"Pietätloser" Umgang mit dem Holocaust-Mahnmal

Anlässlich des Jahrestags der Eröffnung des Holocaust-Mahnmals hat der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, davor gewarnt, die Gedenkstätten an den authentischen Orten zu vernachlässigen.
Kramer erläuterte am Dienstag im Deutschlandradio Kultur, bei der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gehe es nicht nur um Faktenwissen, sondern auch darum, die Ereignisse emotional zu erfassen, sofern das möglich sei. Diesen Schritt könne ein nicht-authentischer Ort wie das Stelenfeld in der Mitte Berlins nicht leisten. Wenn es aber durch das Mahnmal gelinge, die Besucher "für das Thema zu sensibilisieren, sie zumindest in einem ersten Schritt vielleicht auch unemotional zu erreichen und damit den Eingang zu öffnen, um sich weiter mit dem Thema auseinander zu setzen, dann ist das ein ganz wichtiger Beitrag". Das Mahnmal sollte aber in das Ensemble der Gedenkstätten eingebaut werden, um Emotionalität zu ermöglichen, so Kramer.

Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland kritisierte das mitunter legere Verhalten der Besucher am Holocaust-Mahnmal. Bei einem breiten Teil der Öffentlichkeit gebe es offenbar kein Bewusstsein dafür, dass es "pietätlos ist, zum Beispiel auf dem Mahnmal sonnenzubaden oder sich in Kiosken bzw. in Würstchenbuden zu betätigen". Laut Kramer sollte in den kommenden Jahren aber eine Diskussion geführt werden, "um das Selbstverständnis des Holocaust-Mahnmals noch genauer zu definieren".

Das vollständige Gespräch mit Stephan Kramer können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.
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