"Pink Floyd - The Mortal Remains"
ab 13. Mai 2017 im Victoria & Albert Museum in London
weitere Informationen hier
Die Architektur der Vergöttlichung
Sie gehören zu den ganz Großen der Pop- und Rockgeschichte - der Weg ins Museum ist da nur folgerichtig. Das Victoria & Albert Museum in London hat sich an das Großprojekt gewagt. Einen Ehrenplatz hat die Pyramide vom Album "Dark Side of the Moon".
Das fliegende Schwein ist natürlich auch wieder da. Es schwebt über der Nachbildung der Battersea Power Station, des ehemaligen Kohlekraftwerks an der Themse. Die Band wollte das aufblasbare Schwein auf ihrem Cover als Metapher für eine kritische Reflexion menschlicher Eigenschaften.
Gleich neben dem fliegenden Schwein über dem Kohlekraftwerk ist die Mauer rekonstruiert, "The Wall". Sie ist höher als damals auf der Bühne, nachgebaut aber von der gleichen Architektur-Firma "Stufish". Pink Floyd liebte es gigantomanisch und bombastisch, die Ausstellung bildet das alles höchst aufwendig noch einmal nach. Ray Winkler, ein Deutsch-Brite, ist der Design-Direktor von Stufish:
"Wenn man es sich überlegt, dann haben die Pharaonen, die Päpste und die Popstars alle irgendwie mit der Architektur gespielt als ihre Vergöttlichung. Wir als Entertainment-Architekten verstehen diesen Gedankensinn sehr gut."
Aufwändige Recherche
Die Kuratoren in London haben keine Mühen gescheut, weltweit Instrumente, Notizen, Plakate oder eben die aufblasbaren Figuren aus "The Wall" aufzutreiben. Das Victoria & Albert Museum spürte das "Strafbüchlein" aus der Schule in Cambridge auf, die Syd Barrett, David Gilmour und Roger Waters besuchten. Die Tyrannei seiner Lehrer inspirierte Waters zu seiner Hymne:
"Ich hätte damals nicht geglaubt, dass Pink Floyd einmal einen solchen Erfolg haben würde", gesteht Aubrey Powell. Seine Designfirma wurde später stilprägend für die Band. "Wir kamen alle aus Cambridge nach London und hingen dort zusammen ab. Sie spielten in sehr kleinen Clubs für die Underground-Szene. Ich dachte, das wird nach ein paar Jahren verblassen."
Ein Raum der Pink-Floyd-Schau zeigt ausschließlich die Cover der Alben, die Powells Firma Hipgnosis entwarf. Natürlich mit dem Foto der beiden Geschäftsmänner aus Los Angeles, von denen einer lichterloh brennt, vom Album "Wish you were here".
Pyramide als Sinnbild
Das berühmte Prisma auf "The Dark Side of the Moon", durch das sich das Licht in seine Spektralfarben bricht und innen im Album als Tonfrequenz ausschlägt, hat eine eigene Dunkelkammer erhalten. Der verstorbene Storm Thorgerson hatte mit Aubrey Powell die Idee.
"Es verbindet sich so viel Mystisches mit Pyramiden, in ihrer Form oder als Kreiszahl Pi. Wir beide dachten, das steht sinnbildlich für Pink Floyd. Wir zeigten die Pyramide den Bandmitgliedern und sie sagten: das ist es, das ist es."
Pink Floyd gaben sich gerne rätselhaft, die Musiker versteckten sich hinter den gigantischen visuellen Effekten oder der besagten Wand. Vielleicht auch deswegen macht die Ausstellung um den Zwist, der zwischen Roger Waters und David Gilmour ausbrach, einen Bogen.
Um Geld ging es dabei nicht, eher um die Frage, wie sich Pink Floyd weiter entwickeln sollten. "The Mortal Remains" – die sterblichen Überreste, lautet der gar nicht so ironisch gemeinte Untertitel der Ausstellung. Pink Floyd machten den Drogentod und Wahnsinn ihres ersten Sängers Syd Barrett immer wieder zum Thema, von dem sie wünschten, er wäre hier: "Wish you were here". Er solle weiterleuchten wie ein verrückter Diamant: "Shine on you Crazy Diamond".