doch "nicht ein einziger kam", berichtet Belka-Lorenz. Dafür war das "Haus restlos voll", was "keine Selbstverständlichkeit" in Cottbus ist. Lehrer kamen mit ihren Schulklassen und am Ende gab es stehende Ovationen. "Eine bessere PR, als dass man von der AfD aufs Korn genommen wird, hätten sie eigentlich niemals bekommen können."
Aber auch die Jugendlichen kamen gestärkt und euphorisch aus dem Abend: "Dass die mit ihrer Arbeit als Amateure, als Jugendliche eine solche Wirkung erzielen und Thema im Landtag werden - wer kann sowas schon von sich sagen? Diese Euphorie ist von der Bühne übergeschwappt auf das Publikum. Insofern war es ein Lehrstück über die Kraft des Theaters", sagt Belka-Lorenz: "Heute Abend hat sich die junge Generation mit dieser Wirkmächtigkeit erlebt."