Pilotenstreik und Flugausfälle

Der Markt wendet sich gegen Ryanair

Flugzeuge der Ryanair auf dem Flughafen Brüssel-Charleroi, aufgenommen am 10.8.2018: Die Piloten der irischen Billigfluggesellschaft streiken in mehreren Ländern Europas.
Boeing 737 des Billigfliegers Ryanair: Die Zeiten der schlechten Bedingungen für Mitarbeiter scheinen vorbei. © picture alliance / dpa / Virginie Lefour / BELGA
Ute Welty im Gespräch mit Klaus Heiner Röhl |
Der Pilotenstreik bei Ryanair zeigt der Führung des Unternehmens, dass sie nicht mehr alles machen kann, was sie will. Die Mitarbeiter des Billigfliegers profitieren von etwas, das bisher eher ihren Chefs bei der Durchsetzung von Interessen half: Marktmacht.
Ryanair unter Druck - der größte Pilotenstreik in der Geschichte des irischen Billigfliegers hat für Hunderte von Flugausfällen gesorgt. Schwerpunkt des Ausstands ist Deutschland, doch auch Piloten in Belgien, Schweden und Irland setzen sich heute nicht hinter den Steuerknüppel.
Die Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern des Unternehmens ist immens - sowohl Bezahlung wie auch die Arbeitsbedingungen sind Gegenstand heftiger Kritik. Erst seit vergangenen Dezember erkennt Ryanair überhaupt Gewerkschaften an. Ironischerweise könnte der Unternehmensführung nun auf die Füße fallen, wovon sie bisher immer profitiert hat: der Marktmacht.

Gewinn zu Lasten der Arbeitnehmer

Denn die liegt nun nicht mehr nur beim Unternehmen, sondern immer mehr auch bei den Mitarbeitern. Grund: Der Wandel am Arbeitsmarkt. Piloten, Techniker und Fachkräfte sind nicht mehr so einfach zu bekommen.
Bisher sei es so gewesen, dass junge Piloten, die keinen Job fanden, bei Ryanair anfingen, sagte Klaus Heiner Röhl, Wettbewerbsexperte beim Institut der Deutschen Wirtschaft, im Deutschlandfunk Kultur. Dann aber auch schnell wechselten, wenn sich die Gelegenheit bot. Und gerade im vergangenen Jahr hätten Piloten Ryanair "massenhaft" verlassen, sagte Röhl: "auch zu anderen Billigfliegern".
"Das setzt Ryanair natürlich unter Druck", so der Experte. Piloten und auch die Kabinenbesatzungen spürten, dass ihre Marktmacht steige.
Leere Check-in Schalter der Fluggesellschaft Ryanair im Terminal 2 des Flughafen Frankfurt. 
Auswirkungen des Pilotenstreiks: Leere Check in-Schalter von Ryanair im Terminal 2 des Flughafen Frankfurt© dpa-Bildfunk / Silas Stein
"Gewinn machen zu Lasten der Arbeitnehmer funktioniert nicht auf Dauer", betonte Röhl. Ryanair habe das lange "brachial versucht". Und das habe auch unter den ehemaligen Bedingungen funktioniert - was wohl auch daran liege, dass es nicht überall die "deutsche Kultur mit stark ausgebauten Arbeitnehmerrechten" gebe.

Auch die Kunden nehmen Einfluss

Nun scheitere der Billigflieger mit der Strategie aber zunehmend. Auf Dauer könne man nicht immer in das Land gehen, das gerade die wenigsten Arbeitnehmerrechte biete und am wenigsten Auflagen habe.
Auch die Kunden könnten im Übrigen Einfluss nehmen, sagte Röhl. Und würden das auch bereits tun: "Wenn ich die Möglichkeit habe, zwischen zwei Airlines auszuwählen auf einer bestimmten Strecke, dann haben natürlich viele Leute - und ich habe das auch so gemacht - eher nicht Ryanair gewählt." Die schlechte Stimmung bei Ryanair habe man als Kunde in der Vergangenheit sogar an Bord gespürt, sagte Röhl. (ahe)
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