Pionier der Krebsforschung
Seine Forschungen in der Röntgenmedizin waren bahnbrechend. Als Philosoph fragte er nach den Grenzen des technisch Machbaren. Außerdem war er erfolgreicher Unternehmer, Zeitungsverleger, Reichstagsabgeordneter für die katholische Zentrumspartei und ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten.
Technisch begabt war er ganz offensichtlich, der 1881 als jüngstes Kind einer Aschaffenburger Industriellenfamilie geborene Friedrich Dessauer. Als Vierzehnjähriger las er von Conrad Röntgens bahnbrechender Entdeckung der X-Strahlen und beschloss, selbst einen Röntgenapparat zu bauen. Zwei Jahre später hatte er es geschafft, und der – von Dessauers Physiklehrer - darüber informierte Röntgen ermutigte den jugendlichen Forscher ausdrücklich, auf diesem Weg weiter zu arbeiten. Dessauer begann 1899 ein Studium der Physik an der Universität München, musste es aber nach dem frühen Tod des Vaters zwei Jahre später abbrechen.
"Um zu experimentieren und zu forschen und um dafür die Mittel zu bekommen, gründete ich ein Laboratorium, eine kleine Fabrik, baute Röntgenapparate, elektromedizinische Apparate aller Art und blieb dabei 20 Jahre. Dabei wurde das Werk, mit vielen Sorgen und Mühen, aus kleinen Anfängen zu einem stattlichen Betrieb mit schließlich etwa 500 Angestellten."
Dabei betrat der Fabrikant Friedrich Dessauer auf vielen Gebieten wissenschaftliches Neuland. Anfangs konnte man zwar das Knochengerüst röntgen, dynamische Vorgänge im Körper, wie das Schlagen des Herzens oder die Bewegungen beim Schlucken, ließen sich aber mit dem Röntgenapparat nicht darstellen, obwohl sie natürlich für die medizinische Diagnostik wichtig waren. Angeregt von einem holländischen Arzt wandte sich Dessauer diesem Problem zu und konnte 1909 einen ersten Durchbruch erzielen.
"Zum ersten Mal gelang es von einem einzigen Herzschlag eine Serie von acht Aufnahmen zu machen, die automatisch von der Herzbewegung selber gesteuert, also eingeschaltet, und in ihrer Zeitdistanz bestimmt wurden. Und die dann in einem Film darzustellen, der dann auf der Naturforschertagung in Salzburg zum ersten Mal gezeigt wurde."
Während des Ersten Weltkrieges nahm Dessauer sein Physikstudium wieder auf und konnte es 1917 an der Universität Frankfurt abschließen. 1921 wurde er dort Leiter des neugegründeten, aus dem Verkauf seiner Fabrik finanzierten, Instituts für physikalische Grundlagen der Medizin. Hier konnte er sich ganz einer bis dahin ungelösten Frage der Therapie mit Röntgenstrahlen widmen.
"Wie packt ein Strahl, ein Röntgenstrahl, also eine Art Licht, im biologischen Gewebe an? Wie fasst diese Energie die Zelle an, die Einheit des Lebens, und verändert sie so, dass etwa Karzinomzellen zugrunde gehen, aber häufig die gesunde Umgebung, also andere Zellen, erhalten bleiben?"
Dessauers Forschungen zur Lösung dieses Problems machten ihn zu einem der Pioniere der damals so genannten Quantenbiologie. Anfang der zwanziger Jahre gelang ihm durch die Übertragung statistischer Methoden aus der Quantenphysik in die Analyse zellulärer Prozesse eine bessere Vorhersage der Wirksamkeit von Röntgenstrahlen in der Krebstherapie. Nach dem Ersten Weltkrieg war der Forscher auch politisch aktiv. Für die Zentrumspartei ging der gläubige Katholik in die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung und gehörte seit 1924 auch dem Berliner Reichstag an. Politisch eher auf dem linken Flügel der Partei angesiedelt, warnte er wiederholt vor dem Aufstieg der Nazis. Die rächten sich nach der Machtergreifung, indem sie den Professor 1934 in den Ruhestand versetzten, da sein Großvater Jude gewesen war. Friedrich Dessauer emigrierte bald darauf in die Türkei, wo er an der Universität Istanbul lehrte. Anfang der fünfziger Jahre kehrte er nach Frankfurt zurück. In seinen letzten Lebensjahren befasste er sich vor allem philosophisch mit den Konsequenzen der technischen Entwicklung, so in seinem Buch "Streit um die Technik".
"Wir sahen in den Tyranneien, in den Weltkriegen, dass die Techniker alles treu vollzogen. Sie haben mit Sorgfalt Spitäler gebaut, wunderbare Spitäler! Aber mit der gleichen Sorgfalt auch Vernichtungslager. Denn sie waren geschult, die Aufträge treu zu vollziehen."
Die lebenslange Beschäftigung mit Röntgenstrahlen ging auch an Friedrich Dessauer nicht spurlos vorüber. Mehr als hundert Hautoperationen musste er sich als Folge von Strahlenschäden unterziehen. Er starb am 16. Februar 1963 im Alter von 82 Jahren.
"Um zu experimentieren und zu forschen und um dafür die Mittel zu bekommen, gründete ich ein Laboratorium, eine kleine Fabrik, baute Röntgenapparate, elektromedizinische Apparate aller Art und blieb dabei 20 Jahre. Dabei wurde das Werk, mit vielen Sorgen und Mühen, aus kleinen Anfängen zu einem stattlichen Betrieb mit schließlich etwa 500 Angestellten."
Dabei betrat der Fabrikant Friedrich Dessauer auf vielen Gebieten wissenschaftliches Neuland. Anfangs konnte man zwar das Knochengerüst röntgen, dynamische Vorgänge im Körper, wie das Schlagen des Herzens oder die Bewegungen beim Schlucken, ließen sich aber mit dem Röntgenapparat nicht darstellen, obwohl sie natürlich für die medizinische Diagnostik wichtig waren. Angeregt von einem holländischen Arzt wandte sich Dessauer diesem Problem zu und konnte 1909 einen ersten Durchbruch erzielen.
"Zum ersten Mal gelang es von einem einzigen Herzschlag eine Serie von acht Aufnahmen zu machen, die automatisch von der Herzbewegung selber gesteuert, also eingeschaltet, und in ihrer Zeitdistanz bestimmt wurden. Und die dann in einem Film darzustellen, der dann auf der Naturforschertagung in Salzburg zum ersten Mal gezeigt wurde."
Während des Ersten Weltkrieges nahm Dessauer sein Physikstudium wieder auf und konnte es 1917 an der Universität Frankfurt abschließen. 1921 wurde er dort Leiter des neugegründeten, aus dem Verkauf seiner Fabrik finanzierten, Instituts für physikalische Grundlagen der Medizin. Hier konnte er sich ganz einer bis dahin ungelösten Frage der Therapie mit Röntgenstrahlen widmen.
"Wie packt ein Strahl, ein Röntgenstrahl, also eine Art Licht, im biologischen Gewebe an? Wie fasst diese Energie die Zelle an, die Einheit des Lebens, und verändert sie so, dass etwa Karzinomzellen zugrunde gehen, aber häufig die gesunde Umgebung, also andere Zellen, erhalten bleiben?"
Dessauers Forschungen zur Lösung dieses Problems machten ihn zu einem der Pioniere der damals so genannten Quantenbiologie. Anfang der zwanziger Jahre gelang ihm durch die Übertragung statistischer Methoden aus der Quantenphysik in die Analyse zellulärer Prozesse eine bessere Vorhersage der Wirksamkeit von Röntgenstrahlen in der Krebstherapie. Nach dem Ersten Weltkrieg war der Forscher auch politisch aktiv. Für die Zentrumspartei ging der gläubige Katholik in die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung und gehörte seit 1924 auch dem Berliner Reichstag an. Politisch eher auf dem linken Flügel der Partei angesiedelt, warnte er wiederholt vor dem Aufstieg der Nazis. Die rächten sich nach der Machtergreifung, indem sie den Professor 1934 in den Ruhestand versetzten, da sein Großvater Jude gewesen war. Friedrich Dessauer emigrierte bald darauf in die Türkei, wo er an der Universität Istanbul lehrte. Anfang der fünfziger Jahre kehrte er nach Frankfurt zurück. In seinen letzten Lebensjahren befasste er sich vor allem philosophisch mit den Konsequenzen der technischen Entwicklung, so in seinem Buch "Streit um die Technik".
"Wir sahen in den Tyranneien, in den Weltkriegen, dass die Techniker alles treu vollzogen. Sie haben mit Sorgfalt Spitäler gebaut, wunderbare Spitäler! Aber mit der gleichen Sorgfalt auch Vernichtungslager. Denn sie waren geschult, die Aufträge treu zu vollziehen."
Die lebenslange Beschäftigung mit Röntgenstrahlen ging auch an Friedrich Dessauer nicht spurlos vorüber. Mehr als hundert Hautoperationen musste er sich als Folge von Strahlenschäden unterziehen. Er starb am 16. Februar 1963 im Alter von 82 Jahren.