Fliegen als Lifestyle
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Auf Instagram boomen Accounts von Reise-Influencern. Eine Untersparte: Piloten, die ihre Einsätze inszenieren. Nach Themen wie Klimawandel oder Nachhaltigkeit hat die Kulturwissenschaftlerin Vera Klocke dort vergeblich gesucht.
Es geht wieder los: Die Bundesregierung macht das Reisen leichter, ab dem 1. Juli gilt eine Reisewarnung nur noch für Risikogebiete mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200. Und die große Mehrheit der Bevölkerung will das nutzen, plant 2021 zu verreisen. Perfekte Voraussetzungen derzeit also für Reise-Influencer, die für Hotels, Fluglinien und anderes werben.
Normschön und sportlich, mit Hochglanzaufnahmen
Auch einige Piloten inszenieren sich auf Instagram als Reise-Influencer, normschön und sportlich, mit Hochglanzaufnahmen von Frühstücksbuffets und Hotelpools, in Uniform und aus dem Cockpit. Am bekanntesten seien die Accounts "pilotmadeleine" (1,3 Millionen Follower), "jonas_sofly" (113.000 Follower) oder "pilotpatrick" (788.000 Follower), sagt die Kulturwissenschaftlerin Vera Klocke, die gemeinsam mit Freya Herrmann den Podcast "Fashion the Gaze" produziert.
"'Pilotpatrick' ist super interessant. Er ist extrem populär, hat sehr viele Follower und veröffentlicht regelmäßige Inhalte zum Fliegen. Er macht zum Beispiel Filme darüber, was alles in sein Handgepäck gehört, und bespricht die Businessclass verschiedener Fluggesellschaften. Das heißt, es geht es die ganze Zeit darum, Fliegen als Lifestyle zu inszenieren", sagt Klocke.
Pilotinnen inszenieren sich anders
Das alles werde dann dazu genutzt, um für bestimmte Produkte, Hotels oder anderes Werbung zu machen. Dabei mache es durchaus einen Unterschied, ob sich ein Pilot oder eine Pilotin auf Instagram inszeniere, sagt Klocke:
"Bei den Accounts von den männlichen Piloten ist es so, dass sie sehr stark technisches Know-how in den Vordergrund stellen. Das heißt, wir sehen sie sehr oft im Cockpit sitzen. Es sind recht klassische Männlichkeitsinszenierungen."
Bei den Frauen wiederum gehe es viel weniger um die technischen Aspekte und mehr "um die Inszenierung der eigenen Person, am Strand zum Beispiel, also an den Reisezielen".
Themen wie Klimawandel oder Nachhaltigkeit finden auf diesen Accounts nicht statt – weswegen Klocke die Beiträge "sehr einseitig" findet.
Man dürfe die Zahl der Menschen, die sich für das Fliegen interessierten, nicht unterschätzen, sagt sie. Das sichert den Influencern die Fanbase, und deswegen könne ihre Erzählung auch lauten: Wir wären sowieso da.
(nho)