Im Herbst 2019 besuchte Deutschlandfunk Kultur-Reporter Max Böhnel die Ausstellung "Pierre Cardin: Future Fashion" in New York und sprach dafür mit den Ausstellungsmachern und Weggefährten des Designers:
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Der Erfinder der futuristischen Mode
Der Modeschöpfer Pierre Cardin ist im Alter von 98 Jahren gestorben. Im vergangenen Jahr wurde seine "Future Fashion" in einer New Yorker Ausstellung gewürdigt.
Nach Brooklyn schaffte es Pierre Cardin nie. Dafür aber ließ er den New Yorkern aus Paris ausrichten, dass er schon als Kind vom Weltall und vom Mond träumte. Und dass er sich sehr freue, Teil der 50-Jahre-Feierlichkeiten zur Mondlandung zu sein. Diese Botschaft sandte der Modeschöpfer im vergangenen Jahr über den Atlantik anlässlich einer Ausstellung dort, die sein Schaffen würdigte.
Nun wurde bekannt, dass der Pariser Modeschöpfer im Alter von 98 Jahren in einem Krankenhaus in Neuilly bei Paris gestorben ist. Mehrere Medien in Frankreich vermeldeten am Dienstag seinen Tod, darunter die französische Nachrichtenagentur AFP, die sich dabei auf eine Mitteilung von Cardins Familie berief.
Nun wurde bekannt, dass der Pariser Modeschöpfer im Alter von 98 Jahren in einem Krankenhaus in Neuilly bei Paris gestorben ist. Mehrere Medien in Frankreich vermeldeten am Dienstag seinen Tod, darunter die französische Nachrichtenagentur AFP, die sich dabei auf eine Mitteilung von Cardins Familie berief.
Mode für die Masse
Der 1922 in Italien geborene Cardin begründete aber nicht nur die futuristische Mode - neben Paco Rabanne und André Courrèges -, sondern er gilt auch als einer der ersten seiner Branche, der Mode für die Masse entwarf.
Stilprägend für ihn wurde, dass er Anfang der 1960er-Jahre seine Mannequins in astronautenähnlichen Anzügen und mit Helm über den Laufsteg schickte. Mehr als 150 dieser Objekte, viele davon aus den Beständen Cardins waren zuletzt in New York zu sehen und dokumentierten so sein Schaffen, auf das das beginnende Weltraumzeitalter einen so enormen Einfluss ausübte.
Stilprägend für ihn wurde, dass er Anfang der 1960er-Jahre seine Mannequins in astronautenähnlichen Anzügen und mit Helm über den Laufsteg schickte. Mehr als 150 dieser Objekte, viele davon aus den Beständen Cardins waren zuletzt in New York zu sehen und dokumentierten so sein Schaffen, auf das das beginnende Weltraumzeitalter einen so enormen Einfluss ausübte.
Lorna Hemings, die für Fachzeitschriften über Modegeschichte schreibt, fasste Cardins futuristische Entwürfe so zusammen: "Seine Ästhetik ist auf das Wesentliche beschränkt und gleichzeitig erlebt der Minimalismus ein Revival. Inspirieren ließ sich Cardin von den Raumfahrtprogrammen der USA und der Sowjetunion. Er passte seine Kreationen nicht dem menschlichen Körper an, sondern eher umgekehrt. Viele erinnern an Panzerungen, als wären sie Skulpturentwürfe für das Weltraumzeitalter."
Hochwertige Kleidung zu erschwinglichen Preisen
1959 hatte Cardin als erster Konfektionskleidung – prêt-à-porter – für den Weltmarkt geschaffen, hochwertige Kleidung zu einigermaßen erschwinglichen Preisen für ein Massenpublikum. Und er war auch der erste, der seinen Namen für das Lizenzgeschäft nutzte.
Helme, Gesichtsvisiere, Gürtel, Röcke, Tuniken, Westen und Bodysuits aus Vinyl und Plexiglas, dazu Stiefel mit flachen Absätzen – metallisch, leuchtend, für damalige Verhältnisse avantgardistisch und futuristisch waren dabei wesentliche Elemente seiner Schauen.
Wenn er ein Kleid entwerfe, dann schwebe ihm nicht ein Frauenkörper vor. Für ihn sei es vielmehr wichtig gewesen, die Kreationen unabhängig vom Geschlecht zu entwerfen. Der Körper müsse sich seiner Mode anpassen.
Großer Einfluss auf die Arbeit anderer Designer
Der Kurator dieser letzten New York-Ausstellung, Matthew Yokobosky, sagte über Pierre Cardin: "Man kann seinen Einfluss erkennen in den Arbeiten von Designern, die bei ihm angestellt waren oder die ihm nahestanden. Zum Beispiel Jean-Paul Gaultier, der mit ihm in den 1970ern zusammenarbeitete. Da gibt es einen deutlichen Zusammenhang. Und dann natürlich Gaultiers Assistent Martin Margiela. Er schließt an Cardins Entwürfe von Unisex-Kleidung an. Wenn ich mich in den Designerstudios umsehe, dann kommt einem schon oft der Gedanke: Oh Gott, das ist ja Pierre Cardin."
Auf die Frage, wie er sich Mode in 50 Jahren vorstelle, antwortete Cardin den Ausstellungsmachern, Frauen würden Glockenhüte aus Plexiglas und Röhrenkleidung tragen, und die Männer bogenförmige Hosen und Tunikas aus kinetischer Energie. Und Spaziergänger auf dem Mond oder Mars würden vielleicht einmal seine Cosmocorps-Entwürfe tragen, fügte der 97-Jährige dann noch humorvoll hinzu. Bis ins hohe Alter hinein entwarf Cardin Kollektionen. Und immer mit einem Blick in eine große Zukunft.